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Beobachten + Vorhersagen
Fernerkundung
Die Fernerkundung ergänzt die herkömmlichen,
meist zeitversetzten Punkt- oder Profilmessungen von
Schiffen oder festen Messplattformen, erfasst aber in
der Regel nicht die gesamte Wassersäule. Vielmehr
lassen sich mit den Methoden der Fernerkundung
Oberflächenerscheinungen erkennen, die auf Pro
zesse innerhalb der Wassersäule oder des Meeres
bodens hindeuten. Insgesamt ermöglicht sie eine
verbesserte Qualität der Eis- und Oberflächentem
peraturkarten des BSH, die wesentlich auf Satelliten
daten basieren.
Im Berichtsjahr wurden die hochaufgelösten Daten
von 3208 Umläufen der NOAA-Wettersatelliten 12
und 16 empfangen, aufbereitet und archiviert. Dank
der weitgehend automatischen Aufbereitung für die
Eis- und Oberflächentemperaturkarten können die
Standard-Datensätze bereits binnen einer Stunde
nach Empfang weiter verwendet und beispielsweise
als farbiges Sofortbild Im Internet zur Verfügung ge
stellt werden.
Vorhersagemodelle
Das BSH betreibt seit zwei Jahrzehnten ein operatlo-
nelles Modellsystem für aktuelle, zeitkritische Vorher
sagen im Bereich der Nord- und Ostsee. Mit einem
hydro- und thermodynamisch-numerischen Strö
mungsmodell werden täglich Wasserstand, Strömun
gen, Wassertemperatur, Salzgehalt und - soweit vor
handen - Eisbedeckung berechnet. Nach Abschluss
der Vorhersageläufe - jeweils gegen Mitternacht -
stehen dazu Prognosen für die nächsten 72 Stunden
zur Verfügung. Die Ergebnisse des Strömungs
modells sind die Basis für die Ausbreltungsmodelle,
die zweite Komponente des Modellsystems. Das
Ausbreitungsmodell ist in Seenotfällen ein wertvolles
Hilfsmittel, um Suchstrategien nach Schiffbrüchigen
zu optimieren oder z. B. nach Ölunfällen unverzüglich
aussagekräftige Driftprognosen zur Verfügung zu
stellen. Ein weiteres Modell, das Staumodell, wird
speziell für den Wasserstandsvorhersage- und
Sturmflutwarndienst betrieben.
Für die richtige Berechnung der Salzgehaltsvertel-
lung müssen Im Modell aktuelle Frischwassereinträge
der Flüsse berücksichtigt werden. Außer den Ab
flussdaten der deutschen Flüsse, die von der Was
ser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes bereitge
stellt werden, stehen dem Modell durch eine Koope
ration mit dem Schwedischen Meteorologischen und
Hydrologischen Institut nun auch prognostizierte Ab
flussdaten für den gesamten Ostseeraum zur
Verfügung.