5. Das Meereis
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zweiten Maidekade altes aufgepresstes Eis beobachtet.
In milden Wintern wird der Finnischen Meerbusen be
reits Mitte April eisfrei. Die Dicken des Festeises errei
chen in normalen Wintern Werte zwischen 20 und 60
cm, in sehr kalten Wintern bis 70 cm. Das dickere Eis
tritt im östlichen Teil auf.
Im RIGAISCHEN MEERRUSEN wird die Eisbil
dung durch das kontinentale Klima und durch die von
der Ostsee ziemlich abgeschlossene Lage des Meer
busens begünstigt. In normalen Wintern beginnt die
Eisbildung Ende November bzw. Anfang Dezember in
der flachen Pärnu Bucht und im Moonsund. Da diese
Gebiete vom Austausch mit dem Ostseewasser weitge
hend ausgeschlossen sind, geht die Vereisung verhält
nismäßig schnell und ohne wesentliche Störungen vor
sich. Bei anhaltender Kälte bildet sich zwei Wochen
später eine feste Eisdecke, die sich innerhalb weniger
Tage von der Küste weit seewärts ausdehnt und dicker
wird. Die Festeisdecke verändert sich im Verlauf des
Winters wenig. Nach der frühzeitigen Vereisung der
Pärnu Bucht und der angrenzenden Küstengebiete setzt
Anfang Januar im nordöstlichen Teil des Rigaischen
Meerbusens die Eisbildung auf offener See ein. Etwa
Mitte Januar ist im nordwestlichen Teil mit dem ersten
Eisauftreten zu rechnen und gegen Ende des Monats
kann im gesamten Seegebiet des Meerbusens Treibeis
und Eisbrei erwartet werden. Zurzeit des Höchststandes
der Vereisung, gewöhnlich Anfang März, sind Moons
und und die Pärnu Bucht mit 40-45 cm dickem Fest
eis bedeckt, und an den übrigen Küsten liegt ein Fest
eissaum unterschiedlicher Breite und Dicke. Auf See
ist 10-20 cm dickes Treibeis vorhanden, wobei in der
Mitte des Meerbusens über der tiefsten Stelle verhält
nismäßig wenig Eis vorkommt. In sehr kalten Wintern
wird das ganze Seegebiet mit zusammengefrorenem
starken Scholleneis bedeckt, in dem stellenweise bis zu
5 m hohe Presseisrücken auftreten. Erst langsamer, spä
ter rascher Eisrückgang setzt Mitte März ein und macht
sich Anfang April in den südlichen und westlichen Ab
schnitten bemerkbar. Der nordöstliche Teil des Meer
busens wird im Allgemeinen in der dritten Aprildekade
eisfrei. In sehr kalten Wintern löst sich in den Fahrwas
sern nach Riga und Pärnu in der ersten Maidekade das
letzte Eis auf. In besonders kalten Wintern wurden in
der Pärnu Bucht Eisdicken bis zu 80 cm registriert. In
milden Wintern beschränkt sich die Eisbildung auf den
Moonsund und auf die Pärnu Bucht.
Im Bereich der NÖRDLICHEN OSTSEE (zwi
schen 60° und 56° N) nehmen die Eisverhältnisse eine
Mittelstellung zwischen denen der südlichen Ostsee
und dem Bottnischen Meerbusen ein. Einerseits kommt
in den Schären und geschützt liegenden Buchten in je
dem Winter zu einer mehr oder weniger starken Eisbe
deckung. Andererseits weist der Seebereich nicht den
regelmäßigen Vereisungsgang auf, den der Bottnische
Meerbusen besitzt. Eine durchgehende und lang andau
ernde Vereisungsperiode kommt nur in kalten Wintern
vor. Wesentlich häufiger sind mehrere, in geringen
Zeitabständen airfeinanderfolgende kürzere Eisperio
den, in denen sich die Eisbedeckung im Allgemeinen
auf das Küstengebiet beschränkt. Das erste Eis in den
inneren Schärengebieten ist erst Mitte Januar zu erwar
ten, in den äußeren Schärengebieten kommt es erst zu
Beginn des Februars zur Eisbildung. Für die nördliche
Ostsee ist im Allgemeinen der Februar der kälteste Mo
nat. Da der Höhepunkt der Vereisung ein wenig später
als das Kältemaximum eintritt, ist im Schärengebiet das
Maximum der Vereisung Ende Februar/ Anfang März
zu erwarten. Zu dieser Zeit ist in einem normalen Win
ter das ganze Schärengebiet mit Eis bedeckt, Festeis in
den inneren Teilen, Treibeis in dem äußeren Schärenbe
reich. Auf offener See bildet sich nur in kalten Wintern
Eis, und zwar sehr spät, frühestens Ende Februar, meist
erst im März. In der Mehrzahl der Fälle bleibt das Eis
auf den nördlichen Teil beschränkt. Nur in sehr kalten
Wintern, wie zuletzt 1986/87, bedeckt sich fast die gan
ze Ostsee mit Eis. Nördlich von 59° N kann im März
Eis auftreten, das mit östlichen oder nordöstlichen Win
den aus dem Finnischen Meerbusen oder aus dem süd
lichen Bottnischen Meerbusen zugetrieben ist. In der
zweiten Märzhälfte nimmt die Sonnenstrahlung so zu,
dass kein nennenswertes Eis mehr entstehen kann. Die
beginnende Eisschmelze macht sich durch langsames
Morschwerden des Eises bemerkbar. Der Eiswinter
endet für die umnittelbar dem Schärengebiet vorgela
gerte See im Mittel um den 22. März. Die Zeit der Eis
schmelze im Schärengebiet fällt normalerweise in den
Beginn des Aprils. In sehr kalten Wintern werden die
See und die Schären vier Wochen später eisfrei.
In der OSTSEE SÜDLICH VON 56°N vereisen in
normalen Wintern nur die flachen Buchten und Haffs
vollständig, die wegen ihrer ziemlich abgeschlossenen
Lage keinen nennenswerten Wasseraustausch mit der
wänneren See haben. In geringerem Maß bildet sich
auch an den Außenküsten Eis, vor allem vor der Ost
küste Rügens und vor Usedom. In kalten Wintern tritt
auch auf See der Kieler und Mecklenburger Bucht so
wie im Fehmambelt Eis auf, das zmn grauen Eis (Eis
dicke 10-15 cm) anwachsen kann, sein Bedeckungsgrad
beträgt großflächig gewöhnlich weniger als 6/10 der
Wasseroberfläche. In sehr kalten Wintern vereist die
Ostsee westlich von Bomholm vollständig, und vor der
baltischen und schwedischen Küste tritt in einem breiten
Streifen hauptsächlich dichtes bis sehr dichtes Treibeis
(Bedeckungsgrad mehr als 7/10) auf. Es besteht über
wiegend aus 30-50 cm dickem Eis. In extrem kalten