Sylvin H. Müller-Navarra, Sturmfluten in der Elbe und deren Vorhersage im Wandel der Zeiten
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d>e Elbe und du Wu*r we.tere wauertm.or.5che Berthe. Schnflen der DWhCi, Band 13. Syburg 2009. ISBN 97»-M370.2347.3
Dazu wird in das schräg in Beton verankerte
Rohr (rechte Bildhälfte) eine Signalbombe
gesteckt und die Lunte entzündet. Hinter der
stählernen Schutzwand (linke Bildhälfte) kann
der Beamte bei der Explosion der Ladung
Schutz suchen.
Obwohl sich die Wettertelegraphie früh
durchgesetzt hatte, vergingen noch viele Jah
re, bis auch gemessene Pegelstände automa
tisch über Draht vom Pegel Hamburg-St.-
Pauli zu einem Schreibautomaten auf dem
Pegeltisch der Seewarte (Abb. 9) übertragen
werden konnten (Anonymus, 1925). Heute
laufen die Pegeldaten von vielen Pegeln aus
Nord- und Ostsee im Minutentakt (Abb. 3) in
die Computeranlage im Sturmflutwamdienst
des BSH ein und werden dort sofort für die
Vorhersage automatisch weiterverarbeitet
(Müller-Navarra, 2009).
Abb. 9: Der Pegeltisch in der Deutschen Seewnrte
(Anonymus, 1925).
* berhaupt stellt die Datenfernübertragung
heute kein wesentliches Problem der Vorher
ige von Sturmfluten mehr dar. Für den
außergewöhnlichen Katastrophen fall, wie
auc h immer dieser einmal aussehen mag,
^uss es aber eine Rückfallposition geben, die
Vorhersagen und Warnungen mit einfachsten
Mittel ohne jede Informationstechnologie
erlaubt.
Numerische Modelle
Die numerische Gezeiten- und Wasserstands
modellierung markiert den Beginn der nume
rischen Sturmflutvorhersage. Es konnte be
reits in den 1950er Jahren am Beispiel des
Holland-Orkans gezeigt werden, dass derarti
ge Extremereignisse in der Nordsee tatsäch
lich mit numerischen Verfahren berechenbar
waren, allerdings zunächst im Nachhersage
modus (Hansen, 1956; Fischer, 1978).
Als in den 1950er Jahren mit den Computern
und geeigneten Compilern wie FORTRAN
(Backus, 1979) schließlich die numerische
Wettervorhersage realisiert wurde, kommen
tierte das der erfahrene Synoptiker Scherhag
(1962) folgendermaßen,
wobei er sich auf labile
Gleichgewichtszustände
in großen Teilen der
Atmosphäre bezog:
„ Wegen dieser grund-
sützlichen Schwierigkei
ten ist es noch immer
nicht möglich , entschei
dende Wetterumschläge
für einen Zeitraum von
mehr als 36 Stunden mit
ausreichender Genauig
keit vorherzusagen, und
in dieser Hinsicht teilen
bis jetzt alle Verfahren
der mathematischen
Wettervorhersage die Unzulänglichkeit des
menschlichen Gehirns. Während sie eine
normale Weiterentwicklung einer Wetterlage
mindestens ebensogut wie besonders qualifi
zierte Meteorologen - die dabei übrigens
eigener Verantwortung enthoben werden
Vorhersagen, versagen sie dagegen bei den
großen Umschlägen meistens noch mehr als
die Experten auf dem Gebiet der Wetter\’or-
hersage. denen es zur Beschämung unserer