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Seekarten und mehr
null (MSpNW In der Nordsee, NN bzw. MWS In der
Ostsee) und Normalnull (NN).
Wracksuche
Die Untersuchung von Unterwasserhindernissen
dient vor allem der Sicherheit des Seeverkehrs. Dazu
werden die Position und die geringste Tiefe der Hin
dernisse bestimmt. Beide Informationen werden In
der Regel In der Seekarte dargestellt. Auch Wracke,
die In einer Tiefe von über 20 Metern liegen, sind von
Bedeutung, z. B. für die Fischerei oder die Deutsche
Marine.
Für die Wracksuche werden verschiedene Verfahren
eingesetzt. Mit Sonaren (Seltensicht-Sonar oder
Objektsuchsonar) werden die Objekte In Ihrer Lage
und Form erfasst. Die Tiefenmessung erfolgt mit
Echoloten. In der Regel wird die Untersuchung durch
einen Taucher ergänzt, der das Hindernis genauer
untersucht und die geringste Tiefe durch Druckluft
messung bestimmt. Wo Wracke regelmäßiger Strö
mung ausgesetzt sind, liegen sie auf sandigem
Meeresboden nicht vollkommen fest. Sogenannte
Auskolkungen Infolge der Strömungen können zu
Lageveränderungen führen, bei denen sich auch die
geringste Tiefe über dem Objekt verringern kann.
Solche Wracke müssen wiederholt vermessen wer
den, um Ihre Lage und Tiefe aktuell zu bestimmen.
Auch die Suche nach vermuteten Unterwasserhin
dernissen (UWH) gehört zur Aufgabe der BSH-
Schlffe, beispielsweise auf Positionen, wo Fischer
sogenannte „Netzhaker“ gemeldet haben. Das BSH
führt eine Datenbank der Unterwasserhindernisse.
Dort sind etwa 2000 Positionen verzeichnet.
Die Mehrzweckschiffe ATAIR, DENEB und WEGA
führten 2004 Insgesamt 171 Wrackuntersuchungen
durch, davon 104 In der Nordsee und 67 In der Ost
see. Bel einem großen Teil der Hindernisse ergaben
sich Änderungen bei Position und Tiefe, häufig auch
eine geringere Tiefe gegenüber der letzten Unter
suchung. Von den 171 Untersuchungen betreffen
51 neue, vorher unbekannte Wracks und Unterwas
serhindernisse. Allein In der Ostsee wurden aufgrund
der flächendeckenden hochauflösenden Vermes
sung 41 (200: 37) neue Objekte entdeckt, die eine
sofortige Untersuchung erforderten. Eine derart
große Zahl neu entdeckter Wracks hat es In der deut
schen Ostsee seit der Wiedervereinigung nicht ge
geben. Eindrucksvoll bestätigt hat sich damit die
Notwendigkeit des In der Kopenhagen-Deklaration
vereinbarten Vermessungsstandards, um die Sicher
heit der Seeschifffahrt weiter zu erhöhen.
Hier zwei Beispiele aus der Arbeit der Wracksuche:
Auf der Elbe Im Bereich Brunsbüttel hat das Wrack-
suchschlff ATAIR das Rohr einer alten Schiffskanone
entdeckt und geborgen. Nach Auskunft des Archäo
logischen Landesamtes Schleswig-Holstein, handelt
es sich bei der etwa 2,40 m langen und Im Durch
messer ca. 37 cm starken Kanone um ein gußeiser
nes Schiffsgeschütz aus dem 18. Jahrhundert, das
entweder von einem Kriegsschiff oder einem größe
ren bewaffneten Kauffahrer stammt. Eine Nachunter
suchung mit einem Subbottomprofller bestätigte die
Annahme, dass sich Im Sediment vermutlich ein
größeres Wrack befindet.
Besonders schwierig gestaltete sich die Suche des
VWFS WEGA nach einem vor der Halbinsel Elder-
stedt gesunkenen Fischkutter. Die Besatzung hatte
nach ca. 20 Minuten durch einen SAR-Hubschrauber
geborgen werden können. Da der Bergungsort nicht
dem Untergangsort entsprach und es teils wider
sprüchliche Informationen gab, gelang es erst nach
drei Tagen, den Kutter zu finden und zu untersuchen.
Letztlich machten es die jahrzehntelange Erfahrung
der Besatzung sowie der Einsatz IT-gestützter Drift
modelle des BSH möglich, die Unglücksstelle zu
lokalisieren.