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Arbeiten der Norddeutschen Seewarte 1868 bis 1875
Die "Norddeutsche Seewarte" bezog kostenlos gestellte Räume im heute
noch stehenden Seemannshaus in Hamburg auf dem Hornwerk oberhalb der
Landungsbrücken (jetzt Seewartenstraße Nr. 9) und betrieb "nautische
Meteorologie" mit dem Ziele, eine "Sicherung und Abkürzung ozeani
scher Seewege" zu erreichen. Zu diesem Zweck nahm v.FREEDEN die Aus
rüstung aller Segelschiffe und einiger Dampfer mit Wettertagebüchern
vor, die nach Rückgabe ausgewertet wurden. Er sorgte für die Beliefe
rung der Schiffe mit meteorologischen Instrumenten, die sorgfältigen
Prüfungen unterzogen waren. Prüfanlagen für meteorologische Instru-
, mente wurden angeschafft und in den Diensträumen eingebaut.
An der Küste Deutschlands fand der Aufruf v.FREEDEN*s zur Mitarbeit
bei Wetterbeobachtungen und Betreuung der Schiffe in nautisch-meteo
rologischer Hinsicht guten Widerhall. Innerhalb weniger Jahre kommt
es zur Einrichtung von 14 Nebenstationen der Norddeutschen Seewarte.
Die zurückgesandten Wettertagebücher wurden durchgesehen, wobei eine
Uberschreibung der meteorologischen Angaben in "Zählkarten" erfolgte.
Dabei fand eine Aufgliederung der Beobachtungsergebnisse zunächst in
5°-Feldcr, später in 1°-Felder statt. 1869 gab die Norddeutsche See
warte die erste Windkarte mit monatlichen 5°-Feld-Mittelwerten und
-Häufigkeiten über Wind, Wetter und Eis längs des Schiffsweges nach
New-York aufgrund deutscher Schiffsbeobachtungen heraus. Es kam zu
einer Zusammenarbeit mit Amerika, Holland und in gewissem Umfange
auch mit England, wobei der Norddeutschen Seewarte die Bearbeitung
der Wetterbeobachtungen des Nordatlantik zwischen 20°N und 50°N zu
gewiesen wurde (1874).
Danach begann die Ausgabe von "Wärme-, Wind- und Strömungskarten
des Atlantik" für jeden Monat (1873). Besondere Sorgfalt gab sich
die Norddeutsche Seewarte bei der Herausgabe einzelner aktueller
"Segelanweisungen" für einzelne Segelschiffe. Diese Segelanweisungen
(heute sagen wir wohl dazu "Schiffsroutenberatungen") erzielten in
der überwiegenden Zahl der Fälle gute Erfolge. Sie gründeten sich auf
die eingegangenen und verarbeiteten Wetterbeobachtungen ozeanischer
Gebiete und stellten eine für die damalige Zeit beachtliche Nutzbar
machung meteorologischer Kenntnisse für den Nautiker dar. Bis zum
Jahre 1875 verteilte die Norddeutsche Seewarte 1193 Wettertagebücher