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Beobachten + Vorhersagen
Bucht und die westliche Ostsee beschränkt. Die
2003 begonnene Fortentwicklung des Informations
systems beinhaltet für die genannten Parameter auch
eine geographische Ausweitung auf die gesamte
Nord- und Ostsee.
Meereskundliche Untersuchungen
Das BSH untersucht den Zustand von Nord- und
Ostsee durch umfangreiche Überwachungsarbeiten.
Diese beiden Schelfmeere des Atlantischen Ozeans
stehen unter vergleichsweise starkem Einfluss des
Menschen: Wassereinzugsgebiete mit einer der
höchsten Besiedlungsdichten, einer Intensiven land
wirtschaftlichen Nutzung und einer starken Industri
alisierung der Anrainerstaaten. Daraus resultieren
Einleitungen in Flüsse und Meer sowie ein zuneh
mender Schiffsverkehr. Die Überwachung von Nord-
und Ostsee wird Im Rahmen des Bund/Länder-Mess-
programms (BLMP) und nach dem Strahlenschutz
vorsorgegesetz (StrVG) durchgeführt. Diese Moni
toringprogramme sind wiederum In die Internationa
len Arbeitsprogramme des OSPAR-Übereinkommens
(Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des
Nordostatlantiks) und der Helsinki-Kommission zum
Schutz der Ostsee (HELCOM) eingebunden. Haupt
ziele sind die Untersuchung der räumlichen Vertei
lung der verschiedenen Schadstoffe, um deren Her
kunft und Verbleib in der Meeresumwelt zu bestim
men, sowie die Verfolgung der zeitlichen Änderun
gen. Die Untersuchungsergebnisse liefern die wis
senschaftlichen Grundlagen zur Bewertung des Zu
standes und sind damit Basis für notwendige Maß
nahmen zum Schutz von Nord- und Ostsee.
Die Überwachung der Meeresumwelt erfolgt haupt
sächlich durch regelmäßige Überwachungsfahrten
mit BSH-elgenen Forschungsschiffen, auf denen
ozeanographlsche Messungen sowie Wasser-,
Schwebstoff- und Sedimentproben entnommen wer
den. Diese werden je nach Komplexität direkt an
Bord oder an Land im Laboratorium des BSH analy
siert. Die Proben werden auf Nährstoffe, gelösten
Sauerstoff, Radionuklide, Schwermetalle und orga
nische Schadstoffe untersucht. Zu den vorrangigen
Problemen zählen derzeit alle Substanzen, die im
Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie zukünftig zu
analysieren sind. Hierbei gewinnen Insbesondere
hormonell wirkende Stoffe zunehmend an Bedeu
tung, da sie schon in extrem geringer Konzentration
das Hormonsystem von Meeresorganismen beein
flussen können. Ergänzend erfolgen Messungen auf
den Stationen des automatisierten Marinen Umwelt-
überwachungs-Messnetzes In Nord- und Ostsee
(MARNET). Für die Interpretation und Bewertung der
Verteilung der Schadstoffe im Meer ist die aktuelle
Beschreibung des ozeanographischen Zustandes
und der Dynamik des Meeres Voraussetzung. Dafür
werden physikalische Parameter wie Strömung, See
gang, Salzgehalt und Temperatur bestimmt. Im Jahr
2003 entstand erstmalig eine umfassende ozeano-
graphische Zustandsbeschreibung der Nordsee, die
In Zukunft noch um meereschemische Beschreibun
gen erweitert wird.
Die wichtigsten Beobachtungen des Umwelt-Monito
rings finden sich In einem speziellen Meeresumwelt
bericht (MURSYS). Neben Untersuchungsergeb
nissen des BSH werden in MURSYS regelmäßig auch
meeresphysikalische, meereschemische und mee-
resblologlsche Informationen anderer Einrichtungen
zusammengestellt; zudem wird aktuell über außerge
wöhnliche Ereignisse informiert.
Oberflächentemperaturen und Salzgehalt
Das Jahr 2003 war mit einer Mitteltemperatur der
Oberflächentemperatur von 10,9 °C das zweitwärm
ste Jahr der Nordsee im Beobachtungszeitraum
1968 bis 2003. Nach einem normalen Winter lagen