Schifffahrt
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Ausgelöst durch die Verluste der Ostseefähren „Jan
Heweliusz“ und „Estonia“ Mitte der neunziger Jahre
änderte sich die Haltung der nationalen Schifffahrts
verwaltungen der Ostseeanrainer. Insbesondere In
den skandinavischen Ländern setzte sich die Ein
sicht durch, dass durch die Ausrüstung von Fähren
und Passagierschiffen mit VDR ein erheblicher Bei
trag zur passiven Schiffssicherheit geleistet werden
kann. Auf Initiative dieser Staaten verabschiedete die
IMO 1997 Leistungsanforderungen für VDR. Die In
ternational Electrotechnical Commission (IEC) ent
wickelte darauf aufbauend eine entsprechende Prüf
norm.
Ab 1. Juli 2002 wird laut der Im Dezember von der
IMO beschlossenen Änderung des Kapitels V des In
ternationalen Schiffssicherheitsübereinkommens
(SOLAS) stufenweise eine Internationale Ausrüstungs-
pfllcht mit VDR In Kraft treten: Alle Fährschiffe, alle
Schiffsneubauten von mehr als 3000 BRZ und alle
Fahrgastschiffsneubauten müssen ab diesem Datum
mit einem VDR ausgerüstet werden; ab 1. Januar
2004 sind dann alle Fahrgastschiffe von der Ausrü-
stungspfllcht mit VDR betroffen. Gemessen an den
üblichen Zeitvorgaben, die für die Entwicklung, Prü
fung und Zulassung sowie die Ausrüstung von Schif
fen mit einer neuartigen Technologie zur Verfügung
stehen, Ist dieser Terminplan sehr eng.
Ein VDR besteht aus folgenden Hauptkomponenten:
- einer Zentraleinheit, die die Aufzeichnung der ein
laufenden Schiffsdaten koordiniert,
- einem Datenträger, auf dem alle Daten so aufge
zeichnet werden, dass sie mit einem geeigneten
Gerät - an Bord und an Land - wiedergegeben
werden können,
- einer bergungsfähigen Schutzkapsel, In der min
destens die Datenaufzeichnung der letzten zwölf
Stunden einen Schiffsunfall „überlebt“,
- einer Ersatzstromquelle (Sekundärbatterie), die die
Betriebsfähigkeit des Gesamtsystems für zwei Stun
den sichert.
Die aufzuzeichnenden Daten bilden alle wichtigen
Geschehnisse der nautischen Schiffsführung und des
Schlffsbetrlebs sehr detailliert für die zwölf zuvor ab
gelaufenen Stunden ab:
Navigationsinformationen
Intervall
Datum, Zelt
Jede Sekunde
Schiffsposition
..
Kurs
„
Geschwindigkeit
..
Wassertiefe
„
Ruderwinkel
”
Radarbilder
alle 15 Sekunden
Geräusche u. Gespräche
Im Brückenhaus
kontinuierlich
UKW-Funkverkehr
”
Betriebsinformationen
Intervall
Hauptalarme gemäß IMO
Status von Maschine
und Strahlruder
Status von Öffnungen
Im Schiffsrumpf
Status von Schotten
und Feuerschutztüren }-
Beschleunigungsaufnehmer
(wenn vorhanden)
Windmesser (wenn vorhanden)
Optional weitere
Maschinenbetriebsdaten für
Pumpen, Lüfter, Generatoren usw. ^
jede
Verän
derung
bzw.
jede
Sekunde
Tab. 5: Aufgezeichnete VDR-Daten der letzten zwölf Stunden