1 Einleitung
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1 Einleitung
Die derzeit angewandte schiffsgestützte hydrographische Aufnahme des Seegrundes durch
Echolotvermessungen ist zeit-, personal- und materialintensiv und daher sehr teuer. Durch die
gestiegenen Anforderungen an die Seevermessung in den letzten Jahren, durch internationale
Vereinbarungen, sowie wachsendem und genauer navigierendem Schiffsverkehr sind die Aufgaben
mit den vorhandenen Schiffskapazitäten immer schwieriger zu bewältigen. Weltweit machen
hydrographische Dienste gute Erfahrungen damit, die Aufgaben der Küsten- und Seevermessung
mithilfe flugzeuggestützten bathymetrischen Laserscannings zu ergänzen. Mit einem zweifarbigen
Lasersystem wird dabei die Entfernung zwischen dem Flugzeug und der Wasseroberfläche einerseits
und die Entfernung zwischen dem Flugzeug und dem Meeresboden andererseits gemessen. Die
Differenz ergibt die aktuelle Wassertiefe, die ähnlich wie Echolotdaten ausgewertet werden kann.
Andere Sensoren verwenden nur einen einfarbigen, grünen Laser, der ins Wasser eindringen kann,
um auf diese Weise den Seeboden zu vermessen. In einigen Studien, deren Testgebiete sehr gute
Wasserverhältnisse wie etwa in der Karibik aufwiesen, wurden überzeugende Ergebnisse erzielt.
Demnach sei Laserbathymetrie, wenn auch mit dem Nachteil einer etwas geringeren Auflösung,
sowohl finanziell als auch zeitlich wirtschaftlicher als der Einsatz von Fächerecholot-Messungen
(Costa et AL., 2009).
Trotz des weltweiten Aufschwungs der Technik fand das Verfahren der Laserbathymetrie bisher in
der Seevermessung der deutschen Gewässer keine praktische Anwendung, weil das Wasser in diesen
Gebieten so trüb ist, dass eine sinnvolle Anwendung nicht wirtschaftlich erschien. Um das Potential
dieser neuen Messmethode in der Ostsee zu ermitteln, wurde vom Bundesamt für Seeschifffahrt und
Flydrographie (BSH) im Jahr 2008 ein Pilotprojekt durchgeführt, bei dem ein kleines Gebiet in der
Nähe der Insel Poel mit dem Sensor HawkEye II beflogen wurde. Dabei handelt es sich um ein Gerät
mit hoher Leistung, welches vergleichsweise tief ins Wasser eindringen kann (ca. bis zur 3-fachen
Secchi-Tiefe 1 ), aber zu einer recht geringen Punktdichte auf dem Seeboden führt. Die Ergebnisse
dieser Studie waren eher mäßig. Dennoch sollte das Verfahren weiter analysiert werden, da in der
Zwischenzeit bereits einige neuere Sensoren auf den Markt kamen.
Aus diesem Grund wurde das Projekt „Untersuchungen zum Einsatz der Laserbathymetrie in der
Seevermessung" mit Beginn des Jahres 2012 gestartet. In dessen Rahmen konnten Gelder für drei
Messkampagnen bereitgestellt werden, um das Potential verschiedener Sensoren ermitteln sowie
Erfahrungen im Umgang mit den Ausschreibungen sammeln zu können. Insgesamt sollen die
Möglichkeiten und auch die derzeitigen Beschränkungen des Verfahrens identifiziert werden. Auf
Basis eines kleineren Testgebiets gilt es dann, mit den gesammelten Erkenntnissen für die
Vermessung durch Laserbathymetrie geeignete Gebiete an der gesamten deutschen Ostseeküste zu
finden. Für einen operationeilen Einsatz sollte diese Methode zudem wirtschaftlicher sein als die
traditionelle schiffsgebundene Vermessung, so dass weiterhin eine Wirtschaftlichkeitsprüfung für
diese Gebiete durchgeführt werden muss. Das Ziel des Projekts soll demzufolge eine Karte mit
Arealen sein, die zukünftig mit der Laserbathymetrie erfasst werden könnten. Eine kurze
1 Eine Secchi-Tiefe entspricht der Wassertiefe, bei der eine ins Wasser gelassene Scheibe mit 30 cm gerade
noch mit dem menschlichen Auge zu erkennen ist.