252
Chemie
Die ersten sechs Grafiken der Abbildung sind durch einzelne Messpunkte ergänzt, die aus
Messungen an der Klappstelle in der Nähe der Tonne E3 (ca. 6 sm westlich der KS Stationen)
stammen. Dort hin wurde in den Jahren 2005 bis 2011 Baggergut aus der Fahrwasserunter
haltung im Hamburger Hafengebiet verbracht (BfG 2013). Zur Reduktion der durch „Kreis
laufbaggerei“ (Hamburger Hafen/Neßsand) verursachten hohen Baggermengen vereinbarten
die Hamburg Port Authority (HPA) und die Schifffahrtsverwaltung des Bundes im Juli 2005
die Umlagerung von Hafensediment ins Seegebiet südöstlich Helgoland. Bis 2011 wurden
insgesamt 6,5 Mio. m 3 Baggergut aus der Hamburger Delegationsstrecke zur Verbringstelle
nordwestlich von Scharhörn (Tonne E3) verbracht.
Die Schwermetallbelastung im Oberflächensediment der AWZ ist in den vergangenen 30 Jah
ren insgesamt eher rückläufig (Cd, Cu, Hg) oder ohne eindeutigen Trend (Ni, Pb, Zn). Eine
Sonderstellung nimmt das Schlickfallgebiet südöstlich Helgoland ein. Hier hat die Streuung
der Quecksilbermesswerte seit 1999 deutlich zugenommen. Genauso wie an weiter nördlich
im nordfriesischen Küstenstreifen liegenden Stationen wurden hier in den folgenden Jahren
auch höher belastete Einzelproben gemessen.
Beispielhaft für diese Entwicklung ist die Zeitreihe der Quecksilberbelastung in der Feinkorn
fraktion des Oberflächensediments der KS-Region, die in Abbildung 4-72 (oben rechts) darge
stellt ist. Die Konzentrationen lagen im gesamten Beobachtungszeitraum erheblich oberhalb
des Hintergrundintervalls (grauer Balken). Von 1990 bis 1998 dominierte ein signifikant abneh
mender Trend die zeitliche Entwicklung der Belastung. In diesem Zeitraum halbierten sich die
Quecksilbergehalte im Oberflächensediment nahezu. Dieser Trend wurde im Untersuchungs
gebiet KS im Jahr 1999 unterbrochen, als eine Phase veränderter Verhältnisse einsetzte, die
sich in einer sprunghaften und erheblichen Zunahme sowohl des mittleren Quecksilberge
halts (arithmetisches Mittel), als auch der Streuung der Messwerte abbildet. Ein ähnliches,
wenn auch deutlich schwächeres Signal, wurde auch für Blei, Kupfer und Zink nachgewiesen.
Weiter nördlich liegende Stationen zeigten ähnliche Effekte, weiter westlich liegende dage
gen keine Veränderungen in diesem Zeitraum. Dieser Umstand und die Nähe der betroffenen
Untersuchungsgebiete zum Elbe-Ästuar weisen auf ursächliche Veränderungen in der Elbe
hin, sind jedoch mit Sicherheit nicht auf erhöhte Emissionen aus der Elbe zurückzuführen.
Wahrscheinlicher sind Umlagerungsvorgänge am Meeresboden in der betroffenen Region,
die ältere, höher belastete Sedimenthorizonte an die Oberfläche befördert haben und damit
die veränderten Messwerte im Oberflächensediment verursachten.
In der wesentlich weiter nordwestlich liegenden Region WB wurden keine vergleichbaren
Effekte beobachtet. Die Quecksilbergehalte nehmen hier bei geringer Streuung genauso wei
ter ab wie die Kupfergehalte, die bereits auf einem sehr niedrigen Niveau angekommen sind
(Abbildung 4-72).
Die Auswirkung der Verklappungsaktivität an der Tonne E3 auf die Metallgehalte in der Fein
kornfraktion des Oberflächensediments ist in den ersten zwei Reihen der Abbildung 4-72
ablesbar. Zusätzlich zu den Boxdarstellungen des KS-Gebietes sind durch blaue Punkte mit
rotem Kreis die Messungen an der nahe gelegenen Station (E3) hinzugefügt. Referenzmes
sungen aus der unmittelbaren Umgebung (<3 sm) der Klappstelle und den Jahren 1990, 2000
und 2001, also vor der Verklappungsaktivität, welche gut mit denen aus der 6 sm entfernten
KS-Region korrelieren, zeigten zuletzt (2001) eine Belastung von etwa 0,4 mg/kg (Hg), 25 mg/
kg (Cu), 0,7 mg/kg (Cd), 35 mg/kg (Ni), 80 mg/kg (Pb) und 230 mg/kg (Zn) an. Mit Aufnahme
der Sedimentumlagerung im August 2005 vervielfachten sich hier die Gehalte einiger Ele
mente zwischen den Jahren 2005 und 2011. In diesem Zeitraum lagen hier die Gehalte der
Elemente (Ni <Zn<Cu<Hg<Cd) um den Faktor 1,5 bis 3 über den historischen Referenz
werten. Schwebstoff- und Wasserproben wiesen an der Umlagerungsstelle hingegen keine
ungewöhnlich erhöhten Konzentrationen auf. Umfangreiche Untersuchungen zu diesem
Thema wurden von der Bundesanstalt für Gewässerkunde publiziert (BFG 2013).