Seekarten und mehr
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Seekarten und mehr
Die Seevermessung und die Herausgabe amtlicher
Seekarten und Seehandbücher obliegt nach dem
Seeaufgabengesetz dem BSH. Das nautische Infor
mationssystem des BSH umfasst die europäischen
Gewässer mit insgesamt 456 Seekarten, 49 See
büchern, amtlichen Seekartendaten für das digitale
Navigationsinformationssystem ECDIS sowie klein
formatigen Kartenserien für die Sportschifffahrt.
Hinzu kommen amtliche Hafenhandbücher, die das
BSH gemeinsam mit dem Deutschen Seglerverband
(DSV) und Deutschen Motoryachtverband (DMYV)
herausgibt.
Aktuelle Seekarten und andere nautische Publika
tionen gehören zur Pflichtausrüstung seegehender
Schiffe und sind an Bord stets auf dem neuesten
Stand zu halten, um sicher zu navigieren und Schä
den an der Meeresumwelt zu vermeiden. Da es auf
grund von Strömungsverhältnissen und Sedimentum
lagerungen laufend nautisch bedeutsame Verän
derungen, z. B. in den Tiefenverhältnissen der Schiff
fahrtswege gibt, müssen all diese Informationen
immer wieder aktualisiert werden. Regelmäßig neue
Informationen und Vermessungsdaten liefern die fünf
Vermessungs- und Wracksuchschiffe des BSH, die zu
den modernsten weltweit zählen. Je nach den ört
lichen Gegebenheiten sieht das BSH systematische
Wiederholungsvermessungen in Abständen von
1 bis 30 Jahren vor.
Seevermessung
Seevermessung ist die topographische Aufnahme
des Meeresbodens und der Wattflächen sowie die
Ortsbestimmung von unbewegten Objekten unter der
Wasseroberfläche. Nach dem Internationalen Schiffs
sicherheitsvertrag (SOLAS) sind die Küstenstaaten
zu einer den Sicherheitsanforderungen der Seeschiff
fahrt genügenden hydrographischen Vermessung
verpflichtet.
Das Vermessungsgebiet des BSH umfasst eine
Fläche von etwa 57 000 km 2 ; dies entspricht einem
Sechstel der Fläche Deutschlands. Es wird durch
die entsprechenden Hoheitsgewässer und AWZen
der Nachbarstaaten begrenzt. Sowohl die Deutsche
Bucht als auch die südwestliche Ostsee sind ausge
sprochen stark befahrene Gewässer, die nur geringe
Wassertiefen aufweisen und deren vielerorts san
diger Meeresboden ständigen Veränderungen unter
liegt. Eine zuverlässige Kenntnis der aktuellen Mee
restopographie ist also von besonderer Bedeutung
für die Sicherheit und Leichtigkeit des Seeverkehrs.
Die Seevermessung des BSH erfolgt in enger Ab
stimmung national mit den Behörden der Wasser-
und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) und
international mit den hydrographischen Diensten der
Nachbarländer. So werden nach Vereinbarungen
der Ostsee- und der Nordsee-Anrainerstaaten alle
Hauptschifffahrtswege und Ansteuerungen in Nord-
und Ostsee hochauflösend vermessen und nach
Hindernissen abgesucht. Dabei wird der IHO-Stan-
dard S-44 zugrundegelegt, nach dem u. a. Objekte
ab der Größenordnung eines Würfels mit zwei Metern
Kantenlänge flächendeckend erkannt werden müs
sen. Ziel ist es, die Topographie des Meeresbodens
mit einem dichten Netz von Lotprofilen und mit Ein
satz des Side Scan Sonars lückenlos zu bestimmen.
2007 führten die BSH-Schiffe KOMET, CAPELLA,
ATAIR, DENEB und WEGA Seevermessungsarbeiten
mit insgesamt 21 272 sm (39396 km) Lotungsprofilen
in der Nordsee (13770 sm bzw. 25502 km) und in
der Ostsee (7502 sm bzw. 13894 km) durch. In der
Nordsee wurden u. a. die Seegebiete vor den nord-
und ostfriesischen Inseln neu vermessen, sowie die
flächendeckende Suche nach Unterwasserhindernis
sen in Kombination mit einer hochauflösenden Ver
messung der Jade-, Weser- und Elbeansteuerungen
durchgeführt. In der Ostsee wurde die Kadetrinne
hochauflösend neu vermessen. Außerdem fanden
Vermessungsarbeiten im Strelasund und in der
Kieler Bucht statt.
Alle von den Schiffen des BSH erfassten digitalen
Positions- und Tiefenwerte wurden für die Archi
vierung aufbereitet. Die Daten liegen mit zwei ver-