Seekarten und
mehr
51
zur Aufgabe der BSH-Schiffe, beispielsweise auf
Positionen, wo Fischer sogenannte „Netzhaker“ ge
meldet haben.
Besonders erwähnenswert war die erfolgreiche
Suche der DENEB nach einer Segelyacht, die nach
einer Havarie gesunken war. Die sofort aufgenom
mene Suche war sehr aufwendig, da das Wrack in
dem tiefen Wasser vor Rügen erheblich vertrieben
war. Entscheidend für den Erfolg der DENEB war
schließlich die große Erfahrung der Besatzung in der
Wracksuche.
Vermessungsverfahren (Geodäsie)
Die Verfahren der Seevermessung beruhen auf der
Entwicklung und Anpassung geeigneter wissen
schaftlicher Methoden der Geodäsie auf die Anwen
dungen im See- und Küstenbereich. Besondere Pro
bleme bereitet dabei mangels fester Referenzpunkte
die hinreichend genaue Bestimmung der Lage und
der Höhe. Darüberhinaus müssen die gemessenen
Wassertiefen, die den Einflüssen der Gezeiten und
des Windes unterliegen, auf einen einheitlichen
Tiefenhorizont, dem Seekartennull (SKN), bezogen
(„beschickt“) werden, um ein korrektes Bild der
Topographie des Meeresbodens zu erzeugen.
Die Einführung der satellitengestützten Positionsbe
stimmung des Global Positioning System (GPS) und
die Übertragung von Korrekturdaten durch terrestri
sche Referenzstationen (differentielles GPS, DGPS)
für Navigations- und Vermessungszwecke haben hier
entscheidende Verbesserungen ermöglicht. Die all
gemeine Verfügbarkeit von GPS in der Schifffahrt und
elektronische Navigationssysteme haben jedoch
auch die Anforderung an die Genauigkeit der Navi
gationsunterlagen und damit an die Seevermessung
erhöht. Die Verfahren der Vermessung an Bord, der
Auswertung ihrer Ergebnisse und des Datenmanage
ments sind daher ständig den Anforderungen ent
sprechend weiterzuentwickeln.
Zur Zeit steht der Seevermessung das hochgenaue
SAPOS-Verfahren der Landesvermessung nur in
einem ca. 15 km breiten Streifen entlang der Küste
zur Verfügung. Die hohe Genauigkeit von SAPOS ist
aber Voraussetzung dafür, GPS auch zur Höhenbe
stimmung einzusetzen und damit die bisherige ge
bietsweise unzuverlässige Methode ersetzen zu kön
nen, nach der Wasserstände der Küstenpegel auf
seewärtige Positionen mittels einer Wasserstands
errechnungskarte (WEK) übertragen werden. Nach
Gesprächen mit den Landesvermessungsämtern
sollen künftig möglichst große Seegebiete in die
SAPOS-Vernetzung einbezogen werden. Die Einbe
ziehung des Senders Helgoland in die Vernetzung
wurde bereits fest vereinbart.
Eine weitere Bedingung für die Beschickung der Lo
tungen auf das SKN mit Hilfe von GPS ist die flä
chenhafte Bestimmung der Höhe des Seekartennulls
über dem von GPS benutzten Referenzellipsoid
WGS 84. Im Rahmen eines BSH-internen Projektes
wurden im Gebiet der Emsmündung umfangreiche
Einmessungen von Pegeln auf das Ellipsoid vorge
nommen. Erste SKN-Höhen sind für diesen Bereich
berechnet und werden für einen Vergleich mit dem
bisherigen Beschickungsverfahren der Wasser
standserrechnungskarte benutzt.
Derzeit finden sich in den Seekarten im Bereich der
Nordsee unterschiedlich festgelegte Seekartennulls.
In Deutschland wird das Mittlere Springniedrigwasser
(MSpNW) verwendet, das um bis zu 0,7 m über dem
international von der IHO festgelegten niedrigsten
Gezeitenwasserstand (Lowest Astronomical Tide,
LAT) liegt. Da es der Zweck der tiefgelegten SKNs
(im Vergleich etwa zu dem mittleren Wasserstand) ist,
Tiefenangaben im Sinne von Mindesttiefen zu erzeu
gen, ist LAT gegenüber dem MSpNW als sicherer
vorzuziehen. Im Rahmen der internationalen Verein-