Fukushima Daiichi:
Eintrag radioaktiver
<Radiochemie>
Stoffe ins Meer
Hartmut Nies
Vor vier Jahren kam es im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi infolge eines katastrophalen
Tsunamis zu einem schweren Unfall. Große Mengen radioaktiver Stoffe gelangten in den pazifischen Ozean.
Welche Folgen hatte die Kontamination des Meeres und was sind die längerfristigen Auswirkungen?
♦ Nach Explosion der Reaktorge
bäude 1, 3 und 4 von Fukushima
Daiichi sowie den schweren Schä
den am Druckbehälter von Reaktor
2 wurden große Mengen radioakti
ver Stoffe in die Umwelt freigesetzt.
Über mehrere Wochen gelangten
radioaktive Partikel in die Atmo
sphäre und bis heute ins Grund
wasser. Auch das Meer wurde kon
taminiert: großräumig über die At
mosphäre sowie über direkte Ein
träge und Einleitungen durch die
Versuche, die Reaktoren mit Meer
wasser von außen zu kühlen. Die
Meeresströmungen im Nordpazifik
zeigt Abbildung 1.
Sehr schnell etablierte das japa
nische Ministerium für Bildung,
Kultur, Sport, Wissenschaft und
Technologie (Mext) ein marines
Monitoringprogramm, das dem
Unternehmen Tepco, dem Betreiber
von Fukushima Daiichi, auferlegt
wurde. Nach dem ersten Meeres
monitoringplan vom 22. März 2011
sollten Meerwasser, Dosisleistung
und Aerosolaktivität auf einer
Nord-Süd-Sektion in etwa 30 km
Abstand von der Küste analysiert
werden. Im Oktober 2011 stellte
Mext einen umfangreicheren Plan
für das Meeresmonitoring auf. Be
teiligt waren die Fischereibehörde,
die japanische Küstenwache, das
japanische meteorologische Amt,
das Umweltministerium, die örtli
che Verwaltung und Tepco. In den
Abb.l. Die Oberftächentemperaturverteiiung (SST-Modellj im Nordpazifik mit dem warmer)
Kurosbio-Strom und dem kalten Oyoshio-Strom von Norden. Deutiicb ist die Wirbelbildung in
Höhe des 30ten bis 35ten Breitengrads zu sehen mit der entsprechenden Ostdrifl der Wasser
massen. Die Lage des Kernkraftwerkes Fukushima Daiichi ist durch einen roten Stern angegeben.
Quelle: Naval Research Laboratory der US-Marine
Folgejahren wurde das Monitoring Umweltradioaktivität. 11 Auch die
jeweils zum Haushaltsjahr aktuali- Internationale Atomenergie-Orga-
siert. Dieses Monitoring bestimmt nisation informiert regelmäßig
die Häufigkeit und Position der zu
entnehmenden Proben jeweils im
Abstand bis zu 2 km um das Kraft
werk Fukushima Daiichi, im Be
reich 2 bis 20 km von der Küste,
zwischen 20 bis 100 km im Küsten
bereich der Präfekturen Miyagi
(nördlich), Ibaraki und Chiba (süd
lich) sowie im küstenfernen Seege
biet mit mehr als 100 bis 200 km
Abstand östlich von der Küste.
Seit Gründung der neuen und
jetzt weitgehend unabhängigen ja
panischen Atomaufsichtsbehörde
im September 2012 veröffentlicht
diese regelmäßig Daten über die
OUERGELESEN
» Aus Sicht des Strahlenschutzes stellt der Pfad
„Meerwasser - Meeresfauna - Meeresfrüchte
verzehr“ kein großes Problem dar. Die langfristig
in Proben aus dem Meer zu erwartenden Kon
zentrationen von 134 Cs bzw. 137 Cs und damit
auch in Fisch und anderen Fischereiprodukten
lassen keine unzulässig hohe Strahlenexposition
selbst in Japan erwarten.
» Das Kühlwasserfür die Reaktoren sowie hoch-
kontamlnlertes Grundwasser wurde In großen
Tanks gelagert; die Frage der Entsorgung ist
nach wie vor nicht gelöst.
Nachrichten aus der Chemie| 63 | Mai 2015 | www.gdch.de/nachrichten