74
Beobachten + Vorhersagen
großräumigen Veränderungen der Wind- und See
gangsverhältnisse oder durch die Folgen des Meeres
spiegelanstiegs. Ein Großteil der praktischen Arbeiten
wird im Rahmen regionaler Zusammenschlüsse
geleistet: So ist EuroGOOS ein Zusammenschluss
europäischer meereskundlicher Institutionen, der
u. a. regionale Systeme wie das Baltic Operational
Oceanographic System (BOOS) für die Ostsee und
das North West Shelf Operational Oceanographic
System (NOOS) für die Nordsee unterstützt. Unter
der Schirmherrschaft von EuroGOOS laufen eine
größere Anzahl von Projekten und Beobachtungs
programmen.
Internationale Ozeanbeobachtungsprogramme
ARGO und SOOP
Der deutsche Beitrag zur internationalen Ozeanbe
obachtung besteht aus der Teilnahme am globalen
Beobachtungssystem ARGO-Programm (Array of
Real-time Geostrophic Oceanography) und am
Ship-of-opportunity-Programm (SOOP). ARGO ist ein
Netz von autonomen Tiefseemesssonden, die Tem
peratur, Salzgehalt und ggf. andere Messgrößen bis
in 1500 m Wassertiefe messen. An SOOP beteiligen
sich überwiegend Handelsschiffe, die mittels Ein-
weg-Temperatur-Fallsonden (XBT) Vertikalprofile der
Wassertemperatur der oberen 1 000 m registrieren.
SOOP ist ein wesentlicher Bestandteil des Globalen
Ozeanbeobachtungssystems (GOOS). Ziel dieser
globalen Beobachtungssysteme ist es u. a., Aus
sagen zu Klimaveränderungen zu gewinnen.
ARGO wurde beim BSH zu Beginn des Jahres 2008
als operationeiles Programm etabliert. Das BSH be
teiligte sich im Jahr 2008 mit der Ausbringung von
46 autonom arbeitenden Tiefendriftern im Atlantik.
Das BSH betreut z. Zt. 90 Tiefendrifter des weltweit
aus ca. 3000 Driftern bestehenden Beobachtungs
netzes.
An SOOP waren im Jahr 2008 die Containerschiffe
„Rickmers Dalian“ (Rickmers Reederei) und „Monte
Olivia“ (Reederei Hamburg-Süd) beteiligt. Auf ihren
Fahrten zwischen Europa und Nord-, bzw. Süd-
Amerika haben sie insgesamt 553 XBT-Profile ge
messen.
Die Beobachtungen für 2008 zeigen in den oberen
500 m der Wassersäule des Nordostatlantiks eine
seit 1998 zunehmende Erwärmung um etwa 0,5 °C.
Diese Erwärmung wirkt sich auch auf die Nordsee
aus, wie die Dauerbeobachtungen des ICES im Fair
Isle Current am nordwestlichen Eingang der Nord
see bei den Shetland-Inseln und Messungen von
Schiffen des BSH, der Deutschen Marine und des
Fischereischutzes für die WMO zeigen. Die Ursache
für die Erwärmung liegt in der abnehmenden Stärke
des Subpolarwirbels und einem verstärkten Vordrin
gen subtropischen Wassers in höhere Breiten. Die
20-jährige Zeitreihe auf der Nordatlantikroute zeigt
zwischen dem Englischen Kanal und den Neufund
landbänken eine deutliche Zunahme der Tempera
turen und des Wärmeinhalts in den oberen 800 m.
Am westlichen Rand macht sich die Verlagerung des
Golfstroms nach Norden in einer besonders starken
Zunahme des Wärmeinhalts bemerkbar. Aber auch
im Ostatlantik werden zunehmend höhere Wärme
inhalte beobachtet.
Zentrale Datenaufbereitung
Das BSH legt seit mehr als 20 Jahren besonderen
Wert auf eine qualitativ hochwertige Aufbereitung
seiner meeresphysikalischen Daten, um ein gleich
bleibend hohes Qualitätsniveau bei der Analyse und
Bewertung des Zustandes der Meeresumwelt zu
erreichen. Dies wird durch international abgestimmte
Kriterien gesichert. 2008 wurden neben der Routine
aufbereitung der Daten neue Aufbereitungsverfahren
entwickelt, getestet und eingeführt, um moderne
Messsysteme wie z. B. den ScanFish oder die verän
derte Datenübertragung des MARNET zu integrieren.
Als deutscher Knoten für den Empfang und die
Verteilung ozeanographischer Echtzeitdaten über
das Globale Telekommunikationsnetz (GTS) der
WMO überträgt das BSH Messwerte der BSH-