Die Küste, 79(2012), 141-168
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kommend die Elbe nach Hamburg befahren, präzise und möglichst langfristige
Vorhersagen des Wasserstandes. Für Manöver im Hafen wie z. B. das Eindocken von
Schiffen oder das Wenden sehr großer Schiffe sind zusätzlich detaillierte Kenntnisse der
tideabhängigen Strömungsverhältnisse wichtig.
Für die Tideelbe wurden bisher vom BSH Tidehochwasser Thw und Tideniedrig
wasser Tnw für ausgewählte Orte entlang des Astuares vorhergesagt und veröffentlicht.
Bei extremen Ereignissen wie Sturmfluten, sehr hohen oder auch sehr niedrigen
Oberwasserzuflüssen in die Tideelbe sind räumlich und zeitlich detaillierte Vorhersagen
von Wasserstands- und Strömungsverhältnissen jedoch besonders wichtig. Diese
Informationen ermöglichen zusätzlich zu einer verbesserten Beratung der Schifffahrt, des
Küstenschutzes und der Wasserwirtschaft auch die Möglichkeit, bei Havarien im Bereich
der Elbe die Öl- bzw. Schadstoffbekämpfung effizienter zu betreiben. Die Sturmfluten
im Winter 2006/2007 zeigten ebenfalls deutlich, dass hoher Bedarf für eine verbesserte
Wasserstandsvorhersage bei Sturmflut für die Elbe bzw. alle Ästuare der deutschen
Nordseeküste besteht.
Ein Ziel des KFKI-Projektes OPTEL (Projektlaufzeit April 2008 bis März 2011) ist
es, eine Operationelle Wasserstands- und Strömungsvorhersage für die Tideelbe zu
entwickeln. Das Projekt „OPTEL — Windstaustudien und Entwicklung eines
Operationellen Tideelbe-Modells“ besteht aus vier Teilprojekten, die in einer Kooperation
zwischen dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH, siehe BORK und
MÜLLER-NAVARRA 2012), dem Deutschen Wetterdienst (DWD, siehe GANSKE und
ROSENHAGEN 2012), der Hamburg Port Authority (HPA, siehe STROTMANN et al. 2012)
und der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW, siehe KREMP 2011) bearbeitet werden. Das
Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
gefördert. Die Forschungskoordination und die wissenschaftliche Begleitung des
Projektes erfolgt durch das Kuratorium für Forschung im Küsteningenieurwesen (KFKI).
Durch die Kopplung hydrodynamisch numerischer (HN-) Modelle der Tideelbe mit
hydrodynamisch-numerischen Vorhersagemodellen der Nordsee und der Deutschen
Bucht wird im Rahmen des Forschungsvorhabens OPTEL gezeigt, dass mit numerischen
Modellen und heutiger Rechnerleistung räumlich (flächendeckende) und zeitlich
(gesamter Tideverlauf) hochaufgelöste Operationelle Wasserstands-, Strömungs- und
Salztransportvorhersagen für die Tideelbe möglich sind. Hierbei werden zwei
unterschiedliche numerische Verfahren von OPTEL-A (BSHcmod, DICK et al. 2001)
und OPTEL-C (LInTRIM, Casulli und Walters 2000) eingesetzt, um die Vor- und
Nachteile der Modellverfahren in unterschiedlichen Vorhersagesituationen untersuchen
zu können. Das Projekt OPTEL ist auch als Pilotstudie für Jade-Weser und Ems gedacht.
Ziel des von der BAW bearbeiteten Teilprojektes OPTEL-C ist die Entwicklung eines
Operationellen Tideelbemodells. Das BAW-Vorhersagemodell Elbe wird auf der
Grundlage des 3-dimensionalen hydrodynamisch numerischen Modellverfahrens
LInTRIM, das ein unstrukturiertes orthogonales Gitter verwendet, entwickelt. Die Wahl
eines derartigen Gitters ermöglicht eine möglichst tiefen- und volumentreue Wiedergabe
der Ästuartopographie bei einer möglichst kleinen Anzahl von Gitterelementen.
In einer engen Zusammenarbeit mit OPTEL-A und OPTEL-B werden die für die
Randwertübergabe aus der Nordsee (Wasserstand, Strömung und Salzgehalt am Rand der
Elbe zur Deutschen Bucht), aus der Atmosphäre (Windgeschwindigkeit über der Elbe)
und aus dem Binnenbereich (Oberwasserzufluss in die Tideelbe) benötigten Schnittstellen