Radioaktive Stoffe
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Specific Activity / Bq/kg
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0
Abbildung 4-85: 137 Cs-Sedimentprofile der Station WB5 in den Jahren 2008 und 2009.
Figure 4-85: Sediment profiles of 137 Cs on Station WB5 in 2008 and 2009.
4.5.4 Tritium
Tritium ( 3 H) wird sowohl natürlich in geringem Maße in der Atmosphäre durch Höhenstrah
lung gebildet als auch von fast jeder kerntechnischen Anlage gasförmig oder flüssig emit
tiert. Auf der einen Seite ist das Zurückhalten und Abscheiden von Tritium technisch außer
gewöhnlich anspruchsvoll, auf der anderen Seite ist die Radiotoxizität nach gegenwärtigem
Kenntnisstand vernachlässigbar, so dass Tritiumemissionen und -konzentrationen in der
Umwelt als unbedenklich eingestuft werden. Eine Konzentration innerhalb der Nahrungs
kette findet, im Gegensatz zu anderen Radionukliden, durch die chemischen Eigenschaften
des Wasserstoffes nicht statt. Im Rahmen internationaler Vereinbarungen (OSPAR) wird die
Verfolgung der Tritiumaktivitätskonzentration im Meerwasser jedoch als wesentlich erach
tet, um mittels dieses Indikators Langzeittrends der radioaktiven Einleitungen abschätzen
zu können.
In den Abbildungen 4-86 bis 4-89 ist die räumliche Verteilung der 3 H-Aktivitätskonzentration in
der Deutschen Bucht und der Nordsee von 2008 bis 2011 zusammengefasst. Die Konzentra
tion des 3 H ist grundsätzlich um drei Größenordnungen höher als bei den radiotoxikologisch
relevanten Nukliden 137 Cs und 90 Sr. Es ist offensichtlich, dass die Küstengewässer deutlich
höher kontaminiert sind als die zentrale Nordsee. Dies ist sowohl auf die Einleitungen der An
lage La Hague als auch auf die Ableitungen der kontinentalen kerntechnischen Anlagen über
die Flüsse zurückzuführen. Die Tritiumeinleitungen der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield
machen nur ein Fünftel der Anlage La Hague aus. Durch den zusätzlichen Verdünnungseffekt
während des langen Transportweges nördlich um die britischen Inseln herum ergeben sich
für die zentrale Nordsee sehr geringe Konzentrationen. Deutlich zu erkennen sind die Tritium
einleitungen im Jahr 2009 der Anlage La Hague im Bereich des Ärmelkanals. Hier wurden
Konzentrationen von bis zu 7,4 Bq/L gemessen.