Meereskunde
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Wissenschaftliche Planung
Das BSH beschreibt seine Forschungs- und Entwick
lungsaktivitäten in einem jährlichen „Programmbud
get“. Für das Jahr 2001 umfasst es 5,5 Mio. DM. Das
Programmbudget stellt den Status der Aktivitäten dar;
dies ist wichtig für die Planung der notwendigen Res
sourcen. Schwerpunkt ist die Weiterentwicklung von
Techniken und Methoden im Bereich der meereskund-
lichen Aufgaben.
Versuchswerkstatt
Durch die Versuchswerkstatt wurden im Berichtsjahr
zahlreiche ozeanographische/physikalische Geräte
sowie Gerätschaften für Baumusterprüfungen bereit
gestellt, in Stand gehalten und betreut. Mitarbeiter der
Versuchswerkstatt nahmen verstärkt an Fahrten der
Forschungsschiffe teil. Die Ausbildung in den Berufen
Elektromechanik und Feinmechanik wurde weiterge
führt.
Ausgewählte Untersuchungen und Projekte
Einstrom von Ostseewasser beeinflusst
Nordsee
Auf einer Forschungsreise mit FS Gauß wurden im
Sommer 2000 ungewöhnliche ozeanographische Ver
hältnisse in der Nordsee beobachtet. Im Seegebiet
nordöstlich der Doggerbank lag die gemessene Sau
erstoffsättigung in Bodennähe bei nur 60 Prozent, ein
deutlicher Hinweis auf starke bakterielle Abbaupro
zesse organischer Substanz.
Die Ursache wird im ungewöhnlich weiten Vordringen
von Ostseewasser mit niedrigem Salzgehalt in die
zentrale und nördliche Nordsee vermutet. Zwischen
salzarmem und warmem Wasser an der Oberfläche
und dichtem Wasser in Bodennähe bildet sich eine
„Sprungschicht“, durch die die Erneuerung des Bo
denwassers mit „frischem“ Sauerstoff verhindert wird.
Ursache für den starken Ausstrom von Ostseewasser
in die Nordsee waren erhöhte Niederschläge - und
damit höhere Flusswassereinträge in die Ostsee. Bei
überwiegend nordwestlichen bis nördlichen Winden,
die allgemein das Strömungssystem der Nordsee ab
schwächen, breitete sich das Ostseewasser im Juli
dann weit nach Westen aus. Auch der Einstrom von
Atlantikwasser in die Nordsee wurde dadurch vermin
dert. So wurde zwischen den Shetland-Inseln und der
norwegischen Küste in der Oberflächenschicht (bis
30 m Tiefe) viel von der Nordsee beinflusstes Wasser
gefunden. In normalen Jahren dringt Atlantikwasser
von Norden fast bis zur Doggerbank vor.
Die Abschwächung des atlantischen Einstroms hat
Folgen für das Ökosystem und Klima der Nordsee, die
derzeit kaum abzuschätzen sind. Schwacher atlanti
scher Einstrom bedeutet (relativ) geringe Wärmezu
fuhr vom Nordatlantik; die Auswirkungen auf das
norddeutsche Wetter waren im Sommer 2000 zu
spüren. Ferner machen Fischereiwissenschaftler die
Variabilität des atlantischen Einflusses auf die Nord
see u.a. verantwortlich für erhebliche Bestands
schwankungen der Fischbestände.
Messungen des FTZ Büsum und der Universität Ham
burg ergaben hohe Chlorophyllkonzentrationen in ei
nem Streifen vor den kontinentalen Küsten, die
ebenso wie die Konzentration der Nährsalze die Pro
blemzonen der Nordsee aufzeigen. Die Nährstoffmes
sungen zeigen aber auch, dass mit dem Einstrom at
lantischen Wassers unterhalb der Deckschicht große
Mengen von Nährsalzen in die Nordsee gelangen.