13 Jahre IC-ENC
Literatur
МО (2014): Report on
monitoring of ECDIS issues
by IHO; IMO NCSR2/22/2,
London, Dezember 2014
IC-ENC (2015): IC-ENC
Cooperation Arrangement
- Operating Principles
and Governance; IC-ENC,
Taunton, September 2015
Staaten entsprechende bilaterale Vereinbarungen
geschlossen hat. Die Mitgliedsstaaten des IC-ENC
haben In Ihrer Kooperationsvereinbarung jedoch
die operatlonelle Unabhängigkeit ebenso fest
geschrieben wie die Gewinnorientierung ausge
schlossen (IC-ENC 2015). Diese Vereinbarung regelt
auch die Art der Dienstleistungen, die das IC-ENC
im Auftrag der Mitgliedsstaaten erbringt:
• Unterstützung der nationalen Hydrographi
schen Dienste bei der Herstellung nationaler
ENCs;
• Qualitätssicherung der nationalen ENCs
durch unabhängige Prüfung der Semantik
und durch grenzüberschreitenden Abgleich;
• Verteilungsfunktion an Vertreiber digitaler
Kartendaten für die Internationale Berufs
schifffahrt;
• Rechnungslegung und Abwicklung des
Zahlungsverkehrs zugunsten der Mitglieds
staaten.
Das Aufsichtsgremium bildet das sogenannte
Steerlng Committee, das sich einmal jährlich trifft.
Dessen Vorsitzender, der bisher jeweils für zwei
Jahre aus dem Kreis der Mitgliedsstaaten gewählt
wurde, überwacht Im Jahresgang Im Auftrag der
Mitgliedsstaaten die Ausübung des operativen Ge
schäftes durch den General Manager.
Schlanke Organisation - geringe Kosten
- wachsende Nachfrage
Das wichtigste festgeschriebene Grundprinzip ist
der Auftrag an das IC-ENC, zu möglichst geringen
Eigenkosten zu arbeiten und alle aus den Zah
lungseingängen entstehenden Überschüsse den
Mitgliedern zuzuleiten. Dabei legen die teilneh
menden Hydrographischen Dienste Individuell
Abgabepreise für ihre ENCs an die Kartenhändler
ohne gegenseitige Abstimmung fest. Aus diesem
Grund lässt sich auch kein einheitlicher Preis für
eine ENC benennen. Der Durchschnittspreis bei
Auslieferung durch das IC-ENC liegt auf dem Ni
veau von ca. 14 US-Dollar - also etwa dem halben
Endkundenpreis einer Papierseekarte. Allerdings
haben ENCs andere Zuschnitte als Papierseekar
ten, weshalb ein direkter Vergleich fehlgeht. Der-
ENCs stehen heute für nahezu zeit ' st für die Finanzierung der Eigenkosten des IC-
diegesamteWeltzurVerfügung ENC ein fester Einbehalt von einem US-Dollar pro
ausgelieferter Zelle vereinbart. Alle Überschüsse
werden nach einem bestimmten Schlüssel auf die
Elnlleferer von ENCs aufgeteilt.
Sowohl die schlanke Struktur als auch die
Beschränkung auf die amtlichen Stellen zuzu
rechnenden Kernaufgaben - hier vor allem die
Qualitätssicherung, die Übertragung des Endkun-
den-Vertrlebs auf kommerzielle, Im Wettbewerb
befindliche Dienstleister und die transparente Ab
rechnung der Eigenkosten - haben das IC-ENC zu
einem attraktiven Partner für viele Hydrographi
sche Dienste werden lassen, die ENCs produzieren.
In den vergangenen zwei Jahren ist die Anzahl der
Mitglieder um sieben Nationen auf nunmehr 38
Staaten angewachsen; damit dürfte die Mitglie
derschaft weltweit ca. die Hälfte aller Produzenten
umfassen. Prominentester Zugang sind die Verei
nigten Staaten von Amerika, die zukünftig allein
über 1000 zu den dann Insgesamt ca. 6700 ENCs
beisteuern werden, die das IC-ENC verwaltetet.
Größter Kunde des IC-ENC Ist der britische Hy
drographische Dienst mit seinem AVCS (Admiral-
ty Vector Chart Service). Darüber hinaus hat das
IC-ENC sieben weitere Vertreiber akkreditiert, die
In der geltenden Nomenklatur VAR (Value Added
Reseller) genannt werden. Dazu gehört auch das
norwegische Unternehmen PRIMÄR, das als Hybrid
aus RENC-Funktion und Kartenhändler fortbesteht
und neben den meisten skandinavischen Staaten
und Frankreich noch elf weitere Mitglieder in Eu
ropa und Mittelasien hat. Das IC-ENC und PRIMÄR
tauschen Ihre Datenbasen aus und stimmen auch
die verschiedenen kommerziellen Modelle unter
einander ab, wenngleich nicht immer hundert
prozentige Übereinstimmung über die Bedienung
des Marktes erzielt werden kann.
Von den weltweit Im Angebot befindlichen
ca. 14 500 ENCs finden auf diese Weise derzeit
ca. 10 000 Zellen Ihren Weg zum Endkunden über
eines der beiden RENCs. Von den großen Staaten
vertreiben China, Japan, Indien und Kanada ihre
ENCs heute noch ganz oder teilweise »auf eigene
Rechnung«; das Werben der RENCs um diese Staa
ten dauert jedoch an und das IC-ENC arbeitet seit
einigen Jahren daran, seine Struktur und die damit
verbundenen Angebote auch für diese Länder at
traktiv zu machen.
Resultat dieser Bemühungen ist eine erneu
te Regionalisierung der Qualitätssicherung. Im
nächsten Jahr wird das IC-ENC In Washington ein
weiteres Regionalbüro eröffnen. Bisher gibt es
bereits Regionalbüros In Australien (Wollongong
bei Sydney, seit 2004) und in Brasilien (Niteroi, seit
2015), die In weltweit abgestimmten Verfahrens
weisen ENCs in der Region sammeln und auf Ihre
Qualität hin überprüfen. Dabei wird noch digitale
»Handarbeit« verrichtet: Einzelne ENCs werden In
echte Bordsysteme geladen, Inkonsistenzen In der
Darstellung akribisch protokolliert und Überlap
pungen in Grenzbereichen auf unerwünschte Ne
beneffekte untersucht. Die Prüfprotokolle gehen
an den Elnlleferer und führen so oft in mehreren
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Hydrographische Nachrichten