68
Meereskunde
Überwachung des Meeres
Das BSH überwacht Schad- und Nährstoffe in Nord-
und Ostsee. Diese beiden Schelfmeere des Atlanti
schen Ozeans stehen unter vergleichsweise starkem
Einfluss des Menschen, da Ihre Wassereinzugsge
biete eine der höchsten Besledlungsdlchten, eine
starke Industrialisierung der Anrainerstaaten und
hohe Schifffahrtsaktivität aufweisen.
Die Überwachung von Nord- und Ostsee wird In
Internationaler Zusammenarbeit, Im Rahmen des
Bund-Länder-Messprogramms (BLMP) und nach dem
Strahlenschutzvorsorgegesetz durchgeführt. In den
Küstengewässern und Ästuaren arbeitet das BSH
sehr eng mit anderen Umweltbehörden des Bundes
und der Länder zusammen.
Die Überwachung der Meeresumwelt erfolgt sowohl
durch die regelmäßige Entnahme von Wasser- und
Sedimentproben und deren Analyse an Bord oder im
Laboratorium des BSH sowie teilweise durch Messun
gen Im Rahmen von MARNET. Die gewonnenen Pro
ben werden auf Nährstoffe, gelösten Sauerstoff,
Schwermetalle, halogenierte Kohlenwasserstoffe, Erd
öl-Kohlenwasserstoffe und Radionuklide sowie auf
weitere Begleitparameter untersucht, die für die Beur
teilung der Wasserqualltät notwendig sind.
Zu den vorrangigen Problemen zählen beispielsweise
neue Substanzen mit endokriner Wirkung, die schon
In extrem geringer Konzentration das Hormonsystem
von Meeresorganismen beeinflussen können. Die Un
tersuchungsergebnisse liefern die wissenschaftlichen
Grundlagen zur Bewertung des Zustandes und sind
damit Basis für notwendige Maßnahmen zum Schutz
von Nord- und Ostsee.
Radioaktive Substanzen im Meerwasser
Überwacht werden künstliche Radionuklide In Wasser,
Schwebstoff und Sediment. So können mögliche Ein
träge aus kerntechnischen Anlagen erkannt bzw. lang
fristige Veränderungen der Kontamination In Nord-
und Ostsee beobachtet werden.
Folgende Radionuklide werden schwerpunktmäßig
gemessen:
- Cs-134 (Halbwertzelt T = 2,05 a)
- Cs-137 (T = 30 a), Sr-90 (T = 29 a)
- Tc99 (T = 213 000 a)
- Tritium (T = 12 a)
- Pu-239,240 (T = 24 000 bzw. 6 500 a)
- Pu-238 (T = 88 a)
- Am-241 (T = 433 a).
Im Wasser der Nordsee liegt die Kontamination mit
Cs-137 und Sr-90 Inzwischen nur noch gering über
dem Infolge oberirdischer Kernwaffentests der sechzi
ger Jahre Im Oberflächenwasser des Nordatlantlks
vorhandenen Hintergrundwert. Die Kontamination aus
dem Unfall von Tschernobyl 1986 macht sich In der
Nordsee nur noch Im Skagerrak durch den Ausstrom
aus der Ostsee bemerkbar. In der Ostsee Ist aufgrund
des sehr geringen Wasseraustausches mit der Nord
see nach wie vor ein hohes Niveau von Cs-137 festzu
stellen. Die Strahlenexposition des Menschen durch
den Verzehr von Fischen aus Nord- und Ostsee liegt
Inzwischen weit unter einem Prozent des mittleren
Jahreswertes von ca. 2,4 mSv.
Die folgende Tabelle 10 zeigt die Verteilung der Akti
vitätskonzentrationen von Sr-90 und Cs-137 In Nord-
und Ostsee (Werte In Bq/m 3 ).