Beobachten + Vorhersagen
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ln einem Forschungsprojekt wurden 2007 modell
gestützte Untersuchungen zu extremen Sturmfluter
eignissen an der deutschen Ostseeküste (MUSTOK)
durchgeführt. 2005 hatte es ein vergleichbares
Projekt für die Nordsee gegeben. MUSTOK befasst
sich u. a. mit der Re-Analyse des Sturmhochwassers
von 1872, das seitdem hinsichtlich der örtlichen
Scheitelwasserstände In der Westlichen Ostsee
nicht annähernd erreicht worden Ist. Das Forschungs
projekt wird voraussichtlich Ende 2008 abge
schlossen.
Schritt für Schritt wurde auch der Datenfluss weiter
optimiert, seit Ende 2007 stehen über das Wasser-
standsdatenfernübertragungs-System jetzt alle
Pegeldaten In Mecklenburg-Vorpommern als Minuten
werte zur Verfügung, sowie die für die Vorhersage
wichtigen Winddaten (Richtung und Geschwindigkeit)
von drei Stationen.
Gezeiten
Die Sicherheit und Leichtigkeit des Seeverkehrs an
der deutschen Nordseeküste und In den übrigen
europäischen Gewässern Ist durch die Gezeiten be
sonders beeinflusst. Als Planungshilfe gab das BSH
wie jedes Jahr den „Gezeitenkalender, Hoch- und
Nledrlgwasserzelten für die Deutsche Bucht und deren
Flussgebiete“ sowie die „Gezeitentafeln, Europäische
Gewässer“ heraus.
Zur Fortschreibung der Gezeitentafeln und der Be
schickungsunterlagen für die Seevermessung wer
den alle verfügbaren Wasserstandsmessungen aus
dem deutschen Küstenbereich gesammelt und In
einer Gezelten-Datenbank archiviert. Aus Hoch- und
Niedrigwasserbeobachtungen von 179 Pegeln der
deutschen Nordseeküste und zusätzlichen nach
Bedarf durchgeführten Hochseepegelmessungen
wurden die Gezeitengrundwerte und Gezeiten
unterschiede zu den Bezugsorten neu abgeleitet.
Gleiches erfolgte für einige ausländische Bezugs
orte. Zum täglichen Abruf unter www.bsh.de wurden
für 165 Orte an der deutschen Nordseeküste und
den angrenzenden Revieren die Gezeiten für das
Jahr 2008 vorausberechnet.
Während an der deutschen Nordseeküste ein maxi
maler Sprlngtldenhub von etwa 4 m anzutreffen Ist,
weist die westliche Ostsee nur einen Hub von weni
gen Dezimetern auf. Mit dem Ziel, die Wasserstands
vorhersagen für die Ostsee zu verbessern, wurden
neben Gezeitenuntersuchungen anhand von Daten
ausgewählter Ostseepegel auch Modelluntersu
chungen durchgeführt.
Im Rahmen seiner Mitarbeit In der IOC beteiligt
sich das BSH an der Erarbeitung von Verfahren zur
Optimierung des überregionalen Austauschs von
Pegeldaten In Echtzelt.
Eisdienst
Die Eissaison 2006/07 gehörte In allen Gebieten des
nördlichen Ostseeraumes zu den kürzesten seit
dem Winter 1960/61. Die Herausgabe der gedruckten
Elsberlchte und Eiskarten für den Ostseeraum be
gann erst am 8. Januar 2007, und damit so spät wie
noch nie, und endete nach nur 93 Berlchtsausgaben
am 21. Mal 2007. Nach dem zögerlichen Anfang ent
wickelte sich die Eislage Im Ostseeraum dann aber
doch so, dass es Anfang März zu einer maximalen
Eisbedeckung von etwa 140000 km 2 kam. Dies ent
spricht einem milden Winter. An der deutschen Küste
trat praktisch kein Eis auf. Im Zeitraum 1897 bis 2007
gibt es 7 vergleichbare Winter, In denen bis auf die
Innere Schlei keine der 13 Klimastationen Eisbildung
verzelchneten. Allerdings könnte die Häufung dieser
milden Winter ab 1987, sowie die Tatsache, dass es
In den letzten 20 Jahren nur einen starken Eiswinter
(1995/96) gab, als Hinweis auf die Auswirkungen der
globalen Erwärmung aufgefasst werden.
In Internationaler Zusammenarbeit wurde der Ice
Objects Catalogue fertiggestellt. Dies Ist ein wichtiger