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Full text: 54: Nordseezustand 2008-2011

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Chemie 
Polare, besser wasserlösliche Stoffe zeigten meist geringere Konzentrationsgradienten. Da sie 
außerdem häufig größere Quellstärken in den Flüssen aufwiesen als die klassischen lipophilen 
Stoffe, waren sie meist in deutlich höheren Konzentrationen im Meerwasser zu beobachten. 
Zu diesen Stoffen zählen insbesondere >moderne<, eher polare Pestizide (z. B. Diuron, Sima 
zin, Terbutylazin) aber auch neue Stoffklassen wie perfluorierte Tenside (PFOA, PFOS) oder 
persistente Stoffe, die in der Industrie oder auch in Flaushalten in großen Mengen verwendet 
werden (Komplexbildner, Flammschutzmittel). Aufgrund ihrer polaren und beständigen (per 
sistenten) Eigenschaften verhalten sich diese Stoffe relativ konservativ 1 , so dass meist recht 
gute inverse Korrelationen zwischen Stoffkonzentration und Salzgehalt gelten, welche die 
großen, in die südliche Nordsee entwässernden Flüsse als Flaupteintragsquellen ausweisen. 
Diese Stoffe wurden im Küstenwasser in Konzentrationen bis zu 10 ng/L und in der offenen 
See im Bereich von 10 bis 500 pg/L beobachtet. 
Die Gehalte der lipophilen CKW und PAK im Meerwasser lagen im Untersuchungszeitraum 
im Wertebereich der vorangegangenen Jahre. Ein zeitlicher Trend war auch mittelfristig (2000 
bis 2011) nicht erkennbar, weil zum einen die Konzentrationsschwankungen im Meerwasser 
relativ groß sind zum anderen keine großen absoluten Änderungen beobachtet wurden. Diese 
werden momentan auch nicht erwartet, da die Stoffe seit langem geregelt sind (DDT und PCB) 
oder ubiquitär in der Umwelt Vorkommen (PAK). 
Die Konzentrationen der Flexachlorcyclohexan-Isomere a- und -y-HCH waren hingegen im 
Zeitraum 1989-2007 exponentiell zurückgegangen. Die Gehalte an a-FICFI halbierten sich in 
der Deutschen Bucht alle 4 Jahre. Die -y-HCH-Gehalte hingegen gingen zunächst bis etwa 
1998 ortsabhängig um nur 5-35 % zurück, während sie sich im anschließenden Zeitabschnitt 
im Überwachungsgebiet alle 2 Jahre halbierten. Sowohl für a- als auch -y-HCH liegen die Kon 
zentrationen inzwischen unter 0,1 ng/L. Im von der Elbfahne beeinflussten Seegebiet vor der 
nordfriesischen Küste war der langfristige Abwärtstrend von a-FICFI bereits um die Jahrtau 
sendwende in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Eine solche war seit 2007 und in dem 
Untersuchungszeitraum 2008 bis 2011 nun auch für das -y-HCH zu beobachten. Somit waren 
in der Elbfahne keine weiter abnehmenden Trends mehr für die FICFMsomere festzustellen. 
Außerhalb der Küstengewässer waren für das -y-HCH z. T. noch leicht rückläufige Tendenzen 
zu beobachten, allerdings waren diese nur noch sehr gering. 
Die Konzentrationen der polaren Pestizide unterlagen auch in den Jahren 2008 bis 2011 recht 
starken jahreszeitlichen Schwankungen. Diese werden durch unterschiedliche Anwendungs 
zeiten der verschiedenen Herbizide verursacht. Obwohl regelmäßige Analysen erst seit dem 
Jahr 2000 durchgeführt werden, war es möglich, erstmalig für einige Stoffe abnehmende Zeit 
trends nachzuweisen. Dies betraf sowohl geregelte Herbizide (Atrazin, Verbot seit Mitte der 
1990er Jahre) als auch noch zugelassene Stoffe. Auch bei den seit 2002 beschränkten per 
fluorierten Tensiden wurden rückläufige Trends im Küstenbereich beobachtet. In der offenen 
See wurden hingegen kaum rückläufige Trend festgestellt. 
Sediment: Obwohl lipophile Schadstoffe im Sediment stark angereichert werden und in ca. 
10 4 - bis 10 6 -fach höheren Konzentrationen als im Meerwasser vorliegen, ließen sich Quel 
lenkorrelationen in der Deutschen Bucht kaum feststellen. Vielmehr werden die räumlichen 
Verteilungen hauptsächlich durch die Sedimenteigenschaften (Korngrößenverteilung, TOC- 
Gehalte) bestimmt. Die Konzentrationen aller untersuchten Verbindungen unterlagen im Sedi 
ment hohen kleinskaligen räumlichen und zeitlichen Schwankungen. Aufgrund dieser hohen 
Variabilitäten, die sich auch bei Normalisierung der Konzentrationen auf organischen Koh 
lenstoff (TOC) nicht hinreichend reduzieren ließen, konnten keine robusten zeitlichen Trends 
festgestellt werden.
	        
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