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Beobachten + Vorhersagen
der Artenzusammensetzung werden Auswirkungen
beobachtet. So werden immer häufiger neue wärme
liebende Arten angetroffen.
Der atlantische Einfluss auf die Nordsee war auch
Im Jahr 2006 deutlich ausgeprägt. Im Sommer 2006
zeigte sich In Oberflächennähe die typische Salzge
haltsverteilung mit dem Einstrom von salzhaltigerem
atlantischen Wasser am nordwestlichen Rand und
dem Ausstrom salzärmeren Wassers im Baltischen
Ausstrom und dem Norwegischen Küstenstrom.
Die Süßwasserzuflüsse von Elbe, Weser und Ems
beeinflussen maßgeblich die Salzwasserbilanz und
damit auch die ökologischen Verhältnisse In der
Deutschen Bucht. Der dominierende Einfluss der
Elbe war 2006 von Extremen geprägt. Schneeschmelze
und ergiebige Regenfälle verursachten im Frühjahr
Wasserstände, die denen des schweren Elbehoch
wasser 2002 entsprachen. Wasserstände am Pegel
Neu-Darchau (gemessen durch die WSA Lauenburg/
ARGE Elbe) überschritten die Hochwasserwerte des
Jahres 2002 noch um 10 cm, da, anders als 2002,
kaum Deichbrüche zu beklagen waren. Andererseits
führten fehlende Niederschläge und hohe Verduns
tung bei hochsommerlichen Temperaturen Anfang
Juni zu einem schnellen Sinken der Wasserstände.
Das Ende Juli erreichte Niedrigwasser-Niveau war
mit dem des Hitzesommers 2003 vergleichbar.
Die Jahresabflussmenge der Elbe am Pegel Neu-
Darchau betrug 22,2 knf/a, das entspricht fast genau
dem langjährigen Jahresmittel von 22 km7a.
In der zentralen Ostsee lagen die Wasseroberflächen
temperatur zu Beginn des Jahres 2006 Im Bereich
des langjährigen Mittels (1990-2004) und kühlten
sich bis März stark ab. Die Monate Juli und August
wiesen im Mittel Temperaturen über 20 °C auf und
waren vergleichbar warm, was zu einer lang an
haltenden Cyanobakterienblüte führte, die sich aber
in diesem Jahr besonders In der westlichen Ost
see entwickelte. In der Nachsommerphase setzte
die Abkühlung nur sehr langsam ein, sodass der
September der drittwärmste und der Oktober der
wärmste der letzten 17 Jahre war. Das Monatsmittel
der Oberflächentemperatur lag Im Oktober in der
zentralen und westlichen Ostsee ca. 3°C über dem
langjährigen Mittelwert. Wie auch in der Nordsee, wa
ren die Herbstmonate wärmer als Im langjährigen Mittel.
Die Zirkulation und Salzgehaltsverteilung der Ostsee
werden durch den Austausch von Wassermassen mit
der Nordsee durch die Belte und den Sund geprägt.
Im oberflächennahen Bereich fließt salzarmes Ost
seewasser in die Nordsee ab, während am Boden
schwereres, salzhaltigeres Nordseewasser aus dem
Kattegat In die Ostsee vordrängt. Spezifische Wetter
lagen ermöglichen sporadische Salzwassereinbrüche,
bei denen salz- und sauerstoffreiches Wasser zum
Teil bis In die östlichen tieferen Becken der Ostsee
vordringt. Da es In den tiefen Becken durch den
Abbau organischen Materials zu Sauerstoffzehrung
kommt und die vertikale Durchmischung durch
Dichteschichtung weitgehend unterbunden wird, sind
diese Salzwassereinbrüche zur „Durchlüftung“ der
tieferen Becken für die Ostsee von großer Bedeutung.
Im Mal 2006 lag der Oberflächensalzgehalt In der
Bornholmsee mit 7,4 etwas unter dem langjährigen
Mittel von 7,6, obwohl die bodennahen Einstromer
eignisse von salzhaltigerem Wasser aus dem Kat
tegat zwischen1993 und 2003 generell zu wieder
ansteigenden Salzgehalten im Oberflächenwasser
geführt haben. In der zentralen Ostsee (Gotlandtief)
ist Im Mal 2006 mit 7,3 Im Oberflächenwasser ein
Wert entsprechend dem Durchschnitt 1952-2005
zu verzeichnen, der im Vergleich zu den Jahresmit
teln 2004 (6,9) und 2005 (7,2) weiter angestiegen
Ist. Östlich der Bornholmsee lagen im Mal 2006 alle
Salzgehalte Im Tiefenwasser etwa bei den mittleren
Werten von 2005 und damit weiterhin höher als In
den Jahren zuvor. Der Wert von 12,6 In 230 m Tiefe
im Mal 2006 entspricht dem Mittelwert des Vorjahres
bei 200 m und liegt knapp unter dem bei 230 m
vom Mal 2005 (12,7). Die langsame Abnahme von Salz
im Tiefenwasser der zentralen Ostsee Ist auf das Aus
bleiben von Einstromprozessen 2005 und 2006
zurückzuführen. Diese Aussüßung wird an der deut
schen Ostseeküste jedoch voraussichtlich erst mit
einer Verzögerung von etwa 10 Jahren spürbar werden.