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Schaft. Der Berufsseefahrer neigte zunächst dazu, die Naturverhä1tnisse
außerhalb des Raumes "zwischen Mastspitze und Ankergrund" oder etwa die
"Schönwetter- und Landmeteorologie" als für seine Bedürfnisse belanglos
anzusehen.
Im Laufe der Seewartenzeit bemerkten Wissenschaftler und Nautiker aber
sehr schnell, wie wertvoll die verständnisvolle Zusammenarbeit ist für die
Verbesserung aller praktischen Tätigkeiten in der Seefahrt sowie Hochsee
fischerei und für die Steigerung der wissenschaftlichen Erkenntnisse im
Bereich der allgemeinen Meteorologie, Geophysik, Hydrographie, Ozeanogra
phie und des Instrumentenwesens.
Wenn sich auch die Organisation heute nach dem Kriege völlig anders dar
bietet als die Gründer der Deutschen Seewarte es 1868 erwartet haben mögen,
besteht doch aller Grund, 1968 - also 100 Jahre danach - an die vielen
Praktiker und Wissenschaftler der Deutschen Seewarte in Ehrfurcht und Dar'' *
barkeit zu denken. Ihnen schwebte stets die Förderung der Wissenschaft
vor, mit der eine für die Praxis möglichst unmittelbare Hilfe gelingt. Sie
bemühten sich stets, ihre ganze Kraft zu geben für wissenschaftliche aber
auch praktische Aufgaben. Sie fuhren viel und oft zur See und verschafften
sich dadurch den weiten Blick. Sie gaben allen neuen wissenschaftlichen
Ideen den Raum zur Entwicklung, sie achteten darauf, daß für Forschung,
angewandte Wissenschaft und Praxis möglichst stets die Besten zur Mitar
beit in der Deutschen Seewarte herangezogen wurden und sie wahrten nach
außen immer die Einheit der Nautiker und Wisssenschaftler sowie die für die
Deutsche Seewarte eigentümliche und beiden meisten anderen Instituten nicht
vorhandene enge Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Praxis.
Blicken wir heute zurück auf das Jahr 1868, so spüren wir die Berechtigung^
zu der Behauptung, daß von der Deutschen Seewarte viele mächtige Impulse
für Meteorologie, Klimatologie sowie Aerologie in Deutschland und der
Welt ausgingen.
Von FREEDEN und von NEUMAYER, die beiden Initiatoren der Deutschen Seewarte
sollte kein Meteorologe vergessen! Sie wußten, daß auf die Dauer prakti
sche Erfolge nur möglich sind aufgrund wissenschaftlicher Forschung, die
zwar zweckgebunden aber uneingeschränkt mit Eifer und in Zusammenarbeit
mit dem Praktiker erfolgen muß. Diese Maxime des Handelns stellen zweifel
los für uns heute im Seewetteramt Tätigen immer noch die besten Richtlinien
dar, nach denen wir unsere tägliche Arbeit zu verrichten vermögen und die
uns auch zu fernen größeren Zielen einmütig und gemeinsam geleiten können,