4.1 Seevermessung im Flachwasser-Bereich
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4.1.4 Satellitenbathy me trie
Im Rahmen des Projekts wurde zusätzlich zur Laserbathymetrie ein weiteres Verfahren zur
Bestimmung der Meeresbodentopographie getestet. Dabei wurde auf Grundlage eines
multispektralen Satellitenbildes die Wassertiefe ermittelt. Das Verfahren der Firma EOMAP, welches
in diesem Fall verwendet wurde, ist detailliert beschrieben in (Ohlendorf et al, 2011) sowie (Needham
& FIartmann, 2013). Dem erstgenannten Bericht zufolge lässt sich die Ableitung von Wassertiefen mit
Satellitendaten generell in zwei Gruppen untergliedern, die direkte und die indirekte Bestimmung:
Zur direkten Bestimmung werden optische multi- oder hyperspektrale Bilder verwendet. Eine
Tiefenschätzung aus den Bilddaten ist möglich, wenn die Reflexion des Seebodens einen messbaren
Anteil der am Sensor detektierten Gesamtreflexion während der Aufnahme beiträgt. Das
Auswerteverfahren führt eine Trennung der unterschiedlichen Reflexionen (z.B. von
atmosphärischen Molekülen und Aerosolen, Wasseroberfläche oder durch Schwebstoffe im Wasser)
von denen des Seebodens durch. Grundlegend ist weiterhin die Eigenschaft, dass zusätzlich ein
gewisser Energieanteil des Signals während seines Weges durch die Wassersäule und die Reflexion
am Seeboden vom Wasser absorbiert wird (Mobley, 1994). Es ergibt sich eine charakteristische
spektrale Signatur, anhand derer die Wassertiefe geschätzt werden kann. Dabei ist eine passende
radiometrische Sensitivität des Sensors sowie eine korrekte Kalibrierung die wesentliche
Voraussetzung. Die Verwendung von mehreren optischen Kanälen (z.B. von hyperspektralen
Sensoren, siehe beispielsweise (Ma et al., 2015)) kann helfen, bessere Ergebnisse zu ermitteln.
(Ohlendorf etal, 2011)
Im Gegensatz zu der direkten Bestimmung mit optischen Daten basiert die indirekte Tiefenschätzung
auf der Beobachtung von Auswirkungen der Meeresbodentopographie auf andere physikalische
Prozesse wie z.B. hydrodynamische Prozesse. Anhand von Strömungen und Wellenmustern an der
Wasseroberfläche lassen sich Aussagen über die darunter befindliche Topographie treffen.
Insbesondere SAR-Bilder (SAR, Synthetic Aperture Radar) von Satelliten eignen sich für die
Auswertung der Wellenmuster, da die Mikrowellen durch die Wellen an der Wasseroberfläche sehr
stark reflektiert werden und sich durch die hohen Intensitäten in den Bildern gut auswerten lassen.
Um dieses Verfahren anwenden zu können, müssen einerseits bestimmte meteorologische
Bedingungen (z.B. Windgeschwindigkeiten) vorherrschen und andererseits ungefähre
Näherungswerte über die Wassertiefe vorliegen (Ohlendorf et al, 2011). Tiefergehende
Informationen über indirekte Methode finden sich z.B. in (Jackson & Apel, 2004) oder (Pleskachevsky
etal., 2011).
Für dieses Projekt kam ein optisches Bild zum Einsatz, so dass sich das Verfahren der direkten
Wassertiefenbestimmung zuordnen lässt. Bevor der Auftrag erteilt wurde, stellte die Firma EOMAP
ein Angebot zusammen. Demzufolge sollte ein multispektrales Bild des Satelliten RapidEye vom
05.05.2011 für die Bestimmung der Meeresbodentopographie bei Poel verwendet werden. Der
Satellit verwendet die fünf Spektralkanäle Blau, Grün, Rot, Red Edge und Nahes Infrarot. Die
Pixelgröße beträgt 5 m. Dem Angebot zufolge solle die Abdeckung der Szene bei Poel 80-100% und
die geschätzte Genauigkeit etwa 0-10% der ermittelten Wassertiefe betragen. Die Bereitstellung der
prozessierten Wassertiefen in der 625 km 2 großen Gesamtszene war verglichen mit den Kosten für
Laserbathymetrie sehr günstig und sollte innerhalb von drei Wochen nach Erhalt des Auftrags
erfolgen.