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Full text: Jahresbericht 2015 - 25 Jahre Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie im wiedervereinigten Deutschland

Klima und Meeresumweltschutz 77 
Maritime Messnetze 
Um Eingriffe in das Ökosystem Meer und 
Beeinflussungen des Ökosystems in ihrer 
Gesamtheit und mit ihren jeweiligen 
Verknüpfungen zu erfassen, bedarf es 
einer über die Monitoringfahrten hinaus 
gehenden engmaschigen und kontinuier 
lichen Beobachtung der Meere. Die 
Automatisierung der Datenerfassung und 
-Vermittlung durch neue Technologien 
leistet dazu einen wesentlichen Beitrag. 
Statt der 1990 noch üblichen „manuellen“ 
Verbreitung mit Telex können heute Daten 
in „Echtzeit“, also zum Zeitpunkt der 
Messung, übermittelt werden. 
Das ermöglicht, Beobachtungen von 
Satelliten mit vor Ort erfassten (in-situ) 
Daten zu vergleichen, zu kombinieren und 
unmittelbar in Computermodellen weiterzu 
verarbeiten. Dieses Zusammenspiel macht 
heute auch in der Ozeanographie immer 
bessere Vorhersagen möglich. Stationär 
und automatisch erhobene Daten ergän 
zen also die Daten von Forschungsschif 
fen, die nur während der Messkampagnen 
Daten liefern können. 
Erst mit der Digitalisierung Anfang der 
90er-Jahre ergaben sich ganz neue 
Möglichkeiten mit dem sogenannten 
„Data-Mining“, der systematischen Anwen 
dung statistischer Methoden auf große 
Datenbestände (insbesondere „Big Data“ 
bzw. Massendaten) mit dem Ziel, neue 
Querverbindungen und Trends zu erken 
nen. 1991 wird mit „From Data Mining to 
Knowledge Discovery in Databases“ der 
American Association for Artificial Intelli 
gence das erste Buch zu Data-Mining 
veröffentlicht. 
Auswertungen zeigten, dass die vorhande 
nen Daten nicht ausreichten, um die 
Prozesse im Austausch zwischen Ozean 
und Atmosphäre angemessen zu erfassen. 
Anfang der 90er-Jahre begann das BSH 
daher, die über Jahre und Jahrzehnte 
gewonnenen Daten systematisch digital zu 
erfassen und auszuwerten. 
Das BSH ergänzt diese Datenerhebung 
und Beobachtung aus dem Monitoring 
von Nord- und Ostsee mit Modellrechnun 
gen. Es misst Daten, relevante Prozesse 
und deren Wechselwirkungen und erstellt 
auf dieser Basis Modellszenarien. Der 
Vergleich von Ergebnissen aus diesen 
Szenarien und von Beobachtungen 
erlaubt, Modelle kontinuierlich zu verbes 
sern und andere relevante Prozesse oder 
neue Wechselwirkungen zu erkennen. 
Das ermöglicht breitere und detailliertere 
Prognosen unter anderem auch des 
Verlaufs und der Auswirkungen der 
Klimaerwärmung auf die Meere. 
MARNET 
Anfang der 90er-Jahre begann MARNET, 
das vom BSH betriebene Messnetz 
automatisch registrierender Stationen in 
der Deutschen Bucht und der westlichen 
Ostsee, Daten zu erfassen und zu senden. 
Heute verfügt das Messnetz über zwölf 
Messstationen in der Deutschen Bucht und 
der Ostsee. Es dient der Überwachung der 
Meeresumwelt. Die MARNET-Stationen 
erheben in mehreren Wassertiefen Tempe 
ratur, Salzgehalt, Sauerstoff, Strömung 
und radioaktive Gammastrahlung sowie 
wichtige meteorologische Daten wie 
Lufttemperatur, Windrichtung und -ge- 
schwindigkeit im Stundentakt. Über 
Satelliten gelangen diese Daten in Echtzeit 
in das BSH. Von 1990 bis 2015 hat sich 
die Zahl der gesendeten Daten auf 
60000 Datensätze pro Jahr verdoppelt. 
Dank der MARNET-Station Darßer 
Schwelle, die das Leibniz-Institut für
	        
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