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Beobachten + Vorhersagen
Beobachten und Vorhersagen
Als zentrale Meeresbehörde des Bundes stellt das
BSH aktuelle Informationen und Vorhersagen über
die marine Umwelt bereit:
• Wasserstandsvorhersagen und Sturmflutwarnungen
für die deutsche Nord- und Ostseeküste;
• Gezeitenanalysen und -Vorausberechnungen;
• Elsberlchte und -karten sowie Routenberatung In
eisbedeckten Seegebieten;
• Karten der Oberflächentemperatur von Nord- und
Ostsee;
• Überwachung und Bewertung des physikalischen
und chemischen Zustands von Nord- und Ostsee
sowie der angrenzenden Meeresgebiete;
• Prognose von Veränderungen Im marinen System,
Beurteilung von deren Folgen und Warnung vor
aufkommenden Gefahren.
Wasserstände und Sturmfluten
Rund um die Uhr verbreitet das BSH Vorhersagen für
die Hoch- und Nledrlgwasser an der deutschen Nord
seeküste und für die Wasserstände an der Ostsee
küste. Die Vorhersagen werden regelmäßig morgens
und abends über Rundfunk bekannt gegeben; Sturm
flutwarnungen werden bei Bedarf stündlich wiederholt.
An der Nordseeküste erhalten die Verkehrszentralen
der WSV, Schiffsmeldedienste und die Hafenämter alle
sechs Stunden die Vorhersagen für die kommenden
zwei Hoch- und Nledrlgwasser In Ihren Aufsichtsbe
reichen. An der Ostseeküste werden die Vorhersagen
den Verkehrszentralen Warnemünde, Stralsund und
Travemünde zur Verfügung gestellt. Über 330 Kunden
- vornehmlich Betriebe und Ämter - werden durch
ein telefonisches, rechnergestütztes Alarmierungs
system vor erhöhten oder erniedrigten Wasserständen
gewarnt.
Besonders die tideabhängige Fahrt von Schiffen, die
den maximal möglichen Tiefgang ausnutzen wollen,
verlangt eine hohe Genauigkeit In der Wasserstands
vorhersage. Daher werden für die Tideflüsse Unter
elbe, Unterweser und Unterems jeweils spezielle
numerische Modelle eingesetzt, um für die Verkehrs
lenkung die Abweichungen vom mittleren Hoch- bzw.
Nledrlgwasser auf dem gesamten Revierbereich von
See bis zum Hafen vorherzusagen.
2007 ereigneten sich an der deutschen Nordseeküste
17 Sturmfluten, d. h. Ereignisse, bei denen Wasser
stände von 150 cm und mehr über dem mittleren
Hochwasser (MHW) elntreten. Die höchste Sturmflut
mit Werten von 328 cm über dem mittlerem Hoch
wasser In Emden, 248 cm In Borkum und 333 cm
In Hamburg (Pegel St. Pauli) ereignete sich am
9. 11.2007. Außergewöhnlich waren die beiden
Sommersturmfluten 26727. 6. 2007, die allerdings nur
In Hamburg Wasserstände von mehr als 1,5 m über
MHW ergaben. An anderen Küstenorten können Im
Sommer jedoch schon um 1-1,5 m erhöhte Wasser
stände zu ernsthaften Problemen führen, denn zur
Urlaubszelt werden die Küstenräume vor den Deichen
Intensiv für Freizeltzwecke genutzt. Bemerkenswert
war auch, dass vier der 17 Sturmfluten sogenannte
Kettensturmfluten waren, der Sturm also lange genug
anhielt um zwei unmittelbar aufeinander folgende
Hochwasser zu Sturmfluten zu erhöhen.
In der Ostsee gab es 2007 Insgesamt 11 Sturm
hochwasser, der höchste Wert von 1,37 m über dem
Mittelwasser wurde am 28. 9. 2007 In Lübeck
erreicht. Eine auffällige Häufung von Sturmhoch
wassern trat Im Januar auf. Zu dieser Zelt bewirkte
ein hoher Füllungsgrad der Ostsee, dass schon bei
Windlagen die sonst nur zu erhöhten Wasserständen
geführt hätten, die Pegel mehr als 1 m über Mittel
wasser anstlegen, so dass diese Ereignisse als
Sturmhochwasser gewertet wurden.
Es gab auch drei Sturmnledrlgwasser mit Wasser
ständen von mehr als 1 m unter dem mittleren
Wasserstand - der niedrigste Wert von 1,25 m unter
dem Mittelwasser wurde am 27. 6. 2007 In Flensburg
erreicht. Im Rahmen der bilateralen deutsch-polnischen
Zusammenarbeit wurde weiter an einer Monographie
über Sturmnledrlgwasser In der südlichen Ostsee
gearbeitet, die Ende 2008 vorliegen soll.