Die Küste, 1 Heft 1 (1952), 69-89
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Feuerschiff Fehmarnbelt und der Wetterwarte Lübeck, also auf Beobachtungen nördlich und
südlich des Untersuchungsgebietes. Die Windverhältnisse sind auf beiden Beobachtungsstellen
angenähert die gleichen, so daß der Mangel an Windbeobachtungen über dem Seegebiet nicht
ins Gewicht fällt. Die Angaben der Windstärken in Beaufort in den Abbildungen geschieht
durch die übliche Form der Befiederung der Windpfeile. Jede lange Fieder bedeutet zwei
Beaufortstärken. Die Stromgeschwindigkeiten sind in cm/sec aufgetragen, gestützt auf die
Registrierungen in Abständen von fünf Minuten, Unterhalb von 8 bis 10 cm/sec Strom
springen die Meßgeräte nicht an. Die Stromrichtung ist rechtweisend aufgetragen, wohin der
Strom fließt.
Nach Abbildung 5B wurde auf der Meßstelle S 12 nordöstlich von Pelzerhaken bei
mäßigen Winden aus NO, Starke 3—4, ein recht beständiger Einstrom nach WSW in die
innere Lübecker Bucht beobachtet. Er verlief parallel zur Küste mit Geschwindigkeiten, die
30 cm/sec nicht überschritten. Westlich und östlich des Brodtener Ufers auf den Meßstellen
S 13 und S 14 war die vorherrschende Stromrichtung O bis SO, wobei im Westen 45 cm/sec,
im Osten 20 cm/sec nicht überschritten wurden. Im Westen vor Niendorf war die Strom
richtung parallel zur Küste, während sie im Osten quer über die Travemünder Bucht verlief.
Einen Ausschnitt aus den Ergebnissen von Dauerstrommessungen bei frischen Winden um
NO bis Starke 5 bis 6 enthält Abbildung 5 A, und zwar für zwei Meßpunkte westlich und
nördlich des Brodtener Ufers. Die Geschwindigkeiten stiegen mit auffrischenden Winden in
beiden Teilen auf 40 cm/sec. Die starke Streuung in den Stromrichtungen nach der Registrierung
dürfte nicht der Wirklichkeit entsprechen. Die verschwommenen Bilder auf dem Registrierfilm
deuten auf starke Bewegung der Kompaßrose im Schaufelradstrommesser, was sehr wahr
scheinlich eine Wirkung der Bewegungen des ganzen Gerätes in den Seegangs- und Dünungs
wellen ist. Gerade vor dem Brodtener Ufer steht bei nordöstlichen Winden ein kräftiger See
gang, der in 4 bis 5 m unter der Oberfläche noch nicht abgeklungen sein kann. Die Wasser
bewegungen setzten auf der Meßstelle S 10 in die Travemünder Bucht. Auf S 11 ist trotz der
starken Richtungsschwankung deutlich zu erkennen, daß der Strom umsprang von O bis SO
auf SW bis W und nach Abflauen des Windes wieder zurückdrehte.
Auf allen fünf Meßstellen überwogen bei mäßigen und frischen Winden aus östlichen Rich
tungen, wie sie in den Ausschnitten der Abbildung 5, aber auch in anderen Fällen, erfaßt wurden,
Bewegungen, die die Lübecker Bucht entgegen dem Uhrzeigersinn umkreisten. Westlich des
Brodtener Ufers kamen Ausnahmen vor, indem eine Stromumkehr auftrat. Dieses Bild deckt
sich mit dem, was aus der Ausbreitung der Wasserkörper und den Stromkreuzmessungen
erschlossen wurde. Leider fehlen Beobachtungen der vertikalen Stromverteilung bei östlichen
Winden.
b) StrömungsVerhältnisse bei westlichen Winden
Das statistische Oberwiegen der westlichen Winde in unserem Gebiet ist bedingt durch
die Häufigkeit der zyklonalen Wetterlagen, Im Vergleich zu den Ostwindlagen, die infolge
ihres meist antizyklonalen Charakters eine relativ große Beständigkeit zeigen, ist die Zeit
dauer der einzelnen Westwindlagen im allgemeinen kürzer, wobei die Windrichtung zwischen
S und NW zu schwanken pflegt. Für die Strömungsverhältnisse bedeutet das, daß sich nur
selten der Einfluß eines in Richtung und Stärke über längere Zeit konstanten, westlichen Win
des feststellen läßt. In den Messungen der Programmpunkte I bis III wurden solche West
windlagen von längerer Dauer nicht erfaßt. Westwindlagen von kurzer Zeitdauer zeigten ein
recht uneinheitliches Bild: der Einfluß der vorangegangenen Wetterlage auf die Verteilung der
Wassermassen verschiedener Herkunft ließ sich nicht in allen Fällen eindeutig von dem Ein
fluß der jeweils herrschenden Wetterlage trennen. An dieser Stelle wird ein Beispiel angeführt,
das den Einfluß des herrschenden Windes deutlich zeigt.
In Abbildung 6 ist eine Lage mit kräftig auffrischendem WNW-Wind in zwei Schnitten
dargestellt. Die Schnitte verlaufen etwa parallel zur Windrichtung von Sierksdorf an der Neu
städter Bucht über den äußeren Teil des Stein-Riffs bis zu einem Punkt etwa 2 sm nördlich