76
Beobachten + Vorhersagen
Mitte September an. Die stärksten vertikalen Tempe
raturgradienten traten Ende Juli/Anfang August auf.
Jahresgang der über die Nordsee gemittelten wöchentlichen
Oberflächentemperaturen 2004
Der atlantische Einfluss auf die Nordsee - messbar
an der Ausbreitung der 35-lsohaline in der nördli
chen und zentralen Nordsee - hat sich im Jahr 2004
erneut verstärkt. Im Sommer 2004 zeigte sich in
Oberflächennähe die typische Salzgehaltsverteilung,
mit dem Einstrom atlantischen Wassers am nordwest
lichen Rand und dem Ausstrom salzärmeren Was
sers mit dem Baltischen Ausstrom/ Norwegischen
Küstenstrom. Der Einstrom salzreicheren Wassers
durch den Englischen Kanal blieb auch in diesem
Jahr schwach.
Die Süßwasserzuflüsse in die Deutsche Bucht waren
im Jahr 2004 extrem niedrig. Die Jahresabfluss
menge der Elbe (WSA Lauenburg, Pegel Neu-
Darchau) betrug nur 16 km 3 /a (im Jahr 2002 lag der
Wert mehr als doppelt so hoch: 36 km 3 /a). Wegen
des milden Winters 2003/2004 trat das Maximum des
Elbeabflusses bereits im Februar auf (-1400 m 3 /s).
Von Juli bis Oktober lagen die Tagesmittel unter
300 m 3 /s (langjähriges Jahresmittel 700 m 3 /s).
In der zentralen Ostsee entsprachen die Wassertem
peraturen im Winter den langjährigen Mittelwerten
(1961-90). Die weitere thermische Entwicklung war
im Wesentlichen durch zwei Besonderheiten charak
terisiert, vergleichsweise kalte Monate Juni und Juli
und einen warmen August. In der Bottensee war dies
nicht zu beobachten. Lagen die Temperaturen im Juli
in der zentralen Ostsee mit Anomalien bis -1.5 K
(Kelvin) weit unter dem Mittelwert, war die Bottensee
mit bis zu +1.5 K sehr warm. Im August erreicht
dann die gesamten Ostsee die positiven Anomalien,
die in der Bottensee schon im Juli angetroffen wur
den. In der offenen Ostsee wurden Anomalien bis zu
+2 K erreicht.
Der Oberflächensalzgehalt in der südlichen Ostsee
hat 2004 mit 7,4 den höchsten Wert seit 2000 er
reicht. Das langjährige Mittel von 7,7 wird aber wei
terhin deutlich unterschritten. Diese Werte spiegeln
die generell schwache Tendenz von Einströmen salz
reichen Wassers aus dem Kattegat seit etwa 1980
wider, die jedoch durch warme und kalte Einstrom
ereignisse 2002 und 2003 unterbrochen wurde. In
der zentralen Ostsee (Gotlandtief) ist mit 6,9 im
Oberflächenwasser ebenfalls ein Wert unter dem
Durchschnitt (7,4) zu verzeichnen, der seit 2002 etwa
konstant geblieben ist. Östlich der Bornholmsee lie
gen alle Jahresmittelwerte der Salzgehalte im Tiefen
wasser höher als in vielen Jahren zuvor. Der Mittel
wert von 12,7 ±0,1 in 200 m Tiefe hatte 2004 nach
dem stetigen Absinken bis 2002 den höchsten Wert
seit 1977 erreicht.
Strömungen
Das BSH setzte die Erfassung der Strömungs- und
Schichtungsdaten in der Nord- und Ostsee fort.
Dabei konzentrierte man sich insbesondere auf die
Gebiete geplanter Offshore-Windparks und ausge
wählter MARNET-Stationen. In die Bewertung des
Zustandes der Deutschen Bucht gehen auch die