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Beobachten + Vorhersagen
Schritt für die Normierung von Eisinformationen in
ECDIS. Im Rahmen des International Polar Year (IPY)
beteiligt sich das BSH auch am IPY Ice Logistics
Portal und stellte dort seine frei verfügbaren operatio
neilen Eisinformationen zur Verfügung.
Fernerkundung
Die marine Fernerkundung dient der großflächigen
und zeitgleichen Erfassung von Phänomenen an der
Meeresoberfläche. Für passive Messungen werden
auf küstennahen Bauwerken, Luftfahrzeugen oder
Satelliten Sensoren Installiert, die die Oberflächen
strahlung der Meeresoberfläche in unterschiedlichen
Spektralbereichen messen. Daneben messen aktive
Sensoren wie LASER und RADAR die Rückstreuung
gezielt ausgesandter Signale. Die Messdaten werden
mit Hilfe spezieller Verarbeitungsverfahren und In-situ
gemessener Kalibrationsdaten In geophysikalische
Daten und Abbildungen umgewandelt.
2007 wurden die Daten von 2970 Umläufen der
NOAA-Wettersatelliten 17 und 18 aufbereitet und
archiviert. Speziell für den Eisdienst kamen etwa
250 Datensätze passiver Mikrowellendaten des
AQUA-Satelliten hinzu, die der Bestimmung der ak
tuellen Meereisverteilung In der Ostsee dienten.
Bereits eine Stunde nach Datenempfang stehen die
Standard-Datensätze für die Eis- und Oberflächen
temperaturkarten und als Farbabbildungen Im Inter
net zur Verfügung.
Zusätzlich erhält das BSH Im Rahmen des MarCoast-
Projekts (Marine and Coastal Environmental Informa
tion Services) BSH-speziflsch aufbereitete Fernerkun
dungsprodukte zur Bewertung des Meereszustands.
Dies sind Darstellungen der aktuellen Verteilung
von Chlorophyll, Gelb- und Schwebstoff sowie der
Sichttiefe in Nord- und Ostsee. Neben den flächen
deckenden Aufnahmen werden die Daten auch hoch
aufgelöst als Zeitserien an den Positionen des auto
matischen marinen Umweltüberwachungs-Messnetz
des BSH (MARNET, siehe S. 76) und den Positionen
des Nährstoffmonitorings erfasst und in Verbindung
mit Modelldaten ausgewertet. Das BSH Ist Mitglied
des MarCoast Validation Bureau und trägt durch
seine In-situ Messungen maßgeblich zur Validierung
der Fernerkundungsprodukte bei.
Vorhersagemodelle
Seit vielen Jahren betreibt das BSH ein System von
operationeilen Vorhersagemodellen für die Nord- und
Ostsee. Mit einem hydro- und thermodynamisch-
numerischen Strömungsmodell werden täglich Was
serstand, Strömungen, Wassertemperatur, Salzgehalt
und Eisbedeckung berechnet. Nach Abschluss der
Vorhersageläufe stehen dazu Prognosen für die
nächsten 72 Stunden zur Verfügung. Die Ergeb
nisse des Strömungsmodells sind die Basis für die
Ausbreitungsmodelle, die bei Unfällen auf See oder
aktuellen Meeresverschmutzungen Drift- und Aus
breitungsprognosen liefern. Ein zusätzliches Stau
modell wird für den Wasserstandsvorhersage- und
Sturmflutwarndienst betrieben.
Die Modellsimulationen basieren auf meteorologischen
Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Für die Berechnung der Salzgehaltsverteilung wer
den aktuelle Abflussdaten berücksichtigt, die von
der WSV für die deutschen Flüsse sowie vom Schwe
dischen Meteorologischen und Hydrologischen
Institut für den Ostseeraum bereitgestellt werden.
Zur Verbesserung der Vorhersagen werden die
Modelle in enger Zusammenarbeit mit nationalen und
internationalen Partnern weiterentwickelt. 2007 wurde
eine neue Modellversion mit erhöhter Auflösung und
einem neuen Vertikalkoordinatensystem getestet.
Die neue Version, die Anfang 2008 in den operatio
neilen Betrieb überführt wird, ermöglicht neben einer
besseren Darstellung von Strömungen, Fronten und
Schichtungsverhältnissen auch genauere Aussagen
zur Ausbreitung von Stoffen.