Skip to main content

Full text: Jahresbericht 2004

Seekarten und mehr 
55 
Vermessungsverfahren (Geodäsie) 
Die Verfahren der Seevermessung erfordern die Ent 
wicklung und Anwendung geeigneter wissenschaft 
licher Methoden der Geodäsie für die topographi 
sche Aufnahme im See- und Küstenbereich. Beson 
dere Probleme bereitet dabei mangels fester Refe 
renzpunkte die hinreichend genaue Bestimmung der 
Lage und der Höhe von Ortspunkten im Seebereich. 
Darüberhinaus müssen die gemessenen Wasser 
tiefen, die den ständig wechselnden Einflüssen der 
Gezeiten und des Windes unterliegen, auf einen ein 
heitlichen, zeitlich konstanten Tiefenhorizont, dem 
Seekartennull (SKN), bezogen („beschickt“) werden, 
um ein zeitunabhängiges Bild der Topographie des 
Meeresbodens zu erzeugen. 
Die Einführung der satellitengestützten Positionsbe 
stimmung des Global Positioning System (GPS) und 
die Übertragung von Korrekturdaten durch terrestri 
sche Referenzstationen (differentielles GPS, DGPS) 
für Navigations- und Vermessungszwecke (z.B. das 
System SAPOS der Landesvermessung) haben ent 
scheidende Verbesserungen ermöglicht. Die allge 
meine Verfügbarkeit von GPS in der Schifffahrt und 
elektronische Navigationssysteme haben auch die 
Anforderung an die Genauigkeit der Navigations 
unterlagen und damit an die Seevermessung erhöht, 
so dass eine ständige Weiterentwicklung der Ver 
messungsverfahren erforderlich ist. 
Bisher erfolgt die Beschickung der gemessenen 
Wassertiefen auf das SKN mit Hilfe sog. Wasser 
standserrechnungskarten (WEK), durch die an der 
Küste gemessene Pegelwasserstände auf die ver 
schiedenen Seebereiche bezogen werden können. 
Dieses Verfahren ist in manchen Seebereichen mit 
Fehlerquellen behaftet, z. B. dort, wo meteorologisch 
bedingte Abweichungen von der normalen Gezeit 
sich am Bezugspegel anders als im vermessenen 
Seegebiet auswirken. Dieses seit langem bekannte 
Problem kann gelöst werden, wenn es gelingt, die 
Wassertiefen mit GPS über dem betreffenden Ellip 
soid direkt zu messen. Allerdings ist dies nur einem 
hochgenauen Positionsbestimmungsverfahren mög 
lich, wie es mit dem Satellitenpositionierungsdienst 
SAPOS der Landesvermessung in Teilbereichen der 
deutschen Seegebiete zur Verfügung steht. 
Um die gemessenen, auf das Ellipsoid bezogenen 
Wassertiefen auf SKN beschicken zu können, ist es 
erforderlich, die Höhe des SKN-Horizontes über dem 
Ellipsoid a priori festzulegen. Als Vorarbeit im Rah 
men des seit 2001 laufenden BSH-internen Projektes 
zur GPS-gestützten Tiefenbeschickung auf SKN sind 
hierzu 2004 vor der Küste Ostfrieslands bis in die 
Wesermündung hinein umfangreiche Einmessungen 
von Pegeln auf das Ellipsoid vorgenommen worden. 
Die im Vorjahr berechneten Höhen des SKN über 
dem von SAPOS im Bezugssystem ETRS89 benutz 
ten Ellipsoid konnten damit wesentlich erweitert wer 
den. Sie werden für einen Vergleich mit dem bisheri 
gen Beschickungsverfahren der Wasserstandser 
rechnungskarte benutzt. 
2004 konnte die bisher ungünstige Verteilung der 
SAPOS-Referenzstationen verbessert werden, indem 
je eine Referenzstation auf Helgoland und der For 
schungsplattform FINO in die SAPOS-Vernetzung 
eingebunden wurde. Damit kann auch in größeren 
Entfernungen zu den Stationen als bisher gearbeitet 
werden. Allerdings liegen noch keine Erfahrungen 
zur tatsächlichen Reichweite dieser Stationen vor. 
Das Seekartennull der Nordsee wurde zum 1. Januar 
2005 neu festgelegt auf den international von der 
IHO festgelegten niedrigsten Gezeitenwasserstand 
(Lowest Astronomical Tide, LAT). Seit 2001 wird ge 
meinsam mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung 
des Bundes an der Koordinierung der Umstellung 
gearbeitet. Die Umstellung der deutschen Seekarten 
erfolgt Zug um Zug mit der Einarbeitung neuer Ver 
messungen und wird sich über einen Zeitraum von 
bis zu sieben Jahren hinziehen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.