Nautische
Hydrographie
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Internationale Hydrographische
Organisation (IHO)
Als Hydrographischer Dienst Deutschlands arbeitet
das BSH weltweit unter dem Dach der Internationalen
Hydrographischen Organisation (der z. Zt. 69 Küsten
staaten angehören) mit anderen Diensten zusammen.
Aufgabe der IHO, die schon 1921 gegründet wurde und
damit zu den ältesten Internationalen Organisationen
zählt, Ist die Koordination der Arbeit der hydrographi
schen Dienste, Insbesondere bei Ihren Dienstleistungen
für die Seeschifffahrt. Lag das Schwergewicht der
Tätigkeit der IHO bisher auf den traditionellen Produk
ten Seekarten und nautische Veröffentlichungen, so
hat sich In den letzten Jahren das Gewicht mehr und
mehr In Richtung auf elektronische Produkte, nament
lich die Elektronische Seekarte (ECDIS), verlagert.
Das BSH Ist In den Gremien der IHO zum Teil an
führender Position tätig. So arbeitet das BSH In der
Strategischen Planungsarbeitsgruppe mit, die sich mit
einer Reform der Grundlagen und der Organisation
der IHO befasst. Die Ergebnisse dieser Arbeits
gruppe waren Im März 2000 Gegenstand der zweiten
Außerordentlichen Konferenz der IHO, die sie In Ihrer
80-jährigen Geschichte durchgeführt hat. Auf dieser
Konferenz wurden die Prioritäten der Arbeit des Se
kretariats der IHO, des Internationalen Hydrographi
schen Büros (IHB), neu geordnet und Möglichkeiten
einer organisatorischen Reform erörtert. Auch wenn
das Ergebnis dieser Konferenz noch nicht als endgül
tiger Durchbruch bezeichnet werden kann, so hat sie
doch die Welchen für weitere Veränderungen gestellt.
Aufgrund der Umstellung auf elektronische Navigati
onssysteme wie die Elektronische Seekarte hat sich
die IHO bereits seit längerem der Notwendigkeit ge
genüber gesehen, für elektronische Seekartendaten
eine neue Struktur der Zusammenarbeit aufzubauen.
Hierzu Ist der Ausschuss „Weltweite Datenbasis für
elektronische Seekartendaten“ (WEND) geschaffen
worden, der unter dem Vorsitz des BSH-Präsldenten
steht. Aufgabe des Ausschusses Ist es, die Rahmen
bedingungen für den Vertrieb zu definieren und des
sen Entwicklung zu koordinieren und zu beschleuni
gen. Mit dem europäischen regionalen Zentrum für
elektronische Seekartendaten, PRIMÄR, das gemein
sam von Norwegen und Großbritannien finanziert wird,
existiert das erste und bisher einzige regionale Zen
trum, In dem verschiedene hydrographische Dienste
gemeinsam den Vertrieb der elektronischen Seekar
tendaten organisiert haben. Auch hier arbeitet das
BSH auf allen Ebenen In den Gremien von PRIMÄR
mit, u.a. auch Im obersten Leitungsausschuss, dem
Directing Board. Neben Intensivierung der Datenpro
duktion waren Schwerpunkte der PRIMAR-Arbelt Im
Berichtsjahr der Nachweis gegenüber der EU-Wettbe-
werbskommlsslon, dass PRIMARs Tätigkeit mit den
Wettbewerbsregeln der EU Im Einklang steht, sowie
eine Neufassung der Zusammenarbeits-Vereinbarung
der beteiligten hydrographischen Dienste. Mit dem
Beitritt Spaniens erhöhte sich die Anzahl der In PRIMÄR
zusammen arbeitenden Dienste auf 11; zwei weitere
Länder, Griechenland und die Türkei, haben Ihr Inter
esse bekundet und sind bereits mit Beobachter-Sta
tus beteiligt. Nach dem Abschluss einer Lieferverein
barung mit Russland, das nicht selbst PRIMÄR- Mitglied
Ist, Ist damit eine fast lückenlose Repräsentanz der eu
ropäischen Küstenstaaten In PRIMÄR erreicht.
Mit den technischen Rahmenbedingungen für den
Vertrieb elektronischer Seekartendaten hat sich der
IHO-Ausschuss „Hydrographische Informationssy
steme" (CHRIS) bei einer Sitzung In Chile auseinander
gesetzt. Der Ausschuss folgte hier einem von
Deutschland, USA, Kanada, Norwegen und Australien
vorgelegten Vorschlag, auch die etablierten Datenver
triebsmechanismen privater Datenproduzenten für
den Vertrieb der amtlichen elektronischen Seekarten
daten mit zu nutzen. Dieses Verfahren bedarf noch
der Zustimmung weiterer IHO-Ausschüsse.
Darüber hinaus hat das BSH In verschiedenen techni
schen Arbeitsgruppen der IHO mitgewirkt. In einer Ar
beitsgruppe zur Standardisierung der Seehand