Skip to main content

Full text: Sturmfluten in der Elbe und deren Vorhersage im Wandel der Zeiten

82 
Sylvin H. Müller-Navarra, Sturmfluten in der Elbe und deren Vorhersage im Wandel der Zeiten 
Niedrigwasserzeit ein, ist also nicht auf die 
Verhältnisse zur Hochwasserzeit übertragbar. 
Das Sturmklima in der Nordsee hat sich nur 
wenig verändert (Schmidt und v. Storch, 
1993). An diesem Befund hat sich auch in 
jüngster Zeit nichts geändert. Allenfalls ist 
festzustellen, dass in den letzten 20 Jahren 
Sturmfluten häufiger in den Monaten Januar 
bis März auftraten, im gleichen Zeitraum da 
vor tendenziell eher im Herbst (Löwe, 2009). 
Aussagen über die weitere Entwicklung des 
Sturmklimas im 21. Jahrhundert sind sehr 
unsicher und zeigen nur moderate Änderun 
gen (Woth et al., 2005). 
Einfluss der Strombaumaßnahmen 
Die Änderungen der Höhe und der Häufigkeit 
von Sturmfluten in der Elbe stromauf von 
Cuxhaven sind eng mit dem Ausbau der Elbe 
zu einer leistungsfähigen Schifffahrtsstraße 
verbunden. Auch die Anlage neuer Hafenbe 
cken in Hamburg und das spätere Zuschütten 
derselben in späteren Jahren hat die Wasser 
stände im Hamburger Abschnitt der Elbe be 
einflusst (Hensen, 1955). Deshalb hatten em 
pirische Windstautabellen für Hamburg, wie 
sie z. B. Schultze (1935) aufgestellt hatte, nur 
so lange Gültigkeit, wie die Elbe unverändert 
blieb. Aber jeder Ausbaumaßnahme der Elbe 
folgte ein hydrologisch-morphologischer 
Nachlauf, der das Strombett und damit die 
Gezeiten in der Elbe veränderte. 
Nach der verheerenden Sturmflut im Februar 
1962 ist in der Unterelbe ein Schutzsystem 
aus Deichen und Sperrwerken geschaffen 
worden, welches ebenfalls die Scheitelwasser 
stände nachfolgender Sturmfluten beeinflusste 
(Siefert, 1998). 
Ablauf von Sturmfluten 
Den Takt einer Sturmflut geben die Gezeiten 
und die Zuggeschwindigkeit der Sturm 
zyklonen mit ihren typischen Zugbahnen 
(Kruhl, 1978) über die Nordsee an. Entweder 
sind es kleine, rasch ziehende Tiefdruck 
gebiete mit schmalen Bändern hoher Wind 
geschwindigkeiten (z. B. „Anatol“ 1999) oder 
aber ausgedehnte Zyklonen (z. B. „Vinci 
nette“ 1962), die die gesamte Nordsee mit 
stürmischen nordwestlichen Winden erfassen. 
Besonders letztgenannte Sturmflut ist in der 
Literatur ausführlich diskutiert (Rodewald, 
1962; Koopmann, 1962), und erst jüngst ist 
dieses Ereignis mit einer aufwendigen nume 
rischen Modellkette nachgerechnet worden 
(Müller-Navarra et al., 2006). Dabei kam 
heraus, dass dieser Sturm in der heutigen, mit 
hohen Deichen und Sperrwerken eingefassten 
Elbe zu etwa 40 cm höheren Scheitelwasser 
ständen geführt hätte. Dieser Befund deckt 
sich mit Ergebnissen älterer Untersuchungen 
mit hydraulischen Modellen (Laucht, 1967). 
Laucht gibt den Anteil, der auf die Abdäm 
mung der Alten Süderelbe zurückzuführen ist, 
mit 5 cm an. Im Zentimeterbereich läge wohl 
auch der Einfluss auf die bloßen Gezeiten 
anteile ohne Windstau, wenn man die Alte 
Süderelbe mit einem Sturmflutsperrwerk ver 
sieht. Dann würden die Gezeiten im Süden 
Finkenwerders wieder ein mit Prielen durch 
setztes Süßwasserwatt schallen (Finder, 
1940). 
Da die Wassermassen am 16./17. Febraur 
1962 bis in die Hamburger Innenstadt ein 
drangen und dort horrende Schäden verur 
sachten, ist diese heute durch Sturmflut- 
schutzmauem, Sperrwerke, zu schließende 
Tore und andere Schutzwerke gegen ein 
dringendes Wasser abgeriegelt. Bei der Flut 
katastrophe 1962 ist z. B. über den Nikolai 
fleet Wasser in die Kellerräume der Com 
merzbank eingedrungen und hat dort die 
lagernden Aktienbestände in Mitleidenschaft 
gezogen, so dass diese ersetzt werden 
mussten. 
Aber auch von unten droht Gefahr; die bei 
„normaler“ Ebbe und Flut offenen Regen 
wassersiele müssen bei Sturmfluten durch 
Schieber geschlossen werden. 
Hamburg - die Elbe und das Wasser sowie weitere wasserbiston^h. n 
wassemistonsche Beiträge, Schriften der DWhG Band 13 <; u. _ 
• ”»nd 13, Sicgburg 2009, ISBN 978-3-8370-2347-3
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.