Beobachten + Vorhersagen
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Sonderheiten gekennzeichnet. Anhand der Monats
mittel der SST zeigte sich, dass die Monate Januar
und Februar 2007 die wärmsten seit Beginn der Unter
suchungen in 1990 waren. Die Temperaturen nahmen
zwar wie üblich im März (dem Jahresminimum) ab,
aber auch dieser Monat war vergleichsweise warm
und nach 1990 der zweitwärmste der letzten 17 Jahre.
In den Folgemonaten näherte sich die SST den lang
jährigen Mittelwerten, der dann im Mai erreicht wurde.
Im Juni stieg die Temperatur stark an und lag mit
15-18 °C um ca. 2-3 °C über dem Mittelwert, so dass
der Juni 2007 damit ebenfalls der wärmste Juni im
Untersuchungszeitraum war. Die Monate Juli und Au
gust lagen mit Temperaturen zwischen 16 und 19 °C
unter dem langjährigen Mittelwert. Diese niedrigen
Sommertemperaturen waren im Zusammenspiel mit
hoher Windmischung und Wolkenbedeckung die
Ursache dafür, dass es 2007 entgegen den beiden
Vorjahren zu keiner intensiven Cyanobakterienblüte
kam. Im September und Oktober lagen die Wasser
oberflächentemperaturen wieder im Bereich des
Mittelwertes.
In der Ostsee werden die Zirkulation und Salzge
haltsverteilung durch den Austausch von Wasser
massen mit der Nordsee durch die Belte und den
Sund geprägt. Im oberflächennahen Bereich fließt
salzarmes Ostseewasser in die Nordsee ab, wäh
rend am Boden schwereres, salzhaltigeres Nordsee
wasser aus dem Kattegat in die Ostsee vordrängt.
Spezifische Wetterlagen ermöglichen sporadische
Salzwassereinbrüche, bei denen salz- und sauer
stoffreiches Wasser zum Teil bis in die tieferen öst
lichen Becken der Ostsee vordringt. Da es in den
tiefen Becken durch den Abbau organischen Mate
rials zu Sauerstoffzehrung kommt und die vertikale
Durchmischung durch Dichteschichtung weitgehend
unterbunden wird, sind diese Salzwassereinbrüche
zur „Durchlüftung“ der tieferen Becken für die Ostsee
von großer Bedeutung. Der letzte starke Salzwas
sereinbruch liegt inzwischen 5 Jahre zurück.
Im Mai 2007 lag der mittlere Oberflächensalzgehalt
in der Bornholmsee mit 7,61 seit langem erstmals
wieder etwas über dem langjährigen Mittel von 7,60,
ebenso ist in der zentralen Ostsee (Farötief) 2007 mit
S = 6,92 im Oberflächenwasser ein Wert entspre
chend dem Durchschnitt 1952-2005 zu verzeichnen.
In den anderen tiefen Becken liegen die mittleren
Werte an der Oberfläche geringfügig unter dem
Mittelwert. Bodennah hat die leichte Einstromtätigkeit
2006 und 2007 sichtbare Spuren hinterlassen und
ein weiteres langsames Absinken des Salzgehaltes
verhindert. Östlich der Bornholmsee lagen im Mai
2007 alle Salzgehalte im Tiefenwasser etwa bei den
Werten des Vorjahres oder darüber. Im Gotlandtief
übersteigt der Wert von 12,9 in 230 m Tiefe im Mai
2007 die Werte vom Mai 2005 (12,7) und 2006 (12,6)
bei gleicher Tiefe. Die gemessenen Salzgehalte
setzen somit den ansteigenden Trend fort, der 1993
im Tiefenwasser begann, inzwischen zu den höch
sten Salzgehalten seit ca. 30 Jahren führte und sich
mit etwa 10 Jahren Verzögerung auch im Wasser an
der Oberfläche abbilden wird.
Strömungen
Kenntnisse der Strömungsverhältnisse sind nicht
nur für die See- und Küstenschifffahrt von Bedeu
tung, Strömungen transportieren auch Salz, Wärme,
Nähr- und Schadstoffe, Fischlarven und vieles mehr.
Auch bei der Seenotrettung, der Suche von über
Bord gegangenen Containern oder der Verdriftung
von Ölteppichen sind Strömungsinformationen
unerlässlich. Informationen über die Strömungen in
Nord- und Ostsee erhält das BSH aus seinen operati
oneilen Modellen (siehe S. 66) und durch Messungen
an ausgewählten MARNET-Stationen, sowie durch
zeitweilig ausgelegte Verankerungen. Dabei dienen
die Messungen zum einen der Validation der Modell
simulationen und zum anderen der gezielten Unter
suchung von Prozessen im Meer.
Zu diesen Untersuchungen gehört z. B. ein Strö
mungsmessprogramm in der Nordsee im Nahfeld
der Forschungsplattform FINO 1, mit dem Erkennt
nisse zu den Auswirkungen der Plattform auf das
lokale Strömungs- und Seegangsfeld und die Um-