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Full text: 125 Jahre maritime Forschung und Dienste in Hamburg

125 Jahre maritime Forschung und Dienste in Hamburg: 
Zur Gründung der Norddeutschen Seewarte 1868 
Günter Heise 
UDC 061.1:551.46:93 
Im Dezember 1867 erschien in Hamburg eine „Anzeige betreffend ein im allgemeinen 
Interesse der Seefahrt unter dem Namen Norddeutsche Seewarte zu errichtendes nautisch-mete 
orologisches Institut, das mit dem 1. Januar 1868 unter der Direktion des Herrn Wilhelm von 
Freeden in Wirksamkeit treten wird“. 
Wilhelm Ihno Adolf von Freeden (1822-1894), ehemals Rektor der Navigationsschule in 
Elsfleth, hatte der Handelskammer in Hamburg vorgeschlagen, „unter den Auspizien der 
kompetentesten Behörde unseres Vaterlandes, der Handelskammer der Hansestadt Hamburg, 
ein, kurz gesagt ’Maurysches’ Institut ins Leben zu rufen, welches vom ersten Tag seines 
Bestehens an in den unmittelbaren Dienst der praktischen Seeschiffahrt tritt“. 
Schon in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts hatte in den USA der Marineleutnant 
Matthew F. Maury begonnen, alte Logbücher auszuwerten und Beobachtungen anstellen zu 
lassen. Seine Wind- und Strömungskarten waren damals bahnbrechende Werke. Von 1851 an 
erschienen seine Segelanweisungen, in denen zum Teil ganz neue Routen für Segelschiffe 
empfohlen wurden, die die Reisen der ohnehin schnellen Klipper noch erheblich verkürzten. 
Auf Maurys Betreiben verpflichteten sich 1853 in Brüssel zehn Nationen in einem Überein 
kommen, Marinen und Handelsschiffahrt vierstündlich meteorologische Beobachtungen anstel 
len und in Tagebücher eintragen zu lassen. Österreich, Preußen, Hamburg und Bremen traten 
diesem Übereinkommen bei, ohne jedoch Zentralstellen einzurichten (Horn [1972]). 
1864 hatte Georg von Neumayer bei Senatoren, Reedern, Vertretern der Handelskammern 
und in öffentlichen Vorträgen für die Errichtung eines nautisch-meteorologisch-hydrographi- 
schen Instituts geworben. Auch auf der „Ersten Versammlung deutscher Meister und Freunde 
der Erdkunde“ 1865 in Frankfurt am Main, an der auch Freeden teilgenommen hatte, warb er 
für ein solches Institut. Jedoch zog er sich aus dem Projekt zurück, als sein Antrag in Hamburg 
keinen Erfolg hatte. 
Hamburg stellte Freeden Räume zur Verfügung und einen Betrag zur Beschaffung von 
Mobiliar, Karten, Büchern und Instrumenten. Auch 28 Reeder sicherten ihm Unterstützung zu. 
Die Schiffsführer lieferten dem Institut in Tagebüchern niedergeschriebene gemessene und 
beobachtete meteorologische Daten. Freeden empfahl individuelle Routen, wobei er die Eigen 
schaften des Schiffes und sogar die Erfahrung des Kapitäns berücksichtigte. Die so beratenen 
Schiffe erzielten gegenüber Mitseglem auf den monatelangen Fahrten einen Zeitgewinn von 7,1 
Tagen auf der Ausreise und 4,0 Tagen auf der Heimreise (Horn [1972]). Diese Zahlen sind die 
mittleren Zeitgewinne aus den 850 Beratungen, die die Seewarte unter v. Freedens Leitung für 
Fahrten nach Südamerika, Afrika, Indien und Australien erarbeitete. 
Von Juli 1872 an hieß das Institut Deutsche Seewarte. Am 9. Januar 1875 wurde die 
Seewarte Reichsinstitut. Freeden verkaufte sie an das Deutsche Reich und zog sich zurück. Der 
erste Direktor wurde Georg Balthasar Ritter von Neumayer (1826-1909), Hydrograph der 
Kaiserlichen Admiralität in Berlin.
	        
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