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Beobachten + Vorhersagen
nationalen Regeln des Strahlenschutzes „trivialen
Dosis“ von 10 Mlkrosievert/Jahr. Die Strahlenexpositi
on über den Meeresfischverzehr wird durch das
natürliche Radionuklid Polonium 210 dominiert. Dieses
Nuklid stammt aus der natürlichen Zerfallskette des
Uran-238 und wird in einigen Meeresfischen stark
angereichert.
Im Rahmen eines durch das Bundesamt für Strahlen
schutz geförderten Forschungsprojekts wird der
Kreislauf von lod-129 und anderer langlebiger
Radionuklide in der Nordsee und angrenzenden
Meeresgebieten untersucht, lod-129 ist ein extrem
langlebiges Radionuklid (Halbwertszeit = 14 Mio.
Jahre), dessen Hauptquelle In der Umwelt die beiden
Wiederaufbereitungsanlagen La Hague und Sella-
fleld sind. In dem Verbundprojekt mit dem Zentrum
für Strahlenschutz und Radioökologie an der Univer
sität Hannover, dem dänischen Forschungszentrum
Rlso, der norwegischen Strahlenschutzbehörde und
der ETH Zürich wird die geographische Verteilung
und das geochemische Verhalten dieses Radionu
klids sowie einiger weiterer Nuklide In der Nordsee
und angrenzenden Meeresgebieten untersucht. Die
im Sommer 2005 entnommenen Wasserproben der
gesamten Nordsee wurden inzwischen auf 1-129
am Tandem AMS-Laboratorium an der ETH Zürich/
Schweiz durch die Universität Hannover erfolgreich
analysiert. Erste Ergebnisse zeigen die Hauptquelle
dieses Radionuklids In der Wiederaufbereitungsanla
ge La Hague und nur zu einem sehr geringen Anteil
in der Anlage Sellafleld. Das Reststrommuster der
Nordsee bewirkt eine weiträumige Verteilung und
nachhaltige Störung des natürlichen Isotopenmusters
auf Jahrhunderte bis Jahrtausenden.
Schwermetallkonzentrationen
Metalle gelangen durch natürliche Prozesse, vor
allem Verwitterung und Vulkanismus, in die Umwelt.
Auch ohne menschliche Aktivitäten sind sie Be
standteil der marinen Umwelt. Diese auf natürliche
Prozesse zurückzuführenden Metallkonzentrationen
In Wasser, Schwebstoff und Sediment werden als
Hintergrundwerte bezeichnet. Die in der marinen
Umwelt beobachteten, zum Teil erheblich über den
Hintergrundwerten liegenden, Metallkonzentrationen
werden durch menschliche Aktivitäten verursacht,
z. B. durch Industrielle Produktionsprozesse, Verkehr
oder Offshore-Industrie.
2006 bestimmte das BSH Im Rahmen von vier Moni
toring-Fahrten 14 Elemente im filtrierten Seewasser
und 12 Elemente im Schwebstoff und Sediment.
Außerdem wurde der mögliche Einfluss des Früh
jahrshochwassers der Elbe durch ein Sonderpro
gramm untersucht, mit dem Ergebnis, dass keine
signifikanten Beeinträchtigungen In der Deutschen
Bucht zu beobachten waren.
Gegenüber dem Vorjahr zeigten sich 2006 keine
gravierenden Veränderungen In der Metallbelastung
der Deutschen Bucht. Im räumlichen Verteilungsmus
Sonderuntersuchungen im Gebiet der Sedimentumlagerung
(Tonne E 3)
ter und der zeitlichen Entwicklung der Metallgehalte
zeigt sich der Einfluss des Elbeeinstroms und der mit
Ihm transportierten Metallfrachten. Insgesamt sind
seit Beginn der regelmäßigen Überwachung In den
siebziger Jahren vor allem Im küstennahen Bereich
die Gehalte von Quecksilber, Kupfer, Cadmium und
Nickel In der Feinkornfraktion des Oberflächensedi
ments deutlich zurückgegangen.