74
Beobachten + Vorhersagen
Sowohl die Ergebnisse des Radioaktivitätsmess
netzes als auch die Resultate der nuklidspezifischen
Analysen gehen in das „Integrierte Mess- und Infor
mationssystem zur Überwachung der Umweltradio
aktivität“ (IMIS) des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit ein und werden in
der Zentralstelle des Bundes (ZdB) gesammelt. Das
Radioaktivitätsmessnetz des BSH besteht aus sechs
landgestützten Stationen (Küstenfestland, Inseln).
Sieben Stationen werden auf der Hohen See auf
MARNET-Stationen betrieben und weitere drei Mess
geräte sind auf den BSH-Schiffen ATAIR, WEGA und
DENEB installiert. Die Messwerte werden stündlich
abgefragt und nach erfolgter Validierung im Normal
betrieb täglich an die ZdB übermittelt; im Intensivbe
trieb (Ereignisfall) würde dies alle 2 Stunden erfolgen.
2007 wurde keine außergewöhnliche künstliche Radio
aktivität im Messnetz registriert. Im Ereignisfall kann
die zu erwartende Entwicklung einer Kontamination
im Meeresbereich mit Hilfe des Ausbreitungsmodells
des BSH berechnet werden.
Die Strahlenexposition des Menschen durch den
Verzehr von Fischen und anderen Meeresfrüchten
aus Nord- und Ostsee beträgt nur einen Bruchteil
der natürlichen Strahlenbelastung. Sie wird durch
das natürliche Radionuklid Polonium-210 dominiert,
liegt bei etwa 0,3 pSv/Jahr effektiver Äquivalentdosis
und damit sogar deutlich unter der nach internatio
nalen Strahlenschutz-Regeln „trivialen Dosis“ von
10 pSv/Jahr.
Schwermetallkonzentrationen
Metalle werden vor allem durch natürliche Prozesse
in der Umwelt mobilisiert, primär durch Verwitterung
und Vulkanismus. Damit sind Metalle auch ohne
menschliche Aktivitäten Bestandteil der marinen Um
welt. Diese Grundbelastung im Wasser, Schwebstoff
und Sediment wird als Hintergrundwerte bezeichnet.
Die in der marinen Umwelt beobachteten, zum Teil
erheblich überden Hintergrundwerten liegenden
Metallkonzentrationen werden durch menschliche
Aktivitäten verursacht, z. B. durch Emissionen aus
industriellen Produktionsprozessen, durch Transport
und Verkehr oder die Offshore-Industrie.
2007 bestimmte das BSH im Rahmen von vier
Monitoring-Fahrten in die Deutsche Bucht 14 Ele
mente im filtrierten Seewasser (37 Stationen) und
12 Elemente im Schwebstoff. Außerdem wurden die
Gehalte von 12 Elementen in der Feinkornfraktion
des Oberflächensediments gemessen (27 Stationen).
In der Ostsee wurden 2007 insgesamt 2 Monito
ringfahrten durchgeführt, um die Metallgehalte im
Wasserkörper (16 Stationen) und im Sediment (5 Sta
tionen) zu bestimmen. Dabei wurden im Wasser und
Schwebstoff die Gehalte von fünf und im Sediment
die Gehalte von elf Elementen bestimmt.
Gegenüber dem Vorjahr zeigten sich 2007 keine
gravierenden Veränderungen in der Metallbelastung
der Deutschen Bucht. Im räumlichen Verteilungs
muster der Metallgehalte ist der Einfluss der durch
Elbefahne transportierten Metallfrachten deutlich
erkennbar. Insgesamt sind seit Beginn der regel
mäßigen Überwachung in den siebziger Jahren,
vor allem im küstennahen Bereich, die Gehalte von
Quecksilber, Kupfer, Cadmium und Nickel in der
Feinkornfraktion des Oberflächensediments deutlich
zurückgegangen. Gelöst im Wasserkörper und an
den Schwebstoff gebunden ist die zeitliche Entwick
lung der Metallgehalte deutlich weniger ausgeprägt.
Der langfristig und stetig abnehmende Trend der Me
tallgehalte in der Feinkornfraktion des Oberflächen
sediments konnte bis 1999 besonders deutlich im
direkt durch die Elbefahne beeinflussten Schlickfall
gebiet südöstlich von Helgoland beobachtet werden.
Eine Trendwende setzte im Jahr 1999 ein. Es wurden
wieder deutlich erhöhte und wesentlich breiter streu
ende Metallgehalte in den Oberflächensedimentpro
ben aus diesem Gebiet gemessen. In den folgenden
Jahren, auch in 2007, blieb die Streuung der Mess
werte relativ hoch. Betroffen sind vor allem die mit der
Elbe in erhöhten Mengen transportierten Elemente
Quecksilber und Silber.