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Seekarten und mehr
Seekarten und mehr
Die Herausgabe amtlicher Seekarten und Seehand
bücher obliegt nach dem Seeaufgabengesetz dem
BSH. Das nautische Informationssystem des BSH
umfasst die europäischen Gewässer mit insgesamt
510 Seekarten, 50 Seebüchern, amtlichen Seekarten
daten für das digitale Navigationsinformationssystem
ECDIS sowie kleinformatigen Kartenserien für die
Sportschifffahrt. Hinzu kommen amtliche Hafenhand
bücher, die das BSH gemeinsam mit dem Deutschen
Seglerverband (DSV) und Deutschen Motoryacht
verband (DMYV) herausgibt.
Aktuelle Seekarten und andere nautische Publika
tionen gehören zur Pflichtausrüstung seegehender
Schiffe und sind an Bord stets auf dem neuesten
Stand zu halten, um sicher zu navigieren und Schä
den an der Meeresumwelt zu vermeiden. Da es auf
grund von Strömungsverhältnissen und Sedimentum
lagerungen laufend nautisch bedeutsame Verän
derungen, z. B. in den Tiefenverhältnissen der Schiff
fahrtswege gibt, müssen all diese Informationen
immer wieder aktualisiert werden. Regelmäßig neue
Informationen und Vermessungsdaten liefern die fünf
Vermessungs- und Wracksuchschiffe des BSH, die zu
den modernsten weltweit zählen. Je nach den ört
lichen Gegebenheiten sieht das BSH systematische
Wiederholungsvermessungen in Abständen von
1 bis 30 Jahren vor.
Seevermessung
Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nati
onen weist den Küstenstaaten nicht nur im Küsten
meer, über das sie die volle Hoheit ausüben, sondern
auch in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ)
souveräne Rechte der Nutzung und Erforschung
zu. Dazu zählt auch das Recht der Vermessung des
Meeres, d. h. die topographische Aufnahme des
Meeresbodens und der Wattflächen sowie die Orts
bestimmung von unbewegten Objekten unter der
Wasseroberfläche. Zugleich sind die Küstenstaaten
nach dem Internationalen Schiffssicherheitsvertrag
SOLAS zu einer den Sicherheitsanforderungen der
Seeschifffahrt genügenden hydrographischen Ver
messung verpflichtet. Durch das Seeaufgabengesetz
ist diese Aufgabe dem BSH zugewiesen.
Das Vermessungsgebiet des BSH umfasst eine
Fläche von etwa 57000 km 2 ; dies entspricht einem
Sechstel der Fläche Deutschlands. Es wird durch
die entsprechenden Hoheitsgewässer und AWZen
der Nachbarstaaten begrenzt. Sowohl die Deutsche
Bucht als auch die südwestliche Ostsee sind ausge
sprochen stark befahrene Gewässer, die nur geringe
Wassertiefen aufweisen und deren vielerorts san
diger Meeresboden ständigen Veränderungen unter
liegt. Eine zuverlässige Kenntnis der aktuellen Mee
restopographie ist also von besonderer Bedeutung
für die Sicherheit und Leichtigkeit des Seeverkehrs.
Die Seevermessung des BSH erfolgt in enger Ab
stimmung national mit den Behörden der Wasser-
und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) und
international mit den hydrographischen Diensten der
Nachbarländer. So werden nach einer Vereinbarung
der Ostsee-Anrainerstaaten in der Helsinki-Kommis
sion alle Hauptschifffahrtswege und Ansteuerungen
im Ostseeraum hochauflösend vermessen und nach
Hindernissen abgesucht. Dabei wird der IHO-Stan-
dard S-44 zugrundegelegt, nach dem u. a. Objekte
ab der Größenordnung eines Würfels mit zwei Me
tern Kantenlänge flächendeckend erkannt werden
müssen. Ziel ist es, die Topographie des Meeresbo
dens mit einem dichten Netz von Lotprofilen und mit
Einsatz des Side Scan Sonars lückenlos zu bestim
men. Auf Anregung des BSH wurde 2006 auf einer
Ministerkonferenz der Nordsee-Anrainerstaaten in
Göteborg beschlossen, in Zukunft auch die Haupt
schifffahrtsrouten in der Nordsee nach den selben
Qualitätsvorgaben zu vermessen.
2006 führten die Vermessungsschiffe KOMET und
CAPELLA sowie die Vermessungs-, Wracksuch- und
Forschungsschiffe ATAIR, DENEB und WEGA See
vermessungsarbeiten mit insgesamt 21 600 sm
(40000 km) Lotungsprofilen in der Nordsee
(16200 sm bzw. 30000 km) und in der Ostsee
(5400 sm bzw. 10000 km) durch. In der Nordsee