44
Seekarten und mehr
wurden u. a. die Seegebiete vor den nord- und ost
friesischen Inseln neu vermessen, sowie die flächen
deckende Suche nach Unterwasserhindernissen in
Kombination mit einer hochauflösenden Vermessung
der Jade-, Weser- und Elbeansteuerungen entspre
chend der Göteborg-Erklärung begonnen. In der
Ostsee wurde der Fehmarnsund neu vermessen,
sowie die hochauflösende Aufnahme der Haupt
schifffahrtswege, insbesondere der Ansteuerungen
zur Kadetrinne intensiv fortgesetzt.
Alle von den Schiffen des BSH erfassten digitalen Po
sitions- und Tiefenwerte wurden für die Archivierung
aufbereitet. Die Daten liegen mit zwei verschiedenen
Tiefenbezügen vor: das jeweils gültige Seekartennull
(SKN) und Normalnull (NN). Für die seit 2005 durch
geführten Vermessungen gilt das Bezugssystem
LAT (Lowest Astronomical Tide) als neues SKN, das
damit das bisherige Mittlere Springniedrigwasser
(MSpNW) als Bezugssystem abgelöst hat.
Wracksuche
Die Suche nach Unterwasserhindernissen ist Be
standteil der Seevermessung. Wo Unterwasser
hindernisse auf leicht veränderlichen Grund liegen
und den Gezeiten des Meeres ausgesetzt sind, Ist
deren Lage und Zustand Im Laufe der Zelt instabil.
Strömungen und Gezeiten erzeugen Auskolkungen
(Vertiefungen), die das Objekt In seiner Lage und
Tiefe verändern können. Daher sind periodische Un
tersuchungen notwendig, um die Lage und auch die
geringste Tiefe über dem Hindernis zu kontrollieren
und ggf. neu zu bestimmen. Signifikante Änderungen
müssen dann aktuell bekannt gemacht und In den
BSH-Seekarten dargestellt werden. Selbst Wracks,
die In einer Tiefe von mehr als 20 Meter liegen, kön
nen eine Gefahr darstellen, z. B. für die Fischerei
(Netzhaker); für die Marine sind ohnehin alle Unter
wasserhindernisse von Interesse, u. a. für die Unter
wassernavigation von U-Booten.
Für die Ortung der Hindernisse werden hochleistungs
fähige Objektsuchsonare sowie Seltensichtsonare
eingesetzt, mit denen auch eine Grobbestimmung
der Wracklage erfolgt. In der Regel werden die
Hindernisse außerdem noch genauer durch einen
Taucher untersucht, der Zustand und Lage genau
ermittelt und die geringste Tiefe zusätzlich durch
barometrische Tiefenmessung bestimmt.
ATAIR, DENEB und WEGA führten 2006 insgesamt
286 Wrackuntersuchungen durch (192 in der Nord
see und 94 in der Ostsee). Davon betreffen 58 neue,
vorher unbekannte Wracks und Unterwasserhinder
nisse. Bel 20 Prozent der Untersuchungen ergaben
sich Änderungen, insbesondere geringere Tiefen ge
genüber der letzten Überprüfung. Zum Jahresende
wurde der auf den Nordergründen vor Cuxhaven bei
schwerer See In Seenot geratene und gesunkene
Fischkutter „Hohe Weg“ nach 5-täglger Suche unter
z. T. schwierigen Seegangsbedingungen von der
ATAIR gefunden. Erneut waren hierbei die Driftprog
nosen des BSH, mit deren Hilfe das Suchgebiet
eingegrenzt werden konnte, eine wertvolle Unterstüt
zung der Wracksuche.
Schiffe
Die BSH-Schiffe (ATAIR, CAPELLA, DENEB, GAUSS,
KOMET, WEGA) waren nicht nur für Seevermes-
sungs- und Wracksucharbeiten im Einsatz. Insge
samt legten die Schiffe 2006 zur Durchführung ihrer
Aufgaben rund 48000 sm (± 89000 km) zurück.
Dies Ist deutlich weniger als In den Vorjahren, da
die Schiffseinsätze der BSH-Flotte aufgrund von
Haushaltskürzungen um 100 Tage reduziert werden
mussten.
2006 führte das Forschungsschiff GAUSS 17 Reisen
durch; die Mehrzweckschiffe ATAIR, WEGA und
DENEB jeweils neun, drei und zwei Fahrten zusätz
lich zu Ihren Vermessungsaufgaben.