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Nutzung der Meere
Trotz einer bereits seit einiger Zeit intensiv geführten
Diskussion über die möglichen Auswirkungen derarti
ger Anlagen für die Seeschifffahrt und auf die Mee
resumwelt, sind noch eine ganze Reihe von Frage
stellungen kontinuierlich weiter zu erforschen und zu
untersuchen. Auswirkungen von bau- und betriebs
bedingtem Schall in den Wasserkörper, insbesondere
auf Schweinswale, müssen beispielsweise ebenso
noch speziell erforscht werden wie mögliche nega
tive Einflüsse auf bestimmte Zug- und Rastvögel
arten.
Hierzu werden den Antragstellern umfangreiche Un
tersuchungsprogramme auferlegt. Ein vom BSH he-
rausgebenes „Standarduntersuchungskonzept für die
Untersuchung und Überwachung der Auswirkungen
von Offshore-Windenergieanlagen auf die Meeresum
welt“ (StUK), das unter Mitwirkung zahlreicher Exper
ten fortentwickelt wurde, setzt Mindeststandards für
Umweltuntersuchungen. Es gibt den Antragstellern
einen verlässlichen Rahmen über die erforderlichen
Untersuchungen der Schutzgüter Benthos, Fische,
Vögel und Säuger In den verschiedenen Projektpha
sen (Basisaufnahme, Bauphase, Betriebsphase,
Rückbauphase). Vor dem Bau durchgeführte Unter
suchungen (Basisaufnahmen) dienen der Beschrei
bung des Ist-Zustandes und sind wesentlich für die
Bewertung von möglichen Auswirkungen und Verän
derungen In den späteren Projektphasen.
Mit einem weiteren wichtigen Standard „Baugrund
erkundung“ stellt das BSH verbindliche und einheit
liche Mindestanforderungen auf für die geologischen
und bautechnischen Voruntersuchungen für Grün
dungsarbeiten von Offshore-WEA-Fundamenten. Die
ebenfalls unter Mitwirkung zahlreicher Experten aus
dem In- und Ausland entwickelte Vereinheitlichung
dient der Rechts- und Investitionssicherheit In allen
Projektphasen. Bisher gab es nur Standards ver
schiedener Klasslflkatlonsgesellschaften und ein
zelne Fachvorschläge. Die Arbeiten für ein übergrei
fendes standardisiertes Schutz- und Slcherheltskon-
zept sind aufgenommen worden und sollen rechtzei
tig vor Errichtung der ersten Anlagen In der AWZ,
voraussichtlich noch 2005 abgeschlossen werden.
Den Entwicklungsprozess begleiten Forschungspro
jekte des Umweltbundesamtes sowie des Bundes
ministeriums für Umwelt (z.B. Forschungsplattform
FINO 1, dazu Seite 81). Weitere Erkenntnisse sind
auch von den Messplattformen zu erwarten, die von
einzelnen zukünftigen Windparkbetreibern noch vor
Errichtung der Windparks geplant sind. Allerdings
können fast alle möglichen Auswirkungen nur in der
Praxis an im Betrieb befindlichen Anlagen untersucht
werden. Erste Eindrücke aus den Untersuchungen im
benachbarten Ausland werden aufmerksam verfolgt.
Weder bei den schwedischen noch bei den drei dä
nischen Vorhaben, die In den letzten beiden Jahren
verwirklicht worden sind, haben sich bisher gravie
rende negative Auswirkungen ergeben. Da dies je
doch noch nicht annähernd als gesicherte Erkenntnis
gelten kann, wird seitens des BSH ein stufenweiser
Auf- bzw. Ausbau der Anlagenblöcke vorgegeben
und von den meisten Antragstellern auch akzeptiert.
Dies bedeutet, dass in den meisten Verfahren zu
nächst nur über Anträge auf Tellerrlchtungsgenehml-
gungen entschieden werden muss, die kleinere Pilot
phasen des Gesamtprojektes umfassen.
Im letzten Jahr sind auch die Arbeiten an den vom
Gesetzgeber vorgegebenen Steuerungs- und Pla
nungselementen Meeresschutzgebiete einerseits
sowie spezielle Nutzungsgebiete für WEA anderer
seits aufgenommen bzw. fortgesetzt worden. Wäh
rend das BMU in Vollzug des Netzes NATURA 2000
Verfahren für die Einrichtung von Meeresschutzge
bieten durchführt und mehrere Schutzgebiete an die
europäische Kommission gemeldet hat, sind vom
BSH vier Eignungsgebietsverfahren für Windenergie
anlagen eingeleitet worden, die 2005 Im Rahmen von
Behörden-, Verbänden- sowie Öffentllchkeltsbetelll-
gung u.a. In öffentlichen Anhörungsterminen welter-
verfolgt werden. Eine Festlegung von Elgnungsge-