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Radioaktive Substanzen
Seit Beginn des atomaren Zeitalters gelangen welt
weit eine Reihe künstlicher radioaktiver Stoffe in die
Umwelt. Als Leit- und Messstelle zur Überwachung
der künstlichen Radioaktivität in Nord- und Ostsee
betreibt das BSH nach dem Strahlenschutzvorsorge
gesetz (StrVG) sowohl ein Radioaktivitätsmessnetz
als auch die nuklidspezifische Analyse langlebiger
Radionuklide wie Tritium (H-3), Strontium-90, Tech-
netium-99, Cäsium-137, Plutoniumisotope und Ameri-
cium-241 im Wasser, Schwebstoff und Sediment.
Als Ursprung sind zunächst der Fallout nach den
atmosphärischen Kernwaffentests in den fünfziger
und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts und
die genehmigten Einleitungen aus kerntechnischen
Anlagen zu nennen. Die wesentlichen Quellen für
das nordwesteuropäische Schelfmeer waren wäh
rend vieler Jahre die Wiederaufbereitungsanlagen für
Kernbrennstoffe von Sellafield (GB) und La Hague (F),
deren Abwässer durch die Meeresströmungen in
die Nordsee bzw. Deutsche Bucht, aber auch bis in
die Ostsee gelangen. Die Ableitungen aus diesen
Anlagen wurden jedoch in den letzten Jahren für die
meisten Radionuklide soweit reduziert, dass für die
Nordsee die remobilisierten Radionuklide aus dem
Sediment der Irischen See und der Oberflächen
abfluss aus der Ostsee mittlerweile die stärksten
Quellen darstellen. Der hohe Gehalt der Ostsee an
Cs-137 hat seinen Ursprung im Unfall des Kernkraft
werks von Tschernobyl (1986), dessen Fallout aus
dem Tschernobylunfall zum allergrößten Teil in der
Ostsee verblieben ist.
Während 2007 die Kontamination des Nordseewassers
durch Cs-137 mit Werten zwischen 2 und 4 Bq/m 3
nur noch gering über der des Nordatlantiks lag, der
nur noch eine Restkontamination aufgrund der Kern
waffentests aufweist, lag die Aktivitätskonzentration
von Cs-137 in 2007 im Wasser der westlichen Ostsee
immer noch zwischen 25 und 40 Bq/m 3 .
Mittelwerte der
Cs-137-Aktivitäts-
konzentrationen
an sieben Indikator
stationen in der
westlichen Ostsee