Beobachten + Vorhersagen
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feld modifiziert wird. In der Deutschen Bucht bilden
sich dabei neun typische Zirkulationsmuster aus.
Die häufigsten Muster sind die zyklonale Zirkulation
(CY) mit deutlichem Einstrom am SW-Rand der Deut
schen Bucht und Ausstrom am N- und NW-Rand, die
gegensinnig gerichtete antizyklonale Zirkulation (AC)
und der Zirkulationstyp V, ein variables Strömungs
muster, das zeitweise von Wirbelstrukturen geprägt
ist. Sechs weitere Kategorien (SN, NS, EW, WE, SE-
NW und NW-SE, wobei SN z.B. Strömung von Süd
nach Nord bedeutet) werden zwar immer wieder be
obachtet, sind aber bzgl. ihrer Häufigkeit von unter
geordneter Bedeutung. Im Vergleich zum Vorjahr war
die zeitliche Variabilität der Strömungsmuster 2003
relativ hoch, was auf eine höhere Variabilität im
Windfeld schließen lässt.
CY AC CH № V CW WC iC-HS KW-iC
Prozentuale Häufigkeit der Zirkulationstypen
Nährstoff- und Sauerstoffkonzentrationen
Durch die Flüsse werden Nährstoffe wie Phosphat,
Nitrat, Nitrit, Ammonium und Silikat in Nord- und
Ostsee eingetragen. Die höchsten Konzentrationen
weisen die Flüsse auf. Mit der Verdünnung des
Flusswassers im Küstenwasser zeigt sich eine weit
gehend lineare Abnahme der Nährstoffkonzentra
tionen im Winter, der Zeit der geringsten Primärpro
duktion. Um verschiedene Jahre hinsichtlich ihrer
Nährstoffkonzentrationen im Winter vergleichen zu
können, muss man sich auf einen Salzgehalt bezie
hen. In der Deutschen Bucht, bei einem mittleren
Salzgehalt von 33, betrug die Phosphatkonzentration
im Winter 2003 0,69 ± 0,17 pmol/l. Diese Konzentra
tion unterscheidet sich nicht mehr signifikant von
dem Bezugswert aus 1936 mit 0,53 ± 0,13 pmol/l.
Die Silikatkonzentration betrug 5,4 ± 3,9 pmol/l
gegenüber 10,0 ± 2,8 pmol/l in 1936. Der gebun
dene Stickstoff (N0 3 +N0 2 ) lag bei 16,3 ± 9,2 pmol/l.
Beim Silikat ist anzunehmen, dass seine Konzentra
tion durch industrielle oder landwirtschaftliche Aktivi
täten nicht beeinflusst wird.
Dagegen waren die Nährstoffkonzentrationen im
Küstengewässer, bei Salzgehalten kleiner als 30,
etwa doppelt so hoch wie in der zentralen Deutschen
Bucht.
Beim Phosphat, Silikat und Nitrat/Nitrit sind zeitliche
Trends in der Deutschen Bucht nicht zu erkennen. Im
Küstengewässer zeigte sich beim Phosphat ein signi
fikanter Rückgang in den 80er Jahren bis auf das
heutige niedrige Niveau.
Durch das ruhige Sommerwetter mit lang anhalten
den hohen Temperaturen hatte sich im Wasser der
Deutschen Bucht eine ungewöhnlich starke Tempera
turschichtung aufgebaut. Als Folge dieser anhalten
den Schichtung verringerten sich die Sauerstoffwerte
im Bodenwasser bereits Anfang August im Gebiet
der Weißen Bank auf 60 % bis 46 % der Sättigung
und sanken bis Anfang September weiter auf 38%.
Erst mit den ersten Herbststürmen wurde die Schich
tung aufgebrochen und das Sauerstoffdefizit ver
schwand. Die küstennahen Gebiete der Deutschen
Bucht und des Wattenmeeres waren von der Sauer
stoffzehrung nicht betroffen, da dort durch die Bo
denreibung des Gezeitenstroms die Temperatur
schichtung immer wieder aufgebrochen wird.