46 „Wir verstehen immer Meer“ - die Meereskunde
Forschung (BMBF) geförderte Projekt
„RACE! - Regional Atlantic Circulation and
Global Change“.
Keine mittel- und langfristigen
Schadstoffbelastungen der Nordsee
durch Junihochwasser
Ende Mal bis Anfang Juni 2013 verursach
ten tagelange Regenfälle In Mitteleuropa In
sieben Ländern schwere Hochwasser und
Überschwemmungen. Auch Deutschland
war davon stark betroffen. Wissenschaftler
qualifizieren dieses Hochwasser als hun
dertjährliches Extremereignis. In den vier
entscheidenden Tagen - 30. Mal bis 2. Juni
2013 - fielen knapp 23 Billionen Liter
Wasser auf Deutschland. Die großen
Niederschlagsmengen führten zu einem
sprunghaften Anstieg der Flüsse und zu
erheblichen Überflutungen In den umliegen
den Einflussgebieten von Donau und Elbe.
Das BSH führte In dem Zeitraum von Juni
bis September 2013 ein Sondermesspro
gramm durch. Es untersuchte, ob die
Wassermassen verstärkt für die Umwelt
problematische Stoffe freisetzten und In die
Nordsee trugen.
Das Sonderprogramm startete am
10. Juni 2013 mit der Entnahme von
Wasserproben aus der Elbe In Hamburg.
Im chemischen Labor des BSH unter
suchten Wlssenschaftlerlnnen und
Wissenschaftler die Wasserproben auf
Nährstoffe, Metalle und organische
Schadstoffe. Im Juli dokumentierten sie In
der Inneren Deutschen Bucht die unmittel
baren Auswirkungen der großen Süßwas
sermassen. Im Rahmen der jährlichen
großen Sommeraufnahme der Nordsee Im
August und September fanden außerdem
Beprobungen In der gesamten Deutschen
Bucht statt, um die mittelfristigen Aus
wirkungen auf die Konzentrationsvertei
lung der untersuchten Stoffe zu verfolgen.
In der Elbe wurden während der Hochwas
serwelle sowohl ansteigende als auch
gleichbleibende Nährstoff- und Schadstoff
konzentrationen beobachtet. Bel einigen
Stoffen wurden sogar abnehmende
Konzentrationen gefunden. Die Frachten
(transportierte Mengen pro Tag) nahmen
meist mehr oder weniger stark zu (bis um
das 400-fache); blieben aber zum Teil
auch gleich. Die Unterschiede sind
stoffspezifisch und kommen aus den
unterschiedlichen Quellen der Stoffe: Mit
der Überflutung der großen Flächen
wurden In erhöhtem Maße Nährstoffe und
Pflanzenbehandlungsstoffe (Herbizide) aus
Altlasten ausgewaschen. Die Konzentratio
nen von „klassischen“ Schadstoffen wie
einigen Metallen, PAK (Polyzyklische
Aromatische Kohlenwasserstoffe - Ver
brennungsrückstände) und PCB (Polychlo
rierte Biphenyle - zum Beispiel Transfor
matorenöl) blieben etwa gleich. Die
Belastungen durch Pharmazeutlka gingen
kurzfristig zurück, da sich einerseits die
Zufuhr (Punktquellen) über den Zeitraum
des Hochwassers nicht veränderte,
andererseits die großen Wassermengen
die Pharmazeutlka verdünnten.
In der Deutschen Bucht konnte anhand des
Salzgehalts die Ausbreitung des erhöhten
Süßwassereintrags nachvollzogen werden.
Es zeichnete sich eine deutliche Zunge
salzarmen Wassers ab, die sich Richtung
Helgoland In die Deutsche Bucht vorschob.
In der Schadstoff-Konzentration konnten
um den Faktor 1,5-10 erhöhte Werte bei
den Stoffen beobachtet werden, deren
Frachten In der Elbe erhöht waren: Herbi
zide und Nährstoffe, aber auch einige spezi
fische Stoffe aus Altlasten (Nebenbestand
telle des Insektizids Llndan). Bel vielen