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Full text: Das Eis in der Nord- und Ostsee

5.5 Natalija Schmelzer & Jürgen Holfort 
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An der Nordküste der Bottenwiek beginnt im Mit 
tel die erste Eisbildung bereits um den 15. November, 
schwankt aber zwischen der letzten Dekade des Okto 
bers und der zweiten Dekade des Dezembers. An der 
Südküste tritt das erste Eis etwa 10 Tage später auf. 
Während sich im Schärenbereich der Festeissaum aus 
bildet, bleibt die See im Allgemeinen noch eisfrei. Bei 
anhaltender Kälte nimmt das Küstenfesteis an Dicke 
zu, während sich auf See die ersten Eisschollen bilden, 
die im Verlauf des Winters zeitweise zu großen, zusam 
menhängenden Eisfeldern zusammenfrieren können. 
Das Eis auf See ist immer in Bewegung: Bei stärkeren 
Winden wird es aufgebrochen und zusammengepresst 
oder auseinandergeschoben. Bei Nachlassen des Wind 
drucks friert alles wieder zusammen. Nach der Aus 
bildung des Küstenfesteises in der Bottenwiek schiebt 
sich der Festeissamn über Norra Kvarken in die Bot 
tensee vor. Im Mittel ist er Ende Januar bis zum Süden 
der Bottensee vorgedrungen. Ist die gesamte Breite des 
Schärengürtels mit Küstenfesteis bedeckt, dann nimmt 
das Festeis nur noch an Dicke zu. Im langjährigen 
Durchschnitt setzt Ende Februar Eisbildung auf See 
ein. In besonders kalten Wintern ist im März und April 
die ganze Bottensee mit 20-60 cm dickem zusammen 
gefrorenen Treibeis bedeckt, in dem zahlreiche Gebiete 
mit Presseisrücken und Presseishiigeln Vorkommen. In 
milden Wintern bleibt die offene See in der Bottensee 
vollkommen eisfrei. Der Eisrückgang in der Bottensee 
beginnt im Mittel in den letzten Märztagen, im Schären 
gebiet der südlichen Bottensee verschwindet das letzte 
Eis Mitte April. Nach Norden zu ist die Vereisung etwa 
14 Tage später beendet, so dass im Mittel Ende April 
im Bereich der Bottensee die Küsten eisfrei sind. Nur 
in sehr kalten Wintern kann im Mai noch Eis auf See 
und in den nördlichen Schärengebieten der Bottensee 
angetroffen werden. Für die Bottenwiek ist es charak 
teristisch, dass die Küstengewässer früher eisfrei wer 
den als die offene See. Bei Einsetzen des Tauwetters 
im Frühjahr erfolgt die Erwärmung des Landes und der 
Küstengebiete viel rascher als die der eisbedeckten See. 
So wird das Festeis des Schärengürtels von der Land 
seite angegriffen, noch ehe der Schmelzprozess auf See 
eingesetzt hat. Normalerweise wird die Eissaison in 
der Bottenwiek in der Zeit um den 25. Mai beendet. 
In einigen Wintern können einzelne grobe Eisschollen 
oder Eisblöcke im zentralen Bereich der Bottenwiek 
noch Anfang Juni treiben, wie z. B. im Winter 1996/97, 
andererseits war Eis in mehreren milden Eiswintem 
bereits Mitte Mai verschwunden. Die Eisdicken des 
Schärenfesteises erreichen in normalen Wintern Werte 
zwischen 40 und 75 cm, in sehr kalten Wintern werden 
an der Nordküste Dicken von 70 und 100 cm gemes 
sen. Im Seebereich der Bottenwiek kann gleichzeitig 
Eis unterschiedlicher Arten Vorkommen, und die Dicke 
von einigen Zentimeter (Neueisarten) bis 3-5 m (Pres- 
seisriicken) variieren. 
Im FINNISCHEN MEERBUSEN hängt die groß 
räumige Vereisung nicht nur von der Dauer und In 
tensität der Kälteperioden ab, sondern auch von dem 
Austausch der Wassermassen zwischen dem kalten 
Finnischen Meerbusen und der wänneren Ostsee. In 
milden Wintern beschränkt sich die Vereisung auf die 
finnischen Schärengebiete und das gesamte Gebiet öst 
lich von Gogland, im schwächsten Eiswinter der letz 
ten Zeit 2007/08 trat das Eis nur in den Buchten auf. 
In normalen Wintern kommen größere Treibeisgebiete 
auch westlich von Gogland vor, die sich zeitweise auf 
den ganzen westlichen Teil des Finnischen Meerbusens 
erstrecken. Nur in sehr kalten Wintern liegt im gesam 
ten Meerbusen eine zusammenhängende Eisdecke, die 
im mittleren und östlichen Teil sehr stark sein kann. 
Die Eisbildung beginnt im Finnischen Meerbusen in 
seinem östlichen Teil. In einem normalen Winter bede 
cken sich von Ende November bis Mitte Dezember die 
Flachwassergebiete der Vyborg- und Kronstadt Bucht 
mit Festeis, und von der dritten Dezemberdekade ab bis 
Mitte Januar greift die Vereisung auf das ganze See 
gebiet bis Gogland über. Ende Dezember erfasst die 
Eisbildung den westlichen Teil des finnischen Schären 
gebiets. Bis Anfang Januar bleibt die Vereisung auf das 
innere Schärengebiet beschränkt; sie dehnt sich erst da 
nach auf das äußere Schärengebiet aus. Erst im Januar 
beginnt auch in den östlichen Buchten der Südküste die 
Ausbildung des Festeissaumes. Außerhalb der Schären 
bildet sich normalerweise Treibeis, das dem Einfluss 
des Windes und der Meeresströmung unterliegt. Im 
Februar hat das Treibeis auf See meistens so weit zuge 
nommen, dass mit Ausnahme des südwestlichen Teils 
der ganze Meerbusen mit Treibeisgebieten bedeckt ist. 
Im Seegebiet östlich von Gogland ist das Scholleneis 
zu einer unbeweglichen zusammenhängenden Eisde 
cke zusammengefroren. In einem kalten Winter friert 
auch das Treibeis im Meerbusen westlich von Gogland 
zusammen, wobei das Eis häufig Pressungen ausgesetzt 
ist. Die Eisentwicklung erreicht im Finnischen Meer 
busen im Mittel Anfang März ihren Höhepunkt, etwa 
in der zweiten Hälfte des Monats setzt der Eisrückgang 
ein. Die Abnahme des Eises beginnt im südwestlichen 
Teil des Meerbusens, durchschnittlich wird in der ersten 
und zweiten Aprildekade die See westlich von Gogland 
eisfrei, wobei der Zeitpunkt großen Schwankungen 
unterliegt. Das Festeis der finnischen Schärengebiete 
sowie der Vyborg- und Kronstadt Bucht löst sich im 
Durchschnitt in der dritten Aprildekade auf. In sehr 
kalten Wintern wurde westlich von Gogland auch noch 
in der ersten Maidekade und östlich von Gogland in der
	        
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