Metalle
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4.4.3.1 Gelöste und schwebstoffgebundene Metallgehalte
Metalle liegen im Wasserkörper gelöst und schwebstoffgebunden vor. Beide Kompartimente
werden im BSH getrennt voneinander untersucht. Wasserproben werden direkt nach der Ent
nahme an Bord des Forschungsschiffes in einem Reinraumlaborcontainer gebracht und dort
durch Filtration über 0,4 pm Porenfilter in Schwebstoff und Filtrat getrennt. Im Filtrat nachge
wiesene Metallgehalte werden als gelöst betrachtet, der Rest, der sich auf dem Filter anrei
chert, als schwebstoffgebunden. Die Differenzierung bei Partikelgrößen von 0,4 pm entspricht
den aktuellen wissenschaftlichen Gepflogenheiten, ist aber nicht mehr als eine Konvention.
Zum Beispiel sind kolloidale Suspensionen (sehr kleine Partikel) ohne weiteres filtergängig
und von ihren Eigenschaften nicht eindeutig dem Schwebstoff oder der gelösten Phase zu
zuordnen.
Abbildung 4-64 zeigt die Verteilung einiger Elemente zwischen schwebstoffgebundener und
gelöster Fraktion. Dargestellt ist der prozentuale Anteil der gelöst vorliegenden Metallgehalte,
bezogen auf den Gesamtmetallgehalt der Wasserproben, in einem Boxdiagramm 3 . In die Sta
tistik einbezogen sind alle Messungen, die im Zeitraum von 2000 bis 2010 jeweils im Frühjahr
(Januar-März) durchgeführt wurden. Jede einzelne Teilgrafik von links oben nach rechts un
ten zeigt die Verhältnisse bei unterschiedlichen Salzgehalten (links oben Brackwasser, rechts
unten Meerwasser). Deutlich ist die in der Reihe Fe>Pb>Mn>Zn>Ni>Cu>Cd abnehmende
Affinität der Elemente zum Schwebstoff zu erkennen. Eine weitere Diskussion der Verteilung
zwischen Schwebstoff und gelöster Phase findet sich in SCHMOLKE 2013 (Seite 238ff.).
4.4.3.2 Korrelation zwischen Salzgehalt und gelösten Metallgehalten
Im gesamten Nordseeraum mischen sich atlantische Wassermassen mit kontinentalen Süß
wassereinströmen, die sich signifikant im Salzgehalt unterscheiden. Bedingt durch komplexe
Einflussgrößen (Strömungsverhältnisse im Wasser und der Atmosphäre, Zu- und Abfluss von
Atlantikwasser sowie Abflussmengen aus den großen kontinentalen Flusseinzugsgebieten)
entwickeln sich in der Nordsee typische räumliche Salzgehaltsverteilungen. Nicht nur der
Salzgehalt, sondern auch viele Spurenbestandteile sind im unverdünnten Meerwasser und
den Süßwasserzuflüssen signifikant unterschiedlich angereichert. Typischerweise zeigen
die Elemente, die vorwiegend aus kontinentalen Quellen in das Meer gespült werden, eine
dem Salzgehalt gegenläufige räumliche Verteilung. Elemente, wie Uran, die im Meerwas
ser stärker angereichert sind als in den Süßwasserzuflüssen, zeigen dagegen ein mit dem
Salzgehalt weitgehend identisches Verteilungsmuster in der Deutschen Bucht. Entlang dem
Mischungsverhältnis von ozeanischem Wasser und Küstenwasser zeigt sich idealerweise ein
linearer Konzentrationsgradient konservativer Spurenbestandteile. Dieser reinen Mischung
überlagern sind andere Quell- und Senkenprozesse, wie atmosphärische Deposition, Mo
bilisierung durch Resuspension oder Gleichgewichtsverschiebungen zwischen gelöster und
partikelgebundener Fraktion, bedingt durch biogeochemische Prozesse.
Die gelösten Gehalte einiger sich konservativ verhaltenden Elemente zeigen eine ähnlich
starke Korrelation mit dem Salzgehalt wie die Nährstoffe (siehe Kapitel 4.2). Dies gilt vor allem
für die gelösten Kupfer- und Nickelgehalte, aber mit Einschränkungen auch für Cadmium.
3 Die Boxstatistik bietet eine kompakte Zusammenfassung wichtiger Verteilungskennzahlen. Das Boxsymbol zeigt
den Median (zentrale rote Linie, P 50 ) mit 98 % Vertrauensbereich (Einschnürung der Box), den durch Unter- und
Oberkante der Box begrenzten Interquartilbereich (P25-P75) sowie die Extremwerte der Messreihe (Ausleger).
Messwerte, die einen Abstand von 1,5 Interquartilbreiten zu den Interquartilgrenzen überschreiten, sind durch
Kreuze als Ausreißer kenntlich gemacht.