Sylvin H. Müller-Navarra, Sturmfluten in der Elbe und deren Vorhersage im Wandel der Zeiten
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Hamburg - die Elbe und du Wuver »wie weitere wesserhutonsche Beiträge. Schritten der DWhG, Bend 13, Siegburg 2009. ISBN 978-3-8370-2347-3
Abb. 2: Windstaudiagramm für Cuxhaven (nach:
Müller-Navarra und Giese, 1999).
Welches Flächenmittel des Windes bei der
Verwendung des Windstaudiagramms einge-
hen kann, richtet sich nach den vorhandenen
Beobachtungsstationen. Wichtig ist, dass das
Anemometer aus allen Richtungen frei ange
strömt werden kann (Wagner, 1931). Optimal
sind Daten von Feuerschiffen, deren Position
auf See sich an den Erfordernissen der Schiff
fahrt orientiert. Diese Erfordernisse haben
sich im Laufe der Jahre jedoch stetig gewan
delt und somit auch die Messstationen. Heute
sind für Windstauzwecke nutzbar die unbe
mannten Feuerschiffe „Ems“ und „Deutsche
Bucht“ und eingeschränkt die Wetterstation
„Helgoland“. Die Feuerschiffsbeobachtungen,
die teilweise in langen Zeitreihen vorliegen,
haben einen hohen wissenschaftlichen Wert
für die maritime Meteorologie und die Küs
tenozeanographie. Umso mehr muss bedauert
werden, dass nach Kenterung und Beschädi
gung des Feuerschiffes „Elbe“ im Orkan
„Anatol“ am 3.12.1999 dieses nicht wieder
zum Einsatz kam, und die einmalige, lange
meteorologisch-ozeanographische Zeitreihe
abbrach.
Der Wind über der Elbe selbst beein
flusst die Wasserstände bei Sturmflu
ten nur wenig (Rudolph, 2003). Zur
Zeit wird in einem Forschungsprojekt
dieser Einfluss näher untersucht (Pro
jekt OPTEL, s. u.).
Alle wesentlichen Sturmfluten der
Jahre 1901-2008 in Cuxhaven mit
Angaben zum Wind und zum Wind
stau sind in der Sturmflutsammlung
des „Landesbetriebes Straßen, Brü
cken und Gewässer Hamburg“ (Gön-
nert und Buß, 2009) verzeichnet. Die
10 höchsten Sturmfluten in Hamburg
sind in Tab. I aufgefuhrt; auffallend
ist, dass nach dem Jahr 2000 die auf-
geführten Scheitelwasserstände nicht
mehr übertroffen wurden. Legt man
wie üblich die Stufen 1,5 m, 2,5 m und
3,5 m über MHW für die Einteilung in
Klassen „Sturmflut“, „schwere Sturmflut“ und
„sehr schwere Sturmflut“ zugrunde, handelt es
sich bei allen 10 Fällen der Tab. 1 um sehr
schwere Sturmfluten.
Tab. I: Die 10 höchsten Sturmfluten in Hamburg,
Scheitelwasserstände und vorausberechnete mittlere
Hochwasser (MHW) des betreffenden Jahres.
Datum
Scheitelwasserstand
[cm ü. NN1
MHW
03.01.1976
645
178
10.01.1995
602
203
28.01.1994
602
204
03.12.1999
595
206
24.11.1981
581
193
23.01.1993
576
204
28.02.1990
575
201
05.02.1999
574
206
16.02.1962
570
167
21.01.1976
558
178
Nach wie vor ist der am 9. Februar 1949 am
Pegel Husum festgestellte Windstau von et
was mehr als 5 Metern der maximale Wert an
der gesamten deutschen Nordseeküste (Tom
czak, 1950; Petersen, 1986). Dieser Wert
stellte sich jedoch nicht zur astronomischen