Skip to main content

Full text: Geologisch-geomorphologische Untersuchungen in der Iberischen Tiefsee zur Beurteilung von Vermischungs- und Transportfragen im Rahmen eines Monitoring-Programms für die Einbringung schwach radioaktiver Abfälle

- 31 - 
Die unnittelbare zeitliche Nähe der Eisdrift-Ereignisse läßt auf 
einen klinatischen Hintergrund bei der Auslösung von Suspen 
sionsströmen im nordostatlantischen Maury-Turbidit-System 
schließen. Die Akkumulation von Eis auf den Kontinenten, die auch 
zu einer vergrößerten Produktion von Eisbergen führte, bewirkte 
eine Absenkung des Meeresspiegels um mehrere Zehnermeter. Der 
sinkende Meeresspiegel verlagerte dabei SchelfSedimente über die 
Schelfkante hinweg auf den oberen Kontinentalhang. Durch 
Obersteilung der Böschungswinkel wurden diese Hänge vermutlich 
instabil und gerieten ins Gleiten, was letztendlich der Auslöser 
für einen Suspensionsstrom war. Da am südöstlichen Inselsockel 
von Island, der das Ursprungsgebiet der Turbidite im Maury-System 
ist, permanent vom Eis auf der Insel erodiertes Sediment 
abgelagert wird (beim Flug von Europa nach Reykjavik überquert 
man die riesige Schlammfahne des Vatnajökull-Gletschers, der die 
Hauptmenge des Sediments liefern dürfte), sollte ausreichend 
Material für die mächtigen Suspensionsströme zur Verfügung 
stehen. Während der Kaltzeiten dürfte dieser Prozeß eher noch 
stärker als heute gewesen sein, da die eisbedeckten Flächen 
größer waren. 
Der relativ große zeitliche Abstand des zweiten Turbidits von den 
Eisdriftlagen läßt sich mit dem Zeitpunkt der maximalen Meeres 
spiegelabsenkung erklären, die um 13.000 J.v.h. lag. Somit steht 
dieses Suspensionsstromereignis ebenfalls in einem engen 
Zusammenhang mit einer Meeresspiegelabsenkung. 
Das Fehlen von Turbiditen zwischen 50.000 und 90.000 J.v.h. 
könnte in einer zu geringen Anhäufung von Sedimenten am Insel 
sockel begründet sein, so daß eventuell doch abgegangene Suspen 
sionsströme zu klein waren, um das NOAMP-Gebiet zu erreichen. Der 
an der Basis des Kerns durchteufte Turbidit war nicht zu 
datieren, da die pelagische Abfolge in seinem Hangenden nicht 
eindeutig einzustufen war. 
8.5.3.4 Mineralneubildungen (Diagenese) 
Die bodenmechanischen Untersuchungen (Wassergehalt, Porosität, 
etc.) ergaben in den obersten vier Eisdrifthorizonten anomale 
Werte, wie sie normalerweise nur in kompaktierten oder vorbelas 
teten Sedimenten Vorkommen. Beides, Kompaktion und Vorbelastung, 
ist aber für diese Horizonte auszuschließen. 
Die röntgenographische Ermittlung des Mineralbestandes ergab dann 
hohe Dolomit-Gehalte (CaMg(C0 3 )2) . Bei einer DünnschliffUn 
tersuchung zeigte sich, daß der Dolomit in feinkörniger Form.den 
Poranraum verfüllt hat. Es handelt sich somit um eine diagene- 
tische Mineralneubildung, die nach oder während der Ablagerung 
der Eisdriftsedimente im Verlauf der Hauptphase der Weichseleis 
zeit stattgefunden hat. 
Dolomitbildung ist nach bisheriger Anschauung an ganz bestimmte 
hydrochemische Bedingungen gebunden, die normalerweise nicht in 
der Tiefsee vorherrschen. Als Voraussetzungen wurden hohe Tempe 
raturen (>30°C), hypersalines Wasser, Magnesium im Überschuß und 
reichlich organische Substanz angesehen, die eigentlich nur in 
tropischen oder subtropischen Lagunen Vorkommen. Dolomitbildung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.