Merkmale für die Festlegung der Windstärken 1 bis 12 richteten sich nach
der Fahrt und Segelführung großer Tiefseesegler, wie sie zu Lebzeiten
BEAUFORT's die Meere befuhren. Von Motorschiffen und Dampfern oder gar
von Flugzeugen aus bereitete es daher nach dem ersten Weltkriege zuneh
mende Schwierigkeiten,die Windstärken zu schätzen. Kapt.P.PETERSEN machte
den ausgezeichneten Vorschlag, das Aussehen der Meeresoberfläche für eine
Schätzung heranzuziehen. Je nach Form des Seegangs, der Schaumkronen, des
Auftretens von Schaumstreifen von Gischt usw. gibt PETERSEN die dazuge
hörige Windstärke an. Auf diese später allgemein anerkannte Weise ge
lang der Übergang von der Sege1schiffzeit zur modernen Hände 1sschiffahrt
und Fliegerei. Die Wirkung des Windes auf das Wasser gibt nun den Schät
zungsmaßstab. Mit den Verg1eichsmög1ichkeiten zwischen Schätzungen der
Windstärke nach der Beaufortskala und Windgeschwindigkeitsmessungen be
schäftigte sich übrigens KOPPEN in den Jahren von 1879 bis 1916 und 1926
mehrfach. Auch heute noch ist dieses Thema in steter Diskussion.
Seit 1927 kam es zu einer a1lmählichen-später ab 1930 bis 1939 zu einer
raschen - Entwicklung des Seeflugwetterdienstes. Prof.SEILKOPF setzte
seine besonderen Kenntnisse ein, um den Seefliegern meteorologische Be
treuung zukommen zu lassen. Teils erforderten die Beratungen der See
flieger maritim-meteorologische Kenntnisse, zum Teil gehörte die Arbeit
für diesen Zweig des Verkehrs völlig in die reine Flugmeteorologie. An
fangs bewältigten die Seeflieger nur kurze Strecken, vor allem in der
Nord- und Ostsee, später aber begannen die transatlantischen Flüge unter
Zuhilfenahme von schwimmenden Stützpunkten bei denen der Flug zum Tanken
unterbrochen wurde. (Flugboote; Schleuderstarts und Aufschleppen nach
Landung der Flugboote mittels einer im Wasser befindlichen Heckplane).
Zeitweise von 1924 bis 1937 forderten auch die Zeppelinfahrten über
den Nord- oder den Südatlantik bezw. in andere Gegenden der Erde be
sondere Wetterberatungen. Ein besonderes Referat faßte die anfangs weni
gen, später zahlreicher im Ozean-Flugwetterdienst eingesetzten Meteoro
logen und Fachkräfte unter der Leitung von Prof.SEILKOPF zusammen.
Mehrere Meteorologen befanden sich dabei stets im Wechsel auf Flugstütz
punkten im Südatlantik oder machten auch Meßreisen auf Handelsschiffen
mit, um die maritim-aerologisehen Verhältnisse über dem Atlantik kennen
zu lernen. ("Westfalen", "Schwabenland","Friesenland", "Ostmark".)
Auch der Wirtschafts- und Landwirtschaftswetterdienst vergrößerte unter
der Leitung von GILCHER in den Jahren nach 1926 seinen Wirkungskreis und
erwarb sich zunehmende Anerkennung. Es erfolgte zwar von 1930 bis 1934
eine Lostrennung dieser Dienste von der Seewarte (Übergang zum Reichs-