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Seekarten und mehr
Seekarten und mehr
Die Seevermessung und die Herausgabe amtlicher
Seekarten und Seehandbücher sind Voraussetzung
für eine sichere Schifffahrt. Da sich das Relief des
Meeresbodens laufend durch Strömungsverhältnisse
und Sedimentumlagerungen ändert, liefern die fünf
Vermessungs- und Wracksuchschiffe des BSH, die
zu den modernsten weltweit zählen, regelmäßig neue
Informationen und Vermessungsdaten. Diese bilden
die Basis für die amtlichen Seekarten und deren Ak
tualität. Außerdem sind sie notwendiges Geowissen
für Umweltschutz, Küstenschutz und Wasserbau.
Seevermessung und Wracksuche
Seevermessung ist die topographische Aufnahme
des Meeresbodens und der Wattflächen sowie die
Ortsbestimmung von Objekten unter der Wasser
oberfläche. International sind alle Küstenstaaten zur
Seevermessung verpflichtet. Das Vermessungsgebiet
des BSH umfasst eine Fläche von etwa 57000 km 2 ;
dies entspricht einem Sechstel der Fläche Deutsch
lands. Es wird durch die entsprechenden Hoheitsge
wässer und AWZen der Nachbarstaaten begrenzt.
Sowohl die Deutsche Bucht als auch die südwest
liche Ostsee sind ausgesprochen stark befahrene
Gewässer, die nur geringe Wassertiefen aufweisen
und deren vielerorts sandiger Meeresboden stän
digen Veränderungen unterliegt. Je nach den ört
lichen Gegebenheiten sieht das BSH systematische
Wiederholungsvermessungen in Abständen von
1 bis 30 Jahren vor.
Die Seevermessung erfolgt in enger Abstimmung
mit den Behörden der Wasser- und Schifffahrtsver
waltung des Bundes (WSV) und international mit den
hydrographischen Diensten der Nachbarländer. So
werden nach Vereinbarungen der Ostsee- und der
Nordsee-Anrainerstaaten alle Hauptschifffahrtswege
und Ansteuerungen in Nord- und Ostsee hochauflö
send vermessen und nach Hindernissen abgesucht.
Dabei wird der IHO-Standard S-44 zugrundegelegt,
nach dem u. a. Objekte ab der Größenordnung
eines Würfels mit zwei Metern Kantenlänge flächen
deckend erkannt werden müssen. Ziel ist es, die
Topographie des Meeresbodens mit einem dichten
Netz von Lotprofilen und mit Einsatz des Side Scan
Sonars lückenlos zu bestimmen.
2008 führten die BSH-Schiffe KOMET, CAPELLA,
ATAIR, DENEB und WEGA Seevermessungsarbeiten
mit insgesamt 20 000 sm (36000 km) Lotungsprofilen
in der Nordsee (14500 sm bzw. 27 000 km) und in
der Ostsee (5000 sm bzw. 9000 km) durch. In der
Nordsee wurden u. a. das Nordfriesische Watten
meer, das Seegebiet rund um Helgoland und die
Außenelbe einschließlich Nordergründe und Neu
werker Watt neu vermessen. In der Ostsee wurden
neben Teilen des Greifswalder Boddens und des
Adlergrundes vor allem umfangreiche Neuvermes
sungen der Hauptschifffahrtsrouten nördlich und
östlich Rügens durchgeführt.
Alle von den Schiffen erfassten digitalen Positions
und Tiefenwerte liegen mit zwei verschiedenen Tiefen
bezügen vor: das jeweils gültige Seekartennull (SKN)
und Normalnull (NN). Seit 2005 gilt für die Vermes
sungen das Bezugssystem LAT (Lowest Astronomical
Tide) als neues SKN; es hat das bis dahin geltende
Bezugssystem Mittlere Springniedrigwasser (MSpNW)
abgelöst.
Die Suche nach Unterwasserhindernissen ist Be
standteil der Seevermessung. Wo Unterwasser
hindernisse auf leicht veränderlichem Grund liegen
und den Gezeiten des Meeres ausgesetzt sind, kann
sich deren Lage im Laufe der Zeit verändern. Im
Rahmen der periodischen Untersuchungen werden
die Lage und auch die geringste Tiefe über dem
Hindernis kontrolliert und ggf. neu bestimmt. Nau
tisch bedeutsame Änderungen müssen dann aktuell
bekannt gemacht und in den Seekarten dargestellt
werden. Selbst Wracks, die in einer Tiefe von mehr
als 20 Meter liegen, können eine Gefahr darstellen,
z. B. für die Fischerei (Netzhaker); für die Marine sind
ohnehin alle Unterwasserhindernisse von Interesse,
u. a. für die Unterwassernavigation von U-Booten.
Für die Ortung der Hindernisse werden hochleis
tungsfähige Objektsuchsonare sowie Seitensicht-