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Beobachten + Vorhersagen
Um ein von Jahr zu Jahr vergleichbares Ergebnis
des hier vorhandenen Nährstoffpotentials zu gewin
nen und Trends aufzeigen zu können, führt das BSH
seine jährlichen Probenahme im Januar/Februar
durch. Denn in diesem Zeitraum ist die Reminerali-
sierung gelösten anorganischen Stickstoffs bei noch
unerheblicher Zehrung von Phosphat und Silikat weit
gehend abgeschlossen.
Während der Januar/Februar-Aufnahme lag in der
küstennahen Zone (Salzgehalt = 30) die Phosphat
konzentration bei 1,15±0,21 pmol/L und damit unge
fähr um den Faktor zwei höher als der Verglelchswert
aus 1936 mit 0,56±0,13 pmol/L. Noch Anfang 1978
war der damalige Phosphat-Wert fast viermal so
hoch. Der Slllkatwert betrug 23±5 pmol/L, der ge
löste anorganische Stickstoff erreichte 31±9 pmol/L.
Ein leichter Rückgang Ist erkennbar, Verglelchswerte
zu 1936 liegen für die Stickstoffverbindungen jedoch
nicht vor.
Für die Deutsche Bucht Ist ein mittlerer Salzgehalt
von 33 typisch. Hier wurde eine Phosphatkonzentra
tion von 0,69±0,2 pmol/L gemessen, welche sich
kaum noch von dem aus 1936 stammenden Wert mit
0,53±0,13 pmol/l unterscheidet. Die Silikatwerte er
reichten mit 9±5 pmol/L den Wert von 10±3 pmol/L
lm Jahr 1936. Der gelöste anorganische Stickstoff lag
bei 14±9 pmol/L. Auch hier fehlen Vergleichsdaten
aus dem Jahr 1936.
Im März 2004 wurde eine zweite Aufnahme der Nähr
stoffe in der Deutschen Bucht durchgeführt. Die Er
gebnisse zeigen Im Küstenbereich einen Anstieg des
gelösten anorganischen Stickstoffs vom Januar zum
März. Die Silikatgehalte veränderten sich nicht, beim
Phosphat Ist eine geringe Abnahme zu verzeichnen.
Die Ergebnisse aus den Winteraufnahmen 2004 be
stätigen die Messungen zur Nährstoffvertellung Im
Winter 1996/97. Hier zeigte sich, dass im Küsten
wasser der Deutschen Bucht maximale Phosphatkon
zentrationen Ende Oktober erreicht werden. Im
Dezember finden die Silikatwerte Ihren Gipfel, die
Konzentrationen des gelösten anorganischen Stick
stoffs steigen über den gesamten Winter an und fal
len mit Beginn der ersten Planktonblüte steil ab.
In der Ostsee galt den Veränderungen im Tiefenwas
ser auch 2004 ein besonderes Augenmerk. Der Salz
wassereinbruch vom Januar 2003 hatte zu einer
deutlichen Verbesserung der Sauerstoffsituation
geführt. Seitdem hat allerdings in allen untersuchten
Becken der Sauerstoffgehalt im Tiefenwasser wieder
abgenommen und im bodennahen Bereich haben
sich wieder anoxlsche Verhältnisse eingestellt, die
den Beginn einer neuen Stagnationsperiode anzel-
gen.
Die Nährstoffkonzentrationen In der Oberflächen
schicht der Ostsee weisen, ähnlich wie In der Nord
see, einen typischen Jahresgang auf, so dass für die
Trendaussagen die Winterphase zugrunde gelegt
wird. Für Nitrat wurden In der Arkonasee, der Born
holmsee sowie Im östlichen und westlichen Gotland
becken die niedrigsten Werte der letzten 15 Jahre
ermittelt. Erneut vergleichsweise hohe Phosphat
winterkonzentrationen wurden dagegen Im östlichen
und besonders Im westlichen Gotlandbecken gemes
sen. In den küstennahen Regionen (Lübecker, Meck
lenburger und Pommerscher Bucht) variieren die ge
messenen Nitratkonzentrationen stark; sie sind eng
an das aktuelle Abflussgeschehen gekoppelt.
Radioaktive Substanzen
Künstliche radioaktive Stoffe gelangen seit Beginn
des Atomzeitalters weltweit in die Meeresumwelt: zu
nächst Infolge des Fallouts der atmosphärischen
Kernwaffentests in den fünfziger und sechziger Jah
ren, später aufgrund von genehmigten Ableitungen
aus kerntechnischen Anlagen, aber auch aus dem
Unfall von Tschernobyl (1986). Die wesentlichen
Quellen der Nordsee waren während vieler Jahre die