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lentankern und regionale Anlaufverbote für
diese Schiffe beschlossen.
Zur Durchsetzung des MARPOL-Überein-
kommens in Bezug auf Öl-Einleitungen
aus dem alltäglichen Schiffsbetrieb werden
Im nationalen und Internationalen Rahmen
Spezialflugzeuge zur Ölerkennung einge
setzt, die unter anderem die Hauptschiff
fahrtsstraßen überwachen.
Schon In den frühen 80er-Jahren entwi
ckelte das BSH In seinem Labor In Sülldorf
ein Verfahren zu Ölidentifizierung Im
Rahmen der Verursacherermittlung von
Ölverschmutzungen. Dieses Verfahren
wurde in Internationaler Zusammenarbeit
zu einer Standardmethode weiterent
wickelt, die heute weltweit zur strafrecht
lichen Verursacherermittlung bei Ölver
schmutzungen Im Meer eingesetzt wird.
Herkunft, Einsatz und Verwendung von
Mineralölprodukten beeinflussen deren
Zusammensetzung. So entsteht zum
Beispiel anhand der spezifischen Betriebs
stoffe, die auf einem Schiff zum Einsatz
kommen, ein Individueller Fingerabdruck
der auf diesem Schiff zu findenden Ölab
fallrückstände.
Heute dient die browserbasierte Öl-Daten
bank COSIweb (computerised oils spill
Identlficatlon-webbased) als wesentliche
Grundlage für diese Untersuchungen. Sie
enthält die Analysenergebnisse von über
3000 Ölproben aus aller Welt. Mehr als
400 Rohöle sowie Mineralöle aus Tanker
havarien wie zum Beispiel der PRESTIGE,
der BALTIC CARRIER oder der ERIKA
oder von Ölplattformen sind dort ebenso
erfasst wie Analysen von Schwer-, Dlesel-
und Motorölen, die im Rahmen von
Strafverfahren untersucht wurden. Die
Datenbank wurde im BSH entwickelt und
wird heute International von den Im Exper
tennetzwerk zur Identifikation von Ölver
schmutzungen (Oil Spill Identification
Network - OSINET Im Rahmen des
BONN-Agreements) kooperierenden
Laboren genutzt. Sie trägt spürbar zur
effizienteren Strafverfolgung bei marinen
Ölverschmutzungen bei, unter anderem
durch die Möglichkeit des direkten Ver
gleich von Proben aus unterschiedlichen
Ländern sowie durch die Langzeitarchi
vierung aller eingestellten Analysen
ergebnisse und der Möglichkeit, diese für
spätere Untersuchungen weiter zu nutzen.
Seit den 1990ern sind Ölverschmutzungen
In der Meeresumwelt sowie Strandver
schmutzungen stark rückläufig. Die ver
stärkte Überwachung aus der Luft sowie die
hocheffiziente Analytik, die die Verursacher-
Identifizierung stark erleichtert, sind Gründe
für die drastischen Rückgänge. Gleichwohl
bedeuten der zunehmende Schiffsseever
kehr sowie die zunehmende Größe der
Schiffe, dass relevante Ölunfallereignisse
trotz besserer Technik heute jederzeit
Vorkommen können. Daher wird im Rahmen
der Unfallbekämpfungsvorbereitung die
Öl-Analytik Im BSH auf dem neuesten Stand
gehalten und stetig weiterentwickelt. Dies
erfolgt zum Beispiel durch Forschungs
projekte. Das bis 2016 laufende For
schungsprojekt „Untersuchungen über
verölte Seevögel und Strandverschmutzun
gen“, das das BSH unter anderem mit dem
Landesbetrieb für Küstenschutz, National
park- und Meeressschutz Schleswig-Hol
stein (LKN-SH), dem Niedersächsischen
Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten-
und Naturschutz (NLWKN), lokalen Natur
schutzorganisationen und Verbänden wie
zum Beispiel dem Mellumrat e. V., der
Schutzstation Wattenmeer e. V. und dem
Verein Jordsand zum Schutz der See
vögel e.V. durchführt, belegt, dass kaum
noch Öl an Stränden gefunden wird. Die