5.5 Natalija Schmelzer & Jürgen Holfort
212
An der Nordküste der Bottenwiek beginnt im Mit
tel die erste Eisbildung bereits um den 15. November,
schwankt aber zwischen der letzten Dekade des Okto
bers und der zweiten Dekade des Dezembers. An der
Südküste tritt das erste Eis etwa 10 Tage später auf.
Während sich im Schärenbereich der Festeissaum aus
bildet, bleibt die See im Allgemeinen noch eisfrei. Bei
anhaltender Kälte nimmt das Küstenfesteis an Dicke
zu, während sich auf See die ersten Eisschollen bilden,
die im Verlauf des Winters zeitweise zu großen, zusam
menhängenden Eisfeldern zusammenfrieren können.
Das Eis auf See ist immer in Bewegung: Bei stärkeren
Winden wird es aufgebrochen und zusammengepresst
oder auseinandergeschoben. Bei Nachlassen des Wind
drucks friert alles wieder zusammen. Nach der Aus
bildung des Küstenfesteises in der Bottenwiek schiebt
sich der Festeissamn über Norra Kvarken in die Bot
tensee vor. Im Mittel ist er Ende Januar bis zum Süden
der Bottensee vorgedrungen. Ist die gesamte Breite des
Schärengürtels mit Küstenfesteis bedeckt, dann nimmt
das Festeis nur noch an Dicke zu. Im langjährigen
Durchschnitt setzt Ende Februar Eisbildung auf See
ein. In besonders kalten Wintern ist im März und April
die ganze Bottensee mit 20-60 cm dickem zusammen
gefrorenen Treibeis bedeckt, in dem zahlreiche Gebiete
mit Presseisrücken und Presseishiigeln Vorkommen. In
milden Wintern bleibt die offene See in der Bottensee
vollkommen eisfrei. Der Eisrückgang in der Bottensee
beginnt im Mittel in den letzten Märztagen, im Schären
gebiet der südlichen Bottensee verschwindet das letzte
Eis Mitte April. Nach Norden zu ist die Vereisung etwa
14 Tage später beendet, so dass im Mittel Ende April
im Bereich der Bottensee die Küsten eisfrei sind. Nur
in sehr kalten Wintern kann im Mai noch Eis auf See
und in den nördlichen Schärengebieten der Bottensee
angetroffen werden. Für die Bottenwiek ist es charak
teristisch, dass die Küstengewässer früher eisfrei wer
den als die offene See. Bei Einsetzen des Tauwetters
im Frühjahr erfolgt die Erwärmung des Landes und der
Küstengebiete viel rascher als die der eisbedeckten See.
So wird das Festeis des Schärengürtels von der Land
seite angegriffen, noch ehe der Schmelzprozess auf See
eingesetzt hat. Normalerweise wird die Eissaison in
der Bottenwiek in der Zeit um den 25. Mai beendet.
In einigen Wintern können einzelne grobe Eisschollen
oder Eisblöcke im zentralen Bereich der Bottenwiek
noch Anfang Juni treiben, wie z. B. im Winter 1996/97,
andererseits war Eis in mehreren milden Eiswintem
bereits Mitte Mai verschwunden. Die Eisdicken des
Schärenfesteises erreichen in normalen Wintern Werte
zwischen 40 und 75 cm, in sehr kalten Wintern werden
an der Nordküste Dicken von 70 und 100 cm gemes
sen. Im Seebereich der Bottenwiek kann gleichzeitig
Eis unterschiedlicher Arten Vorkommen, und die Dicke
von einigen Zentimeter (Neueisarten) bis 3-5 m (Pres-
seisriicken) variieren.
Im FINNISCHEN MEERBUSEN hängt die groß
räumige Vereisung nicht nur von der Dauer und In
tensität der Kälteperioden ab, sondern auch von dem
Austausch der Wassermassen zwischen dem kalten
Finnischen Meerbusen und der wänneren Ostsee. In
milden Wintern beschränkt sich die Vereisung auf die
finnischen Schärengebiete und das gesamte Gebiet öst
lich von Gogland, im schwächsten Eiswinter der letz
ten Zeit 2007/08 trat das Eis nur in den Buchten auf.
In normalen Wintern kommen größere Treibeisgebiete
auch westlich von Gogland vor, die sich zeitweise auf
den ganzen westlichen Teil des Finnischen Meerbusens
erstrecken. Nur in sehr kalten Wintern liegt im gesam
ten Meerbusen eine zusammenhängende Eisdecke, die
im mittleren und östlichen Teil sehr stark sein kann.
Die Eisbildung beginnt im Finnischen Meerbusen in
seinem östlichen Teil. In einem normalen Winter bede
cken sich von Ende November bis Mitte Dezember die
Flachwassergebiete der Vyborg- und Kronstadt Bucht
mit Festeis, und von der dritten Dezemberdekade ab bis
Mitte Januar greift die Vereisung auf das ganze See
gebiet bis Gogland über. Ende Dezember erfasst die
Eisbildung den westlichen Teil des finnischen Schären
gebiets. Bis Anfang Januar bleibt die Vereisung auf das
innere Schärengebiet beschränkt; sie dehnt sich erst da
nach auf das äußere Schärengebiet aus. Erst im Januar
beginnt auch in den östlichen Buchten der Südküste die
Ausbildung des Festeissaumes. Außerhalb der Schären
bildet sich normalerweise Treibeis, das dem Einfluss
des Windes und der Meeresströmung unterliegt. Im
Februar hat das Treibeis auf See meistens so weit zuge
nommen, dass mit Ausnahme des südwestlichen Teils
der ganze Meerbusen mit Treibeisgebieten bedeckt ist.
Im Seegebiet östlich von Gogland ist das Scholleneis
zu einer unbeweglichen zusammenhängenden Eisde
cke zusammengefroren. In einem kalten Winter friert
auch das Treibeis im Meerbusen westlich von Gogland
zusammen, wobei das Eis häufig Pressungen ausgesetzt
ist. Die Eisentwicklung erreicht im Finnischen Meer
busen im Mittel Anfang März ihren Höhepunkt, etwa
in der zweiten Hälfte des Monats setzt der Eisrückgang
ein. Die Abnahme des Eises beginnt im südwestlichen
Teil des Meerbusens, durchschnittlich wird in der ersten
und zweiten Aprildekade die See westlich von Gogland
eisfrei, wobei der Zeitpunkt großen Schwankungen
unterliegt. Das Festeis der finnischen Schärengebiete
sowie der Vyborg- und Kronstadt Bucht löst sich im
Durchschnitt in der dritten Aprildekade auf. In sehr
kalten Wintern wurde westlich von Gogland auch noch
in der ersten Maidekade und östlich von Gogland in der