Beobachten + Vorhersagen
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Deutlich wird, dass eine Vielzahl von Stoffen in der
Umwelt so beständig sind, dass sie - weit von ihren
primären Anwendungsgebieten entfernt - in der
Meeresumwelt in relativ hohen Konzentrationen
auftreten. Obwohl die Einzelstoffe meist unter den
biologischen Wirkschwellen liegen, ist nicht auszu
schließen, dass durch die Vielzahl der Stoffe ein er
heblicher Stress auf das marine Ökosystem entsteht.
Die Belastung des Ostseewassers mit organischen
Schadstoffen zeigte 2008 keine gravierenden Ver
änderungen gegenüber den Vorjahren. Die HCH-
Konzentrationen von 2008 bestätigen den in den
Vorjahren beobachteten rückläufigen Trend. Zwar
hat die Belastung mit organischen Schadstoffen seit
Mitte der 80er Jahre abgenommen, dennoch sind die
Konzentrationen vieler Schadstoffe noch deutlich zu
hoch. Dies gilt insbesondere für PCBs und PAKs.
Beobachtungssysteme
und -Programme
MARNET
Das MARNET-Messnetz, mit dem das BSH langfristig
physikalische und chemische Messungen durch
führt, umfasst neun automatische Messstationen in
der Deutschen Bucht und der westlichen Ostsee.
2008 wurde die Modernisierung der teilweise veral
teten Stations- und Messtechnik auf den Nordsee
stationen abgeschlossen. Im Herbst wurde die
Messboje NSB III nach mechanischer und elektro
technischer Überholung in Cuxhaven für die Verho
lung auf ihre Position bereitgestellt und im April 2009
ausgebracht. Somit steht für eine technische Über
holung des Marinen Messnetzes nur noch die Station
Leuchtturm Kiel im Frühjahr 2009 an. Zu den neuen
Sensoren, die eingesetzt werden, zählen moderne
CTD-Systeme, d. h. neue Sonden zur Erfassung von
Temperatur, Leitfähigkeit und Druck. Die Ausrüstung
der MARNET-Stationen mit profilierenden akustischen
Strömungsmessern (Acoustic Doppler Current
Profiler, ADCP) wurde auf den Stationen Oder Bank,
NSB III und NSB II fortgesetzt.
Forschungsplattform FINO 1 und Offshore-Testfeld
alpha ventus
Das Bundesumweltministerium finanziert den Betrieb
und die Begleitforschung an der Forschungsplattform
FINO 1, die 2003 ca. 40 km nördlich von Borkum
errichtet wurde. Mit FINO 1 wird untersucht, welchen
Belastungen Offshore-Windenergieanlagen durch
die physikalischen Bedingungen auf See ausgesetzt
sind, mit welchen Energieerträgen zu rechnen ist
und welchen Einfluss diese Anlagen auf die marine
Umwelt haben. Die Wetter- und Belastungsdaten an
der Plattformkonstruktion werden vom Deutschen
Windenergie-Institut (DEWI) gemessen, die ozeano-
graphischen Umweltmessungen führt das BSH durch.
Weiterhin wurden Vorbereitungen für ozeanogra-
phische Messungen auf der für 2009 geplanten
FINO 3 bereits getroffen. Daten der in Betrieb be
findlichen Plattformen können registrierte Nutzer seit
Anfang 2007 über ein passwortgeschütztes Internet
portal abrufen.
Die Untersuchungen auf den Forschungsplattformen
werden durch die technisch-wissenschaftliche Be
gleitforschung im Offshore-Testfeld „alpha ventus“
komplettiert (s. S. 55). 2008 wurden bereits intensive
Vorbereitungen getroffen, um nach Errichtung der
12 OWEA in diesem Windpark mit den Messungen
zu beginnen, die weitere Erkenntnisse zur Bauwerks
technik, -Sicherheit und Umweltverträglichkeit bringen
sollen. Das BSH koordiniert die Messungen und führt
eigene geologische und ozeanographische Untersu
chungen durch.
Globales Ozeanbeobachtungssystem (GOOS)
Beobachtete und prognostizierte klimabedingte Ver
änderungen der Meeresumwelt unterstreichen die Be
deutung des globalen Ozeanbeobachtungssystems
GOOS. Es ist Grundlage für die systematische Erfas
sung und Bewertung des Meereszustandes. Klima
bedingte Veränderungen der marinen Umwelt haben
auch wirtschaftliche Auswirkungen, etwa infolge der
zunehmenden Zerstörungskraft von Wirbelstürmen,